Dörlinbach wird 800 Jahre alt und alle machen mit: Der Schuttertäler Ortsteil steht 2025 mit zahlreichen Veranstaltungen von Sommernachtskino bis Neujahrssingen ganz im Zeichen des Jubiläums. Kommenden Samstag steht das Festbankett an. Es wird aber nicht nur gefeiert, sondern auch verschönert.
Wenn Bürgermeister Matthias Litterst über das Jubiläumsjahr spricht, fällt ein Begriff sofort: Engagement. Er ist, das wird im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich, sehr stolz und glücklich darüber, wie die Dörlinbacher ihr Festjahr anpacken. Dank der Mitarbeit vieler Ehrenamtlicher ist ein Jubiläumsprogramm mit Events im ganzen Jahr entstanden, das vielseitiger kaum sein könnte.
Wie kam das zustande? Die „Hauptakteurin“, sagt Bürgermeister Litterst, sei sicherlich seine Mitarbeiterin Manuela Ketterer. Bei ihr laufen die verschiedenen Fäden der ansonsten sehr dezentral organisierten Veranstaltungen zusammen. „Die Organisation könnte nicht in besseren Händen sein“, würdigt Bürgermeister Litterst seine Mitarbeiterin. „Sie ist ein sehr kreativer Kopf“.
Ketterer selbst beschreibt sich als „alten Hasen“, was das Organisieren eines Jubiläumsjahrs angeht. Schon 2019, als Schweighausen 800 Jahre feierte, sei sie dabei gewesen. Auch beim Jubiläumsfest Schuttertals, das 2020 schließlich größtenteils der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, war sie involviert. Die ersten Vorbereitungen für das Jubiläumsfest in Dörlinbach seien dann im Oktober 2022 gestartet, erinnert sich Ketterer. Es wurden Leute zusammengetrommelt und unter Moderation von Judith Nägeli entstanden Arbeitsgruppen. Die Gemeinde, erklärt Litterst, sah sich lediglich in der Rolle, den groben Rahmen abzustecken. „Die Menschen und die Vereine konnten sich einbringen“, beschreibt Ketterer das Ziel. Die Gemeinde unterstützte dann bei Bedarf – auch finanziell.
Fünf bis zehn „Zugpferde“ reißen die Menschen mit
Das Konzept ging auf: Aus den Arbeitsgruppen sind Organisationsteams entstanden, die die verschiedenen Veranstaltungen vorbereiten. „Es gibt fünf bis zehn Zugpferde, die nehmen den Karren in die Hand. Die reißen die Menschen mit“, beschreibt Litterst die Praxis. Er kenne einige Engagierte, die sich in ihrer Freizeit fast ausschließlich mit Jubