In einem festlichen Akt begeht der Deißlinger Liederkranz sein Jubiläum. An diesem musikalisch umrahmten Abend wird besonders auf die traditionsreiche Geschichte des Vereins eingegangen.
Der Liederkranz Deißlingen beging sein 150-jähriges Jubiläum mit einem festlichen Akt in der Mehrzweckhalle, bei dem der Vorsitzende Joachim Walter zahlreiche geladene Gäste herzlich willkommen hieß.
Unter den Anwesenden befand sich auch Bürgermeister Ralf Ulbrich, der in seiner Festrede die lange und traditionsreiche Geschichte des Vereins würdigte. Ulbrich hob hervor, dass 150 Jahre Dorfgeschichte, insbesondere die des Vereins, eine außergewöhnliche und beeindruckende Leistung darstellt.
Er verwies auf die Wurzeln des Liederkranzes, die bis in die Kaiserzeit zurückreichen, und betonte dessen Bedeutung als festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Deißlingen.
Einblicke in das Zeitgeschehen
Joachim Walter ergänzte die historischen Ausführungen des Bürgermeisters mit einer detaillierten Präsentation, die die Entwicklung des Chors im Laufe der Jahrzehnte lebendig werden ließ. Diese Präsentation wurde von den Damen des Chors bereichert, die Einblicke in das jeweilige Zeitgeschehen gaben.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von den herausragenden Darbietungen der Solistin und Chorleiterin des Popchors „Vox Tuselinga“, Megan Baddeley, sowie von Emil Bakiev, dem Chorleiter des Liederkranzes Deißlingen, am Klavier und den Deißlinger Chören.
Die Chronik des Liederkranzes spiegelt dabei wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte wider. Bereits im Jahr 1867 trafen sich sangesfreudige Männer regelmäßig nach den Kirchenproben in einem Gasthaus, um den Männergesang zu pflegen.
Strafen für Zuspätkommen
Diese Treffen bildeten den Grundstein für die offizielle Gründung des Liederkranzes im Jahr 1875, nachdem der Deutsch-Französische Krieg von 1870 die Männergesangstradition kurzzeitig unterbrochen hatte.
Die frühen Statuten des Vereins regelten das Vereinsleben streng, beispielsweise durch Strafen für unentschuldigtes Zuspätkommen zu Proben oder das Singen von Vereinsliedern in der Öffentlichkeit ohne die Anwesenheit des Direktors.
Die beiden Weltkriege hinterließen tiefe Spuren im Verein, da viele Sänger in den Krieg ziehen mussten und zahlreiche Gefallene zu beklagen waren. Im Gedenken an die Opfer dieser Kriege wurde beim Festakt das Lied „Ubi Caritas“ gesungen.
Ein bedeutender Wendepunkt in der Vereinsgeschichte war die Öffnung für Frauen im Jahr 1922, die dem Chor eine neue Perspektive und musikalische Vielfalt brachte. Später erfolgte die Zusammenlegung mit dem Arbeitergesangverein „Freundschaft“.
Feierliche Jubiläen
Feierliche Jubiläen, wie das 50-jährige Bestehen im Jahr 1925 mit einem großen Bankett und einer neuen Fahnenweihe, die Verleihung der Zelter-Plakette zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 1975, die Gründung des Pop-Jazz-Chors „Vox Tuselinga“ 1992 unter der Leitung von Jane Brunner, die Aufführung der Rossini-Messe „Petite Messe Solennelle“ im Jahr 2000 sowie viele gelungene Singkooperationen mit anderen Chören waren weitere wichtige Stationen der Vereinsgeschichte.
Der Abend fand seinen emotionalen Ausklang mit einer bewegenden Bildpräsentation, die die 150-jährige Geschichte des Liederkranzes in Bildern Revue passieren ließ, sowie mit dem Lied „Ihr von Morgen“ von Udo Jürgens. Joachim Walter dankte abschließend allen Mitwirkenden und Gästen für diesen unvergesslichen Abend.