Von den 70er- bis in die 90er-Jahre war es Tradition, dass die Jugend zum Maiblasen an verschiedenen Plätzen innerhalb des Ortes spielt.   Foto: Hoffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Der Musik- und Trachtenverein wollte im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. In seinen Planungen in Bezug auf eine Nachfeier des Jubiläumsfest in diesem Jahr wird der Verein erneut ausgebremst. Wir werfen einen Blick auf seine Geschichte.

Königsfeld-Neuhausen. In der Chronik ist vermerkt, dass am Fronleichnamstag, am 3. Juni 1920, fünf musikbegeisterte junge Männer zusammenkamen, um eine Musikkapelle zu gründen. Da bei kirchlichen und weltlichen Feiern immer auswärtige Kapellen angestellt werden mussten, beschlossen die fünf nach dem Motto "Was andere können, können wir auch", eine Musikkapelle aus der Taufe zu heben.

Wilhelm Mössinger, Karl Hummel, Franz-Josef Heine, Vinzenz Doser und Johann Grießhaber hießen die Gründer. Bald bekamen sie Unterstützung durch weitere Musiker. Jedes Mitglied verpflichtete sich, 200 Mark für anstehende Anschaffungen wie Instrumente und Noten zu bezahlen. Das war in der damaligen Zeit viel Geld. Die Gemeindeverwaltung von Neuhausen hatte viel für kulturelle Zwecke übrig und bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 500 Mark für den Kauf von Instrumenten und Noten.

25-Jahr-Feier nach Kriegsende fällt aus

Als musikalischer Leiter kam der Münsterchorleiter Herr Hauer ein- bis zweimal in der Woche von Villingen nach Neuhausen. Ein erstes Wertungsspiel unter seiner Leitung fand im Jahr 1928 in Dunningen statt. Das Fest zum 25-jährigen Bestehen konnte 1945 gleich nach Kriegsende nicht gefeiert werden.

Der ehemalige Vorsitzende Karl Mössinger machte sich im Jahr 1946 mit aller Energie und Schaffenskraft daran, die Musikkapelle wieder aufzubauen. In einer öffentlichen Versammlung, zu der alle musikbegeisterten geladen waren, wurde 1948 der 26-jährige Erich O. Link zum Vorsitzenden gewählt. Nachdem Walter Montag die musikalische Leitung übernommen hatte, nahm man 1950 am ersten Verbandsmusikfest in Villingen teil.

Da in den ersten Jahren nach dem Krieg die Proben in den Sälen der hiesigen Gasthäuser stattfanden und dies aber auf Dauer kein Zustand war, bot der damalige Pfarrer, Augustin Kälble, den Pfarrsaal unentgeltlich für die Proben an. Pfarrer Kälble war ein großer Freund der Blasmusik, so legte er auch immer Wert darauf, dass die kirchlichen Feiern vom Musikverein musikalisch begleitet wurden. Dies hat seither Bestand. Seine Nachfolger, die Pfarrer Bernhard Pfefferle, Erich Zimmermann, Herbert Kraft und Herbert Faller, haben diese Tradition beibehalten.

Im Jahr 1957 wurde eine Uniform angeschafft, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu haben. 1970 beim 50-jährigen Vereinsbestehen wurde diese gegen eine bodenständige Männer- und Frauentracht getauscht. Seither führt der Verein den Namen Musik- und Trachtenverein Neuhausen. Der Verein ist in den Verbänden der Blasmusik im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Trachtengau Schwarzwald Mitglied.

Im Jahr 1971 nahm die Kapelle am Bundesmusikfest in Karlsruhe teil. In der Oberstufe erreichte man einen ersten Rang mit Auszeichnung. Dies war ein großer Verdienst des Dirigenten Walter Schmidt, der seit 1956 in dieser Funktion wirkte.

Bei der Hauptversammlung im Jahr 1973 wollte der bisherige Vorsitzende Erich O. Link sein Amt in jüngere Hände legen. Martin Rottler führte den Verein in den nächsten zwei Jahren. Erich O. Link wurde zum Präsidenten ernannt.

Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war sicherlich die Teilnahme am Weltmusikfest 1974 in Kerkrade/Holland. Für alle Musiker mit dem neuen Dirigenten Fritz Stärk war es ein unvergessliches Erlebnis. Angesichts der Tatsache, dass hier auch Kapellen mit mehr als 100 Musikern sowie Berufsmusiker teilnahmen, erreichte die Kapelle eine gute Benotung. Im gleichen Jahr trat die neu gegründete Trachtentanzgruppe unter der Leitung von Ludwig Süß erstmals beim Weihnachtswunschkonzert auf.

