Wandervögel und ein Wanderschaf: Matthias Graf-Hetzler und Chantal Coutu. Foto: Marcel

Zum 25. Jubiläum des Skulpturengartens Oberrotenstein gibt es viele Anekdoten über den Künstler Erich Hauser und sein mitunter kritisches Verhältnis zu Rottweil.

Den Auftakt gab es in der Ku(h)nstscheune von Corinna Lange, wo zwischen Strohballen zahlreiche kleine und auch größere „Ex Libris“ bestaunt werden konnten.

 

In eindrucksvoller Vielfalt beschäftigten sich Corinna Lange, Ingrid Schatter, Heidrun und Alana Nastold, Emma Pfister, Joanna Kafka und Ulrike Bother-Clemens mit dem Thema Buch und den herausnehmbaren Kostbarkeiten. Die es übrigens auch als echtes Ex Libris bei der Buchhandlung Klein zu erstehen gibt.

Ein fulminanter Kunst-Auftakt

Ein kleines Stück weiter oben wurde schließlich das „Wanderschaf(t)“ namens Gwendoline, erschaffen von Chantal Coutu, eingeweiht. Die langbeinige Schönheit macht den Auftakt des Kunstpfads, der schon im kommenden Jahr mit Werken des Bildhauers Herbert Goeser weitergeführt werden soll.

Matthias Graf-Hetzler freute sich nicht nur über den fulminanten Auftakt mit zahlreichen Besuchern, sondern auch darüber, dass das Werk der in Göllsdorf lebenden und aus Kanada stammenden Chantal Coutu einen so besonderen Platz gefunden hat. Was auch ohne großes Genehmigungs-Gedöns über die Bühne ging, denn der Platz, den „Gwendoline“ nun innehat, gehört Corinna Lange.

Skulpturengarten und Atelier

Musikalisch weihte die irische Sängerin Lynda Cullen die Skulptur ein – auch ein „Wandervogel“, wie Matthias Graf-Hetzler Künstlerin und Musikerin nannte – aus der Fremde in Rottweil heimisch geworden. Nach vorne gehen und in die Zukunft schauen wie das Schaf, das weit übers Land blickt und zur Einweihung von Schäferin Bianca Pfitzenmeier vom Eckhof eine echte Schaf-Glocke um den Hals gehängt bekam.

Im Atelier von Tobias Kammerer gibt es zahlreiche Anekdoten über den Bildhauer Erich Hauser. Foto: Marcel

Dann ging es ein Stück weiter runter, an den Kuhweiden vorbei, zu Tobias Kammerers Skulpturengarten und in sein Atelier. Hier wartete auf die Besucher nicht nur eine beeindruckende Sammlung von Werken Erich Hausers, sondern auch Gerhard Link, der über 30 Jahre in Hausers Werkstatt dessen Edelstahlskulpturen herstellte.

Der enttäuschte Professor

Und der viele Anekdoten auf Lager hatte: Von wilden Parties, als Silvester bis zum Neujahrsabend durchgefeiert wurde und Hauser selbst irgendwann einfach umfiel. Von einem gerade 21-jährigen Link, der nach drei Tagen schon alleine arbeiten musste, weil Erich Hauser nach Sao Paolo musste.

Wie Hauser als Professor nach Berlin ging, die Studenten dort zunächst überhaupt nicht erschienen und sich dann nicht begeistern ließen. Weshalb Hauser beschloss, Berlin den Rücken zu kehren und wieder in Rottweil zu arbeiten.

Spießertum und Kunstfreiheit

Link erzählte von kaum umsetzbaren Entwürfen des Künstlers, doch „es gab wenig, was nicht machbar war!“ Tobias Kammerer erinnerte sich an seinen ersten Besuch bei Hauser, mit seinem Bruder und der Mappe mit Aktzeichnungen unterm Arm, an die gnadenlose Kritik des Künstlers und dessen Aufforderung, sich zu entscheiden: Entweder Kunstlehrer oder Künstler – beides gehe nicht.

Aber auch an die Unterstützung, als Kammerers Kunst am Bau in der Feldbergstraße vom damaligen Baubürgermeister gestoppt wurde, Hauser sich hinter ihn stellte und die Freiheit der Kunst einforderte.

Das Spießertum Rottweils, wie Matthias Graf-Hetzler es nannte, musste mit Erich Hauser einiges einstecken. Doch er brachte auch die Kunstwelt in die Stadt, die man heute noch erleben kann.