Elke und Manfred Koenig (Mitte) feierten ihre Goldene Hochzeit. Zum Gratulieren kamen Kerstin Harzer (rechts) vom Haupt- und Personalamt und Pfarrerin Lisbeth Sinner. Foto: Kupferschmidt

Jedes dritte Paar lässt sich in Deutschland scheiden. Manfred und Elke Koenig gehören nicht dazu – auch nach 50 Ehejahren sind die beiden glücklich. Beim Jubiläum geben sie ihren Geheimtipp für eine beständige Beziehung.

Freudenstadt - Von Liebe auf den ersten Blick kann man bei diesem Ehepaar wohl nicht sprechen. "Sie ist mir damals aufgefallen, weil ich ihre Hose so furchtbar fand", erzählt Manfred Koenig. Gleiches bei seiner Ehefrau: "Über seine graue Jogginghose habe ich gelacht", amüsiert sich Elke Koenig heute.

Diese erste Begegnung fand in Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen) beim Sport statt – die große Leidenschaft von beiden. Aber dann am Tanzabend hat es zwischen den beiden doch gefunkt: "irgendwie haben wir uns verknallt". Und bei der Verlobung stand für Elke Koenig fest, dass sie sich "keinen besseren Partner" vorstellen kann.

Nun feierten die beiden ihre Goldene Hochzeit, wie 50 Ehejahre kommt es den beiden trotzdem nicht vor. Zu diesem Anlass besuchte sie Kerstin Harzer vom Haupt- und Personalamt sowie Pfarrerin Lisbeth Sinner, der sofort auffiel, dass die beiden "eine Ehe auf Augenhöhe" führen. Von der Stadt erhielt das Ehepaar einen Geschenkkorb sowie ein Schreiben von Oberbürgermeister Julian Osswald und sogar von Ministerpräsident Wilfried Kretschmann. Und auch die Pfarrerin überreichte den beiden ein Schreiben von der evangelischen Kirche.

"Pfarrer war stinksauer"

Schon vor dem Beginn ihrer Ehe meisterte das Paar mehrere Herausforderungen. Denn: Der Vater von Elke Koenig wollte ihr sein Einverständnis für die Trauung nicht geben. Kurz nach ihrer Volljährigkeit – damals war man erst mit 21 Jahren erwachsen – haben die beiden dann sofort geheiratet.

Die Trauung in der Kirche "war nach 20 Minuten beendet, der Pfarrer war stinksauer", erzählt die 71-Jährige. "Das war uns aber egal." Die beiden hatten nämlich schon zu diesem Zeitpunkt beschlossen, dass sie zwar katholisch getraut werden möchten, ihre zukünftigen Kinder aber evangelisch erzogen werden sollen.

Und noch etwas ist an dem Hochzeitstag der beiden sehr ungewöhnlich: "Geheiratet haben wir an einem Freitag, den 13.", schmunzeln sie. Für die Freudenstädter sei das allerdings nie ein Unglückstag gewesen, auch ihr Sohn sei am Freitag, den 13. geboren worden.

Beide waren selbstständig

Elke und Manfred Koenig sitzen an ihrem Esstisch im Wohnzimmer in der Reichsstraße, als Außenstehender bemerkt man sofort, dass die beiden eine glückliche Ehe führen. Wenn sie etwas erzählen, ergänzen sie sich gegenseitig und lächeln sich an, als sie über die gemeinsame Vergangenheit sprechen.

"Wir haben nichts gehabt, als wir geheiratet haben", blicken sie zurück. Das hat sich dann geändert – beide waren selbstständig. Elke Koenig hatte ihre eigene Massagepraxis und ihr Ehemann gründete eine Agentur in der Versicherungsbranche. 1999 zogen sie von Baiersbronn nach Freudenstadt um und führten dort ihre Betriebe in den eigenen Räumen fort. Noch heute sind die beiden in ihrem Beruf tätig. Ihre Tochter arbeitet als Physiotherapeutin und ihr Sohn führt das Versicherungsbüro weiter, ihre Eltern greifen ihnen dabei regelmäßig unter die Arme.

Sport ist die gemeinsame Leidenschaft

Selbstständigkeit und Kinder – wie hat das Ehepaar Koenig es trotzdem geschafft, ausgeglichen zu bleiben? "Der Sport war unser Ruhepol, da kann man sich zurückziehen", so Elke Koenig. Noch heute spielen sie zusammen Tennis, gehen viel Schwimmen oder machen Wellness. Sport ziehe sich "wie ein roter Faden" durch ihr Leben.

Beide erzielten in der Vergangenheit sportliche Erfolge, Manfred Koenig wurde im Jahr 1966 württembergischer Meister und Vizemeister über 400 Meter im Hürdenlauf. Weitere Meisterschaften auf Kreis- und Bezirksebene ermöglichten ihm die Teilnahme an mehreren Länderkämpfen in der Leichtathletik. Und auch seine Frau ist sehr erfolgreich gewesen: Sie war selbst württembergische Meisterin im Deutschen Sechs-Kampf und erreichte bei Gau- und Landesmeisterschaften vorderste Plätze.

Streiten hilft der Beziehung

Und noch ein Hobby vereint das Ehepaar: das Camping. "So lange wir noch fahren können, machen wir das weiter." Für sie biete diese Art von Reisen einen Rückzug aus dem stressigen Alltag.

Das Ehepaar Koenig vereint viel: ihre gemeinsame Leidenschaft zum Sport oder das Camping. Wenn sich die beiden ansehen, wirken sie auch nach 50 Jahren noch wie frisch verliebt. Was ist das Geheimnis ihrer glücklichen Ehe? In diesem Punkt sind sie sich einig – man müsse miteinander sprechen und Konflikte lösen. "Dabei muss man auch mal nachgeben können", erzählt die 71-Jährige. Manchmal bevorzuge es Manfred nichts zu sagen und er ziehe sich lieber in sein Büro zurück, sagt der 74-Jährige. "Meine Frau hat mir auch mal ein Buch mit dem Titel ›Streit verbindet‹ geschenkt", lächelt er. Das habe er allerdings nie gelesen.