In ihrer 125-jährigen Geschichte war nicht immer nur eitel Sonnenschein an der Staatlichen Feintechnikschule . Auch Krisen hat die Einrichtung durchgestanden – und ist gestärkt daraus hervorgegangen. Gefeiert wurde mit vielen Gästen.
„Wenn man hier was werden will, muss man hier zur Schule gegangen sein“, schilderte die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper ihren Eindruck in den Grußworten beim Festakt am Montagnachmittag in der Aula der Schwenninger Bildungseinrichtung.
Damit hatte sie den Applaus der Festgäste sicher, unter denen sich eine ganze Reihe hiesiger Unternehmer befanden, die die Staatliche Feintechnikschule mit Technischem Gymnasium absolviert haben und deren Firmen teilweise bereits seit Generationen mit dieser Institution verbunden sind. „Dieser Klebeeffekt nutzt der Region.“ Das beschreibt, dass Fachkräfte nach ihrer Ausbildung an der Staatlichen Feintechnikschule hierbleiben und ihr Können in den Betrieben der Region einsetzen.
„Erstaunlich jung“
„Die Staatliche Feintechnikschule wirkt trotz ihres Alters erstaunlich jung“, so Schopper. Das zeige, dass sie den Unterricht und den Lehrstoff am Puls der Zeit ausrichte. Als „Technik- und Kompetenzzentrum der Region“ schlage die Schule eine Brücke zwischen Handwerk und Industrie, zwischen Tradition und Innovation. Für das Land Baden-Württemberg sei wichtig, dass nach der Ausbildung nicht nur Erlerntes angewendet werden könne sondern die Absolventen auch Lösungen entwickelten. Das leiste die Einrichtung und sei daher einer der „Leuchttürme“ im Land.
„Die Schule ist in Schwenningen stark verankert und vereinigt das Besten von Baden und von Württemberg“, sagte Landrat Sven Hinterseh. Nach der Gründung 1973 lag die Trägerschaft des Technischen Gymnasiums als beruflicher Schule beim Schwarzwald-Baar-Kreis. In seinem historischen Rückblick merkte Hinterseh an, dass die Feintechnikschule immer wieder Krisen durchlebte. So zum Beispiel bei der Krise der Uhrenindustrie, als Traditionsfirmen wie Kienzle, Saba oder Dual pleite gingen – was eine hohe Arbeitslosigkeit und Zukunftsängste der Menschen zur Folge hatte. Er zitierte die ehemalige Schulleiterin Annemarie Conradt-Mach, wie schlimm es in dieser Zeit für das Lehrpersonal gewesen sei, Absolventen in die Arbeitslosigkeit entlassen zu müssen.
Diese Zeiten haben sich gründlich geändert. Fachkräfte wie die, die an der Feintechnikschule ausgebildet werden, sind dringend gesucht. Das war kein Selbstläufer, denn Land und Kreis investierten immer wieder in die Schule, um die Ausbildung auf einem modernem Stand zu halten. „Die Schule musste sich immer wieder neu erfinden.“
Die Gründerväter könnten stolz sein auf die inzwischen vielen Absolventen. Die Schwenninger Industrie stehe hinter der Schule. Das zeige das beeindruckende Netzwerk und drei Fördervereine.
Als Festrednerin hatte Schulleiter Thomas Ettwein seine ehemalige Klassenkameradin Martina Merz gewonnen. Sie war von 1979 bis 1982 am Technischen Gymnasium als einziges Mädchen in der Klasse. Seither hat sie eine beeindruckende berufliche Karriere hingelegt. Bei einem Ranking des Manager-Magazins sieht sie die Zeitschrift unter den Top-100-Frauen der deutschen Wirtschaft im oberen Bereich.
Während ihrer Schulzeit in der Oberstufe habe der tiefgreifende Strukturwandel und seine Auswirkungen auch die Schüler beschäftigt. Damals habe es noch zehn Jahre gedauert bis Innovationen aus Kalifornien (Stichwort Silicon Valley) schließlich Einzug an der Feintechnikschule gehalten hätten (Ausstattung mit zunächst wenigen Computern). „Diese zehn Jahre haben wir heute nicht mehr.“
Das Land der Tüftler
„Deep Tech“ sei der Schlüssel zur Erhaltung von Wettbewerbsfähigkeit. Das sind Entwicklungen, die auf wissenschaftlichen und technischen Durchbrüchen basiert. Also nicht anderes wie Ergebnisse von „Tüftlern“, wie sie auch Villingen-Schwenningen und die Region geprägt und voran gebracht haben. Solche „Tüfteleien“ blieben der Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit. Die Basis dafür werde unter anderem an der Staatlichen Feintechnikschule erworben. „diese Schule leistet einen riesigen Beitrag dazu, was die Region erfolgreich macht.“ Schon bei der Gründung der Feintechnikschule im Jahr 1900 sei viel damalige Prominenz dabei gewesen, sagte Schulleiter Thomas Ettwein. 125 Jahre seien eine lange Zeit, „Fünf Generationen haben diese Schule weiterentwickelt.“ Ettwein selber gestaltet seit 30 Jahren die Schule mit, zuerst als Lehrer, dann als stellvertretender Schulleiter und schließlich als Schulleiter.
Ziel bleibe, junge Menschen einen Bildungsaufstieg zu ermöglichen und sie auf das Berufsleben gut vorzubereiten. Daran sei das pädagogische Handeln ausgerichtet. „Und das werden auch die kommenden Generationen meistern. Zu diesem Jubiläum gibt es wieder eine Festschrift, und die Festgäste erhielten den eigens produzierten Jubiläumsfüller. Beim Stehempfang konnten sie sich bei leckeren Häppchen vom „Ochsen“ austauschen und außerdem Ehemalige wiedertreffen.