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Gründungsversammlung am 31. März 1946 / Bewegte Geschichte / Lehrbienenstand eröffnet neue Perspektiven

Der Imkerverein Baar-West wird 75 Jahre alt. Die Gründungsversammlung fand am Sonntag, 31. März 1946, im Bürgerstüble in Hüfingen statt.

Bräunlingen. Der Bienenzuchtverein Westbaar, wie er damals genannt wurde, ging aus dem alten Verein Baar hervor, der am Kirchweihsonntag 1874 in Donaueschingen gegründet worden war. Doch die wenigen Vereine, die das Dritte Reich überlebt hatten, wurden von der französischen Besatzungsmacht aufgelöst und mussten sich neu formieren.

Der neue Verein durfte nicht mehr als 100 Mitglieder haben, also wurde der ehemalige Verein in Ost und West aufgeteilt. Der vorgeschlagene Vorsitzende Bertold Wintermantel aus Hüfingen willigte unter der Bedingung ein, dass er den Kassenwart und den Schriftführer bestimmen dürfe. Er wählte Rudolf Burger und Hermann Giesin. So entstand das erstee Vorstandsteam. Sitz des Vereins war der Heimatort des Vorsitzenden. Das sollte bis zur Eintragung ins Vereinsregister als Bräunlinger Verein im Jahr 1994 so bleiben.

Dem neuen Verein gehörten damals 13 Gemeinden an: Behla, Bräunlingen, Döggingen, Hausen vor Wald, Hubertshofen, Hüfingen, Mundelfingen, Mistelbrunn, Tannheim, Waldhausen, Wolterdingen, Unadingen und Unterbränd.

Reparationszahlungen an die Besatzungsmacht

Die erste ordentliche Versammlung fand am 22. September 1946 statt. Damaliges Hauptthema waren Reparationszahlungen an die Besatzungsmacht. Von acht Bienenvölkern musste eines abgegeben werden, pro Bienenvolk mussten 300 Gramm Wachs abgeliefert werden. Auf den Imkerverein Baar-West entfielen 171. Doch 57 kamen zu spät an die Bahn und wurden nicht angenommen, 34 kamen zu spät, weil die Imker über das Ablieferdatum falsch informiert worden waren. So wurden letztendlich 79 Schwärme, 46 Völker und 255 Kilogramm Wachs abgegeben.

Nur vier Vorsitzende hatte der Verein bisher

In den 75 Jahren seines Bestehens wurde der Verein in allen Perioden von langlebigen Vorstandsteams geführt. So hatte er nur vier Vorsitzende. Auf Berthold Wintermantel folgten 1966 Johann Weh, 1993 Johann Wirich und 2014 Hermann Fritschi. Neben einem ständigen Informationsaustausch, der Versorgung mit den nötigen Materialien und unzähligen externen Vorträgen kam auch das gesellschaftliche Leben nie zu kurz. Die "Imkerecke", ein meist monatliches Treffen fand jedes Jahr in wechselnden Gaststätten oder bei einem Vereinskollegen statt.

Ergänzend zur Hauptversammlung im Frühjahr gab es im Herbst ein großes Treffen, um alle Mitglieder auf dem Laufenden zu halten und nicht zu vergessen Ausflüge zu interessanten Zielen, Kameradschaftsabende mit Angehörigen oder Sommerfeste. Es gab auch eine Bienenzeitung, sie konnte 1947 aber mangels Papier nicht gedruckt werden.

Trotzdem konnten es die Verantwortlichen nicht verhindern, dass sich die Anzahl der Mitglieder und auch der betreuten Bienenvölker permanent reduzierte und der Altersdurchschnitt stieg. Erst mit der Schaffung des eigenen Lehrbienenstands im Ried zwischen Bräunlingen und Waldhausen, der am 8. Juli 2018 feierlich eröffnet wurde, konnte dieser Trend nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt werden.

Jubiläum soll zunächst intern gefeiert werden

Der Verein mit einem Frauenanteil von zwölf Prozent hat nun eine Heimat für seine Treffen und vor allem: er bildet junge Imker aus, von denen der eine oder andere hängenbleibt. Da dort vereinseigene Bienenvölker betreut werden, hat man ganz andere Perspektiven. "Der Verein ist dadurch deutlich interessanter geworden", sagt der kommissarische Vorsitzende Michael Brüner, "für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir bezüglich Ausbildung und Weiterbildung in der Bienenhaltung Impulse geben können, dass wir verschiedene Betriebsweisen zeigen können und einen intensiven fachlichen Austausch haben."

Man plant, das Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen am Tag der deutschen Imkerei im Juli vereinsintern zu feiern, sofern es die Corona-Regeln bis dahin zulassen. Die Bevölkerung möchte man zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2022 einladen.

Überschattet wird das Jubiläumsjahr der Imker indes vom Tod des langjährigen Vereinsvorsitzenden Hermann Fritschi, der am 18. März im Alter von erst 63 Jahren einer schweren Krankheit erlag.

1947 betrug der Mitgliederstand 157, das Durchschnittsalter 48 Jahre (heute 61), der Mitgliedsbeitrag wurde auf 6,50 Mark festgelegt. Bei der Gründung hatte der Imkerverein Baar-West noch 965 Völker, 1948 nur noch 531. Es mangelte an Bienenzucker, 1949 war er wieder zu bekommen. Ab 18. April fand an vier Sonntagen ein Anfängerkurs mit 32 Teilnehmern statt. Mit 154 Mitgliedern und 1325 Bienenvölkern startete man in das Jahr 1950, 1952 wurde mit betreuten 1653 Völkern der Höchststand erreicht. Anfang Januar 2021 hatte der Verein 60 Mitglieder, darunter drei Jugendliche, 56 Aktive betreuen 334 Völker.