Wenn nahezu das ganze Dorf kommt, um einem Bürger zum Geburtstag zu gratulieren, ist es ein besonderer Anlass.
Diesen Anlass gab es in der Schmiedgasse 1, dort wohnt Karl Kuttruff, der am 4. November seinen 100. Geburtstag feierte.
Wie es in Unterbaldingen so üblich ist, kommen die Gratulanten am Abend vor dem Ehrentag, um ihre besten Wünsche auszusprechen. Präsent war der Musikverein, den der Jubilar 50 Jahre lang als passives Mitglied unterstützte. Ebenfalls hatten sich die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Ober- und Unterpaldigen eingefunden, dazu zahlreiche Unterbaldinger Bürgerinnen und Bürger.
Die Musiker erfreuten den Jubilar mit einigen von ihm gewünschten Melodien, der Chor ließ ebenfalls harmonische Lieder erklingen, worüber sich Karl Kuttruff spürbar freute, genau so über die Geschenke, die ihm mit den besten Wünschen überreicht, wurden. „Gratulieren darf man am Vorabend noch nicht,“ wurde scherzhaft bemerkt.
Am 4. November 1925 kam der Jubilar in Heidenhofen zur Welt. Nach seiner Schulzeit begann er in Dauchingen eine Lehre als Zimmermann. Diese gerade abgeschlossen, wurde er mit knapp 18 Jahren vom Militär nach Frankreich zum Ausbildungsdienst einberufen, danach ging es an die Ostfront ins Kriegsgeschehen, bis er gegen Ende des Krieges zuerst in russische, dann in polnische Gefangenschaft geriet.
1949 konnte er heimkehren, 1957 Jahre heiratete er und zog mit seiner Gattin in die Schmiedgasse, ins Elternhaus seiner Ehefrau. Fünf Kinder kamen auf die Welt, eines davon ist gestorben. Zur Nebenerwerbslandwirtschaft war Kuttruff bis zum Rentenalter als Betriebszimmermann bei der damaligen Schwenninger Uhrenfabrik Mauthe tätig und in einem Hüfinger Sägewerk.
Im Jahr 2004 verstarb seine Frau. „Du bist der einzige Hundertjährige in Bad Dürrheim und allen Ortsteilen und für uns alle ein großes Vorbild“, sagte Ortsvorsteher Franz Eisele, der die Glückwünsche des Ortes und der Stadt überbrachte, ebenso ein Gratulationsschreiben vom Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Liebevoll wird der Jubilar in seinem Wohnhaus von seinen vier Kinder und deren Familien versorgt. Er hat vier Enkel und zwei Urenkel. Angewiesen auf den Rollstuhl schaut er gerne Fernsehen. „Sport und Musik und die Hilfe von oben tun mir gut“ ließ er schmunzelnd wissen. Auf seinen 100. Geburtstag habe er sich schon seit einigen Monaten gefreut.