Auf sehr großes Interesse stieß die Einweihung der „Zeller Jubiläumswand“. Foto: Georg Ganter

Der Bürgerverein übergab feierlich die „Zeller Jubiläumswand“ an die Stadt. Das Kunstwerk von „Boogie“ und „Dr. Yo“ erzählt die bewegte Geschichte Zells.

Nun ist sie offiziell der Stadt und ihren Bürgern übergeben: die Zeller „Jubiläumswand“. Das imposante Kunstwerk zweier renommierter Street-Art-Künstler erstreckt sich über beeindruckende 54 Meter Länge, bis zu fünf Meter Höhe und insgesamt 300 Quadratmeter Fläche. Zur feierlichen Einweihung hatte der Zeller Bürgerverein am Freitagabend auf den Sparkassenplatz eingeladen – und viele Zeller sowie Besucher von auswärts waren gekommen. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Stadtmusik, bevor die Band „Aroma“ mit fetzigem Open-Air-Sound für beste Stimmung sorgte. Bei sommerlichen Temperaturen genossen die Gäste kulinarische Köstlichkeiten und kühle Getränke – und feierten bis in die späten Abendstunden hinein das neue künstlerische Wahrzeichen ihrer Stadt.

 

Geschenk des Vereins

Die sogenannte „Jubiläumswand“ ist ein besonderes Geschenk des Zeller Bürgervereins anlässlich des Stadtjubiläums „750 Jahre Zell“, das in diesem Jahr gefeiert wird. Zu Beginn des Einweihungsfestes stellte der Vereinsvorsitzende Michael Gehri nochmals die Idee hinter dem Kunstwerk vor: Ziel sei es, den Platz mit seinen hohen Betonwänden ansprechender zu gestalten und gleichzeitig einen zentralen Ort zu schaffen, der die Identität der Stadt repräsentiert.

Michael Gehri (links) übergibt die Jubiläumswand an Bürgermeister Peter Palme. Foto: Georg Ganter

Bürgermeister Peter Palme bedankte sich am Festakt bei den zehn „älteren“ Herren aus dem Arbeitstrupp des Bürgervereins, denen die Künstler den Spitznamen „Silberrücken“ verliehen hatten, für ihr außerordentliches bürgerschaftliches Engagement. Besonders freuen dürfte ihn, dass auf die finanziell nicht üppig ausgestattete Stadtkasse keinerlei Kosten zukommen. Die Finanzierung des Projekts übernimmt der Bürgerverein, unterstützt von der Trachtengruppe sowie der örtlichen Sparkasse. Darüber hinaus trugen zahlreiche Material- und Dienstleistungsspenden zur Realisierung bei.

Die Künstler

Das größte zusammenhängende Wandkunstwerk im badischen Raum stammt von zwei international renommierten Street-Art-Künstlern: André Morgner, besser bekannt als „Boogie“ und wohnhaft in Zürich, sowie Ronald Schrodt alias „Dr. Yo“ aus Berlin. Beide sind für ihre filigranen „Murals“ –Wandgemälde – bekannt, mit denen sie die einzigartige Ästhetik vieler Städte einfangen. Ihre Werke prägen bereits das Stadtbild von Metropolen wie London, Jakarta, Berlin oder Mexiko-Stadt.

Uli Merkle mit „Dr. Yo“ und „Boogie“ (von links). Foto: Georg Ganter

Bei der Einweihung stellte Uli Merkle vom Bürgerverein die beiden Künstler vor und erklärte die inspirierende Zusammenarbeit. In einem kurzweiligen Interview gewährten „Dr. Yo“ und „Boogie“ Einblick in ihre künstlerische Herangehensweise – und wie sie erste Ideen der „Silberrücken“ mit den Motiven der Stadt verbunden und in das Werk einfließen ließen.

Auch Palme gratulierte den Künstlern für „das größte Kunstwerk aller Zeiten“, das je für Zell geschaffen wurde, und bedankte sich mit einem kulinarischen Gruß aus der Region.

Das Kunstwerk

Beim Kunstwerk handelt es sich um ein sogenanntes Mural, eine großformatige Wandmalerei, die direkt auf Wände, Fassaden oder andere große Flächen im öffentlichen Raum aufgetragen wird. Anders als Graffiti, die oft spontan und anonym entstehen, sind Murals meist geplante Kunstwerke, häufig im Auftrag oder mit Zustimmung von Eigentümern, Gemeinden oder Sponsoren gestaltet. In Zell wurden verschiedene Spray- und Maltechniken angewendet. Dabei wurden 160 Liter Farbe und der Inhalt von 215 Spraydosen verbraucht.

Die Bilder der Wand, vorwiegend in kühlen Blautönen gehalten, erzählen eindrucksvoll die bewegte Geschichte der Stadt. Zu entdecken sind unter anderem Szenen der Zeller Fasnacht, ein Gedicht des Heimatdichters Gerhard Jung, ein Verweis auf Constanze Mozart sowie die Namen verdienter Ehrenbürger. Garnrollen und Wasserturbinen verweisen auf die jahrhundertelange Tradition der Zeller Textilindustrie. Im Zentrum des Kunstwerks steht das Wappentier und stolze Symbol der Stadt: der Zeller Schwan.

Alle Elemente fügen sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen, auf das die Initiatoren des Bürgervereins und alle Zeller stolz sein können und das wohl in den nächsten Monaten noch viel Besucher nach Zell locken wird.