Eine starke Familie, die die Brauerei-Tradition weiterführt (von rechts): Paul Teufel, sein Vater Edmund und seine Mutter Rita Teufel sowie sein Onkel Paul Teufel Foto: Nico Pudimat/Baisinger

Von einer Hausbrauerei zum vielfach prämierten Familienunternehmen – in Baisingen wird Biergeschichte geschrieben. Das wird dieses Wochenende gefeiert.

Es war im Jahr 1775, als Christian Teufel im schwäbischen Baisingen zum ersten Mal Bier braute – im Saal des Gasthauses „Zum Löwen“. Damals dachte niemand an Tradition oder Marke, sondern schlicht an ein gutes Getränk für die Gäste. Doch das „Löwenbräu“ fand schnell Liebhaber.

 

Der brauende Gastwirt musste erweitern – und legte damit den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die nun 250 Jahre umfasst.

Die Brauerei ist ein Paradebeispiel schwäbischer Beständigkeit

Seit zweieinhalb Jahrhunderten liegt die Brauerei ohne Unterbrechung in den Händen der Familie Teufel – neun Generationen, die mit Engagement und Weitblick am Werk waren.

Nach Christian Teufel übernahm 1805 sein Sohn Anton. Es folgten die Fidels – Vater und Sohn – die die Brauerei bis 1868 weiterführten. Ende des 19. Jahrhunderts war es wiederum ein Christian Teufel, der gemeinsam mit seiner Frau Magdalena Pfeffer aus Bittelbronn die Geschäfte führte.

Rückschläge und Fortschritte

Ab 1919 stand Paul Teufel, der Vater der späteren Mitinhaberin Gertrud, an der Spitze der Brauerei. Er heiratete Rosa Gruner aus Schramberg – gemeinsam leiteten sie das Unternehmen durch die wirtschaftlich unsicheren Zwischenkriegsjahre. Als ihr Sohn Wilhelm 1943 im Zweiten Weltkrieg fiel, übernahmen Rosa und Tochter Gertrud notgedrungen das Ruder – und hielten den Betrieb trotz aller Widrigkeiten am Leben.

Ein besonderer Fortschritt war die Installation der ersten Eismaschine im Jahr 1928. Bis dahin war das Kühlmittel – das für die Lagerung des Biers entscheidend ist – mühsam aus dem Eisweiher zwischen Baisingen und Vollmaringen – im Besitz der Brauerei – gewonnen worden.

Brauereigasthof „Zum Löwen“ in Baisingen im Jahr 1928 Foto: Ortsarchiv Baisingen

Moderne Abfüllanlage und Starkuh Lilo

1948 heiratete Gertrud den gelernten Brauer Edmund Teufel. Es begann eine neue Phase des Aufbaus: Der Gasthof wurde renoviert, neue Gär- und Lagerkeller gebaut, Aluminiumtanks lösten die alten Holzfässer ab. Eine moderne Abfüllanlage kam hinzu, das Sudhaus wurde auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Zur Brauerei gehörte bis dahin eine beachtliche Landwirtschaft mit über 40 Hektar Fläche und rund 50 Milchkühen. Berühmt wurde dabei Starkuh „Lilo“, die mit stolzen 97.000 Litern Milch und 13 Kälbern zur Legende im Ort wurde. Die Landwirtschaft wurde dann in der achten Generation aufgegeben.

Teufel-Generationen bis in die Gegenwart

Nach dem frühen Tod von Edmund Teufel übernahmen Paul und Edmund die Leitung. Paul Teufel ist diplomierter Braumeister (Weihenstephan), Edmund Teufel ist Kaufmann. Beide teilten sich die Aufgaben der vergangenen 40 Jahre: Paul verantwortete Technik und Produktion, Edmund die kaufmännischen Belange.

Natürlich wird mit Bier angestoßen. Foto: Nico Pudimat/Baisinger

Der heutige Geschäftsführer Paul junior ist der Sohn von Edmund und Neffe von Paul. Übrigens: Der Sohn von Paul Teufel jun. heißt ebenfalls Paul (IV.), womit bereits die zehnte Generation geboren ist.

Internationale Erfolge und Investitionen

Besonders stolz ist die Familie auf den internationalen Erfolg: Das Baisinger Kristallweizen wurde sieben Mal mit Gold beim European Beer Star ausgezeichnet – ein Rekord in dieser Kategorie. Insgesamt gewann die Biermanufaktur 16 Medaillen.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde immer weiter investiert: Anlagentechnik, um alkoholfreies Bier und Mischgetränke herzustellen, in die Logistik oder in regenerative Energien.

Was einst mit einem kleinen Brausud im Gasthaus begann, hat sich über 250 Jahre hinweg zur Geschichte eines besonderen Familienunternehmens entwickelt – bodenständig, innovativ und tief in der Region verwurzelt.

Das Jubiläumswochenende

Samstag mit Münchener Freiheit
Das Jubiläum wird am Samstag, 17. Mai, in der Brauerei mit einem Auftritt der Münchener Freiheit und Sänger Markus ab 19 Uhr gefeiert. Tickets gibt es an der Abendkasse.

Sonntag mit Hoffest und Theater
Am Sonntag, 18. Mai, geht es mit einem großen Hoffest weiter. Besucher erwartet ab 11 Uhr ein abwechslungsreiches Programm auf dem Brauereigelände in Baisingen. Der Eintritt ist frei. Den Auftakt macht ein zünftiger Frühschoppen mit den Nagoldtal-Musikanten. Um 12 Uhr erfolgt der feierliche Fassanstich durch Ortsvorsteher Philipp Küfer. Musikalisch geht es am Nachmittag weiter: Ab 14:30 Uhr sorgt die Oh-La-La-Band für Stimmung. Ein besonderer Programmpunkt ist die Theateraufführung der Baisinger Theatergruppe, die eigens zur Jubiläumsfeier ein Stück über die bewegte Geschichte der Brauerei-Familie Teufel auf die Bühne bringt.
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Wie schon zur 200-Jahr-Feier 1975 gibt es Ochs am Spieß. Zudem werden gegrillte Forellen und viele weitere regionale Spezialitäten angeboten. Für eine süße Überraschung sorgt der Rottenburger Eiskonditor und deutsche Meister Thomas Micolino – mit einem eigens kreierten Bier-Eis.
Kinder dürfen sich auf ein buntes Programm mit Hüpfburg, Bungee-Trampolin und Cat-Car-Rennbahn freuen. Wer einen Blick hinter die Kulissen werfen möchte, kann an einer der angebotenen Brauereiführungen teilnehmen und mehr über Technik und Produktion erfahren.