1975 wurde Ernst Stärk zum Vorsitzenden gewählt. Drei Jahre später wurde durch seine Initiative in Eigenleistung das Festplatzgebäude gebaut. Die Leitung der Trachtentanzgruppe ging 1977 auf Rita Falb über.

Im Jahr 1981 übernahm der 26-jährige Hans-Jörg Kammerer die Führung des Vereins. Um den Nachwuchs auf eine breite Basis zu stellen, wurde 1986 die Bläserjugend gegründet. Ihr damaliger Vorsitzender Timo Schwäble und der musikalische Leiter Hans-Jörg Kammerer haben mit viel Engagement eine beachtliche Jugendkapelle zusammengestellt. Dies bewies auch der erste Rang mit Belobigung beim Wertungsspiel 1994 in Karlsruhe. Nach Jugoslawien ging es 1987 auf eine große Konzerttournee, ein weiterer Höhepunkt in der 101-jährigen Vereinsgeschichte.

Seit 1998 gibt es das Schlachtfest

Beim Adventswunschkonzert 1992 wurde Fritz Stärk nach 17-jähriger Dirigentenzeit verabschiedet. Als Dank für seine geleistete Tätigkeit wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Als Nachfolger fand man mit Martin Hummel ein Eigengewächs. Ein Wertungsspiel in Aasen absolvierte man 2004 mit guten Leitungen. Eine große Herausforderung für Hummel waren die Jahre 2011 und 2012. Hier galt es, 15 junge Musiker ins Orchester zu integrieren, was ihm sehr gut gelang.

Eine Kindertrachtentanzgruppe wurde 1993 unter der Leitung von Rita Falb, Gisela Heine und Karin Ohnmacht ins Leben gerufen. Diese erfreute sich einem enormen Zuspruch. In Spitzenzeiten waren hier 30 Kinder aktiv. Im Jahr 1998 wurde die Idee des Schlachtfests geboren, welches seither mit großem Erfolg jedes Jahr am dritten Septemberwochenende gefeiert wird.

Mit dem neuen Jahrtausend hat der Verein das Festplatzgebäude in großer Eigenleistung erweitert. Anlässlich des Maifestes vom 5. bis 8. Mai 2000 erfolgte die feierliche Einweihung. 2007 gab es eine Kooperation der beiden Trachtentanzgruppen aus Neuhausen und Unterkirnach. Die Leitung in Neuhausen wechselte 2012 zu Gisela Heine. In den Jahren ihres Bestehens bereicherte sie das aktive Geschehen des Vereins durch ihr Mitwirken bei Umzügen und verschiedenen Veranstaltungen und beim jährlichen Adventswunschkonzert.

Im Dezember 2018 fand nach 25 Jahren am Dirigentenpult das letzte Konzert unter der Leitung von Martin Hummel im Gasthaus Engel in Neuhausen statt. Matthias Hoppmann übernahm das Orchester im Januar 2019 als neuer Dirigent und setzte neue Impulse. Mit ihm konnte ein Nachfolger gefunden werden, der bei dem ersten großen Konzert unter seiner künstlerischen Leitung im Dezember 2019 im Haus des Gastes in Königsfeld das Publikum begeisterte.

2018 legt langjähriger Vorsitzender Amt nieder

Etwa anderthalb Jahre vor dem Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen gab es im Vorstandsteam eine markante Veränderung. Nach 38 Jahren legte Hans-Jörg Kammerer Ende 2018 sein Amt als Vorsitzender nieder. Er übte dieses Amt mit großem Engagement aus. Mit Birgit Wacker steht erstmals eine Frau an der Spitze des Vereins.

In den vielen Jahren gab es auch Jubiläen der besonderen Art. So jährte sich das Adventswunschkonzert im Jahre 2013 zum 50. Mal im Gasthaus Engel. 2014 spielten die Musiker zum 40. Mal beim Lichterfest. Auch haben sich neben Freundschaften mit Vereinen in der näheren Umgebung solche gebildet, die in der Ferne liegen. Hier sind insbesondere die Musikfreunde aus Siersburg im Saarland und der Musikverein Ellmendingen bei Pforzheim zu nennen.

Da die ersten jährlichen Termine coronabedingt wieder ausfallen mussten, ist es derzeit schwer vorstellbar, dass die geplanten Veranstaltungen für die Nachfeier des 100-jährigen Bestehens stattfinden können.