Michael Albrecht hat die Stadtmusikanten vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Foto: Siegmeier

Seit 30 Jahren gibt es die Rottweiler Stadtmusikanten. Nun haben sie Jubiläum gefeiert.

Rottweil - Michael Albrecht hat die Musikertruppe ins Leben gerufen. Die Gründe dafür waren ganz pragmatisch. Am Schmotzigen einen Platz in Rottweils Lokalen zu ergattern, ist und war noch nie einfach, das ist bekannt. "Deswegen sind wir, das waren Ludwig Viereck und ich,– wir waren zwölf und 13 Jahre alt – damals mit einer kleinen und einer großen Trommel ausgestattet, in die Stadt gegangen, um uns einer Schmotzigengruppe anzuschließen", berichtet Michael Albrecht über die allerersten Anfänge. Das habe mal mehr und mal weniger gut funktioniert.

"1992 wollten wir zum Narrentag nach Überlingen", erinnert sich Albrecht. Kurzerhand habe er Musiker der LG-Bigband und auf dem Schulhof Leute angefragt, ob sie mitmachen wollen. Und sie wollten. "Das hat letztlich so Spaß gemacht, dass wir was Eigenes machen wollten".

Zwölf Gleichgesinnte

Gesagt, getan. Schon 1993 habe man die Idee weitergesponnen. Und so fassten zwölf gleichgesinnte, fasnetsbegeisterte Jungmusiker den Entschluss, dem Mangel an organisierten Schmotzigen-Musikkapellen abzuhelfen, denn damals habe es reine Aufsagegruppen mit spärlicher Musikbegleitung gegeben.

Wie eine Schweizer Garde

Der Onkel von Michael Albrecht, Heinrich Scheidel, habe die Uniformen für die Musikgruppe in Anlehnung an die der Schweizer Garde entworfen. Schneidermeisterin Christina Viereck hat sie schließlich genäht. Neben dem schwarzen Hut mit Krempe und langer Feder, gehören die schwarzen Pluderhosen, die Jacke in schwarz-gelb, die gelbe Schärpe und der weiße Kragen zu der unverwechselbaren Uniform.

Am Schmotzigen erstmals auf Tour

"Die meisten Musiker kamen damals aus dem Leibniz-Gymnasium", erinnert sich Michael Albrecht, der die Schule selbst auch besuchte. "Auf die Premiere haben wir uns akribisch vorbereitet. Wir wollten, dass unser Auftritt Stil hat", sagt er. Und auch die 300 Mark für die Uniform habe jeder selbst bezahlt. "Das hat aber auch gezeigt, dass die Leute wirklich mitmachen wollten". Das Logo mit dem Namen und den Rottweiler Figuren, Esel, Hund, Guller und Gullerreiter, die aufgestellt sind wie die Bremer Stadtmusikanten, konzipierte Michaels Bruder Georg Albrecht. Und so ging es dann vor 30 Jahren am Schmotzigen erstmals auf Tour.

Unterwegs waren die Musiker, die übrigens heute noch zu zwei Dritteln aus der Anfangstruppe bestehen, dann auch am Freitag und Samstag, beim Umzug am Fasnetssonntag, und zum Rössle eintreiben am Fasnetsdienstagabend.

"Wir sind eine reine Musikgruppe. Es sind aber auch einige ehemalige Scholaner der Münstersängerknaben dabei, unter anderem auch Robert Kopf, der irgendwann anfing, Stückle zu schreiben", so Albrecht. Und so ist nun seit zehn Jahren immer auch ein Gesangsstück fest im Programm der Stadtmusikanten dabei.

Eine Weihnachtsfeier gibt’s immer

Durch Studium, Familiengründungen und Wohnsitzen allüberall, sei es immer schwieriger geworden, sich unterm Jahr zu treffen. "Doch eine Weihnachtsfeier haben wir immer. Und geprobt wird zwischen Dreikönig und der Fasnet. "Es sind wirklich schöne Freundschaften entstanden. Und es macht Spaß, einmal im Jahr zusammenzukommen und gemeinsam eine schöne Zeit zu erleben".

Auch am Weihnachtsmarkt treten die Stadtmusikanten regelmäßig auf. "Wir können also keinesfalls nur den Narrenmarsch", betont Michael Albrecht schmunzelnd. Auch Veranstaltungen außerhalb Rottweils und der Fasnet besuchen und besuchten die Musiker, so etwa 1995 das Städtlifescht in der Partnerstadt Brugg, 1996 die Perdonanza in der italienischen Partnerstadt L’Aquila und auch bei der Eröffnung der Rottweiler Fußgängerzone 1997 waren sie aktiv mit dabei.

Am Schmotzigen trifft man sich zum "Fasnets-Aufwärmen" bereits um 6 Uhr mit allen, die ein Instrument besitzen. Um 20 Uhr startet dann die Tour durch die Rottweiler Lokale. Viele Termine gibt es über die höchsten Rottweiler Feiertage "abzuarbeiten". Seit 1996 zählt auch die Teilnahme am Fackelumzug der Schuddig in Elzach am Fasnetssonntag dazu. Am Fasnetsmontag ist Spielpause, bevor es dann am Dienstag zum Endspurt nochmal so richtig losgeht.