Seit 125 Jahren existieren in Calw-Hirsau die Dr. Römer Kliniken. Gefeiert wurde das im Kursaal in Hirsau.
Deutlich wurde, dass der Name Dr. Römer über vier Generationen hinweg für Verlässlichkeit in der Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen steht. Trotz konzeptioneller und gesellschaftlicher Veränderungen aufgrund der Übernahme durch die Omnicare Holding GmbH im Jahr 2016 erfahren behandlungsbedürftige Menschen weiterhin psychotherapeutische Hilfe in einer „naturnahen und einem Sicherheit und Überschaubarkeit vermittelnden Rahmen“, so die Darstellung der Klinik.
Besonderes Engagement der Mitarbeiter
Philipp Meßner von der Geschäftsführung erklärte, dass die Römer-Kliniken fester Bestandteil des Netzwerkes der Firma Omnicare, somit eben ein wichtiger Teil „unseres Anspruchs an Patientenversorgung und Qualität in der Therapie“ seien. Laut Meßner „ist Veränderung im deutschen Gesundheitssystem nicht wegzudenken; sie gehört dazu“. Der Fokus muss auf dem „zugewandten, respektvollen und individuelle Betreuung unserer Patienten liegen,“ so Meßner. Er sieht bei den Mitarbeitenden in der Hirsauer Klinik „besonderes Engagement, das für die Patienten gelebt wird“.
Für Chefarzt Christian Blacha ist es wichtig, dass die Patienten „hohe Qualität in der Therapie“ erfahren. Bei seinem Ausflug in die Geschichte der Klinik streifte er noch einmal die Therapieformen, die in der Römer-Klinik exklusiv vorgehalten wurden. Heute sei die Klinik geprägt von dem Leitsatz „In persönlicher Atmosphäre seelische und körperliche Heilungsprozesse von Patienten anstoßen und fördern.“ In der Klinik werden Psychotherapie im Gruppen- und Einzelsetting angeboten, wobei auf die Arbeit in Bezugsgruppen Wert gelegt werde. Spezialtherapien wie die der Kunst- und Ergotherapie sowie das „Psychodrama“ werden angeboten. Die durchschnittliche Behandlungszeit betrage sechs bis acht Wochen.
Ulrich Haag, Chefarzt für Urologie im Nagolder Krankenhaus, zollte der Familie Römer „höchste Anerkennung für die Leistung, über vier Generationen hinweg die eigenen Kinder so zu begeistern, dass diese die jeweilige Nachfolge antreten wollten.
Wer kümmert sich um die Krisenintervention?
Haag, Vorsitzender der Calwer Ärzteschaft, machte deutlich, dass man in seiner Krankenhausabteilung die Liegedauer von zwölf auf 3,9 Tage gedrückt habe. „Wer kümmert sich bei 3,9 Tagen um Krisenintervention angesichts sexueller Funktionsstörungen mit Partnerbegleitung?“ Hier komme die Klinik Dr. Römer ins Spiel.
Der letzte Chefarzt aus der Römer-Familie, Benedikt Römer, verfolgte die Zeremonie per Livestream und grüßte auf diesem Weg das Publikum, darunter seine Mutter Christine Römer. Römers Ausflug in die Historie und die medizinischen Erfolge seines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters über 125 Jahre hinweg ergänzte er mit der Feststellung, dass „mehrere zehntausend Menschen behandelt wurden“. Wichtig waren Bestandteile wie die besondere Umgebung, die Atmosphäre, die Tiere, das Miteinander, Musik, Kunst und Bewegung. Römer schloss mit einem Zitat seines im vergangenen Jahr verstorbenen Vaters: „Die Klinik möge leben, wachsen und blühen.“
Der erste Landesbeamte des Landkreises Frank Wiehe würdigte 125 Jahre als „außerordentlich lang in unserer schnelllebigen Zeit“. „Der aktuelle Versorgungsbedarf aufgrund psychischer Erkrankungen, auch im Kinder- und Jugendbereich geht momentan durch die Decke.“ Insofern sei diese Klinik wichtig für den Landkreis. Der Römer-Klinik reiche der Landkreis die Hand, in das bestehende Netzwerk „regionale Gesundheitskonferenz“ einzutreten.
Hans-Christoph Friederich, ärztlicher Direktor für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik im Universitätsklinikum Heidelberg, referierte über das Thema „Psychosomatische Medizin mit einem Rück- und Ausblick auf die kommenden Jahre“.
Für Florian Kling, Oberbürgermeister der großen Kreisstadt, steht der Name Dr. Römer in der gesamten Region als „Qualitäts- und Wertebegriff“. Kling erklärte den Begriff „VUKA-Welt“, in der wir heutzutage leben. Volatilität, Ungewissheit, Komplexität (Complexity) und Ambiguität (Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit von Informationen) machte Kling an dem Satz der Klinik-Homepage fest: „Manchmal ist das Leben aus dem Gleichgewicht geraten.“
Welt der Unsicherheit und der Herausforderungen
Kling: „ Heute leben wir in einer Welt der Unsicherheit und großen Herausforderungen. Dafür brauche es einen Kontrapunkt zu dieser lauten Welt. „Dafür sind die Römer-Kliniken ein ganz bedeutender Ort zur Stärkung der mentalen Gesundheit.“ Es sei ein einzigartiges Jubiläum, weil es nicht viele Privatkliniken gibt, die über vier Generationen hinweg eine familiäre Kontinuität bewiesen haben.
Die Klinik halte enge Verbindungen zur Bevölkerung. Viele Familien seien über mehrere Generationen Teil der Klinik. Diese sei seit über einem Jahrhundert Arbeitgeber und Ausbildungsstätte und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
„Multitalente“ füllen Haus mit Leben
Kling reflektierte das Wirken der Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern, Laborhelferinnen, Seelsorgerinnen. „Diese Multitalente füllen das Haus mit Leben, Glauben und Gemeinschaft.“ Er nannte beispielhaft die aus über 160 Filmen bekannte Schauspielerin Erika Römer von Thellmann. Die Ehefrau von Helmut Römer sorgte vor Ort für ein kulturelles Programm und brachte so Lebensfreude in die Klinik.
Kling lud die Bevölkerung zu einem Rundgang auf den „Frauenwegen durch Hirsau“ ein. Zuletzt gratulierte er mit den gleichen Wünschen, die bereits im Jahr 1900 ausgesprochen wurden: „Möge das Haus den alten Ruf von Hirsau als idyllischer Klosterort und schöner Kurplatz im Nagoldtal immer weitere Kreise tragen. Möge sie für alle, die in ihr Genesung suchen, eine wirkliche Heilstätte sein.“