Zum Tag des Denkmals 2016 machte der Verein der Stadt Nagold und damit ihrer Bürgerschaft die Wiederherstellung des Moltke - Gedenksteins zum Geschenk. Vorstandsmitglied Roland Günther (links) hatte in Zusammenarbeit mit der Wilhelm-Maybach-Berufsschule Stuttgart für den äußerst schwierigen Guss einer Replik des beschädigten Originals gesorgt. Foto: Priestersbach

Der Verein für Heimatgeschichte Nagold wird 50 Jahre alt und blickt auf bewegte Zeiten zurück. Viele Ziele wurden bereits erreicht.

Nagold - Es ist also ein vergleichsweise junger Verein im Kreise altehrwürdiger Veteranen wie dem Schwarzwaldverein oder dem VfL Nagold. Aber es ist immerhin die Zeitspanne von zwei Generationen, die mittlerweile nachgewachsen sind, seit sich am 19. Juni 1972 im ehemaligen Gasthaus Linde 27 Nagolder Bürger versammelten und den "Arbeits- und Förderkreis für Geschichte und Heimatmuseum Nagold e.V." gründeten.

Hauptanliegen war damals die Gründung eines Heimatmuseums. Der Kulturausschuss der Stadt hatte Horst Gottfried Rathke gebeten, einen entsprechenden Arbeitskreis zu gründen. Rathke war von Berufs wegen nach Nagold gelangt. Dort hatte der in Nagold ansässige Archäologe Walter Wrede Rathkes Interesse an Geschichte geweckt. Wrede, der bereits im Ruhestand war, hatte von 1961 bis 1964 die Grabungen an der Remigiuskirche geleitet. Die Auswertung der Grabungen fanden ihren literarischen Niederschlag in dem Band "St. Remigius in Nagold" von Volker Roeser mit einem Beitrag Rathkes mit dem Titel "Die Geschichte der Pfarrei bis zur Reformation". Sogleich bei der Gründungsversammlung traten 29 Personen dem Verein bei und innerhalb einer Woche erweiterte sich der Kreis auf 36 Mitglieder. Die Stadt wies dem Verein für die Einrichtung eines Museums zunächst Räumlichkeiten im Weißen und kurz darauf im Roten Schulhaus zu.

Bis zu sechs Ausstellungen im Jahr

Absicht war es von Beginn an, "Ausstellungen unterschiedlichster Thematik" mit jeweils begrenzter Laufzeit einander folgen zu lassen. Man wollte mit den Sammlungen möglichst vielen Auffassungen der Nagolder Bevölkerung gerecht werden. So gab es anfangs Ausstellungen zum Beispiel mit einem Modell der "villa rustica" am Friedhof und eine Ausstellung "Unser Schlossberg", die ein ganzes Jahr lang vorbereitet wurde. In den Folgejahren bis 1980 wurden jährlich bis zu sechs thematisch sehr unterschiedliche Ausstellungen auf die Beine gestellt, eine kolossale Leistung der Mitglieder. "Erhaltung und Pflege der geschichtlichen Zeugnisse und Kulturwerte" waren die selbst gesetzten Aufgaben des Vereins.

Im Jahre 1983 formierte sich der Verein neu, nachdem die Arbeit nach Wegzug Rathkes nach Tübingen zwei Jahre lang geruht hatte. Der Verein gab sich eine neue Satzung und nannte sich fortan "Verein für Heimatgeschichte Nagold". Der Realschullehrer Klaus Siepmann übernahm den Vorsitz. Neben den bisherigen Aufgaben waren jetzt auch Exkursionen und Publikationen geplant. Auch hatte Nagolds damaliger Oberbürgermeister Schultis in Aussicht gestellt, Nagolds vermutlich ältestes Haus, das Steinhaus, als endgültigen Ort für das Museum herrichten zu lassen. Seit 1989 befindet sich nun dieses Museum dort und wird seither in der Verantwortung der Stadt selbst geleitet. 1985 wurden die ersten "Nagolder Geschichtsblätter" mit der Thematik "Reformation" an die Vereinsmitglieder ausgehändigt. Zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Nagold steuerte der Verein eine Ausstellung zur Stadtgeschichte bei.

Gelbe Geschichtsblätter

1988 übernahm Studiendirektor Eckhart Kern den Vorsitz von Klaus Siepmann, in dessen Zeit als Vorsitzender elf "Gelbe Geschichtsblätter" herausgegeben worden waren. Unter Kerns Leitung wurden das Exkursionsangebot erweitert und hochkarätige Vorträge angeboten. Die Schriftreihe zur Nagolder Heimatgeschichte nahm mit drei Buchausgaben an Umfang und Qualität zu. 1989 konnte Kern 32 Veröffentlichungen in Form der Gelben Blätter, einige feste Bücher und zahlreiche Exkursionen sowie eine auf 140 gestiegene Mitgliederzahl resümieren. Inzwischen war Judith Bruckner als Ausschussmitglied gewählt worden. Deren Anliegen war es, die Jugendarbeit im Verein zu forcieren. Im Jahr 2000 übernahm sie den Vorsitz, Eckhart Kern fungierte ab da als 2. Vorsitzender. So konnte er sich mehr der Erarbeitung neuen Schrifttums widmen.

Inzwischen ist Judith Bruckner seit 22 Jahren erste Vorsitzende des Vereins, der auf rund 190 Mitglieder angewachsen ist und dem seit 2003 auch die Interessengruppe "Altensteigerle" mit ihrem stattlichen Eisenbahndenkmal eingegliedert wurde. Der Aufwand an administrativen Aufgaben hatte sich mittlerweile entsprechend gesteigert bis hin zur Beachtung versicherungsrechtlicher Auflagen. Das Ehrenamt der Vorsitzenden wird da zeitweise geradezu zur Vollzeitaufgabe.

Historisch wertvolle Erinnerungsstücke

Beim Verein ist man stolz darauf, der Stadt Nagold und damit ihrer Bürgerschaft einige historisch wertvolle Erinnerungsstücke verschafft zu haben, die im öffentlichen Raum jedermann zur Betrachtung zugänglich sind. So war es 2009 eine Replik einer mehr als 2000 Jahre alten, keltischen Goldmünze, dem so genannten Regenbogenschüsselchen, auf Nagolder Gemarkung gefunden und im Rathaus-Foyer zu bewundern. 2016 war es der Nachguss des seit 20 Jahren fehlenden Medaillons des Moltke-Denkmals, beides durch Initiative und Fachkunde von Vorstandsmitglied Roland Günther beschafft.

Bis heute steuert der Verein neben seinem internen Programm für die Mitglieder stets hochkarätige Vorträge zu Ereignissen und Gedenktagen bei, die öffentlich und damit für alle Interessierten zugänglich sind. So gab es 2003 eine ganze Vortragsreihe, als in Nagold das "Keltenfieber" ausbrach, nachdem eine keltische Grabkammer am Krautbühl als wahrscheinlich bestätigt worden war. Auch das Jahr 2015 zum Gedenken an den Nagolder Wohltäter Heinrich Zeller und das Lutherjahr 2017 wurden durch Vorträge kompetenter Wissenschaftler begleitet.

Junge Menschen gewinnen

Als 2012 die sensationellen Funde von Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb weltweite Beachtung fanden, war der Verein mit einem Vortrag einer Wissenschaftlerin der Universität Tübingen zur Stelle. Das Angebot an kulturellen Themen und entsprechenden Exkursionen im Lauf der Jahre darf ohne Übertreibung als Füllhorn für alle, die es nutzen, betrachtet werden.

Eine bedeutende Herausforderung der kommenden Jahre wird es sein, jüngere Menschen als Mitglieder zu gewinnen, damit die gesellschaftlich relevante Aufgabe des Vereins auch in Zukunft Bestand haben wird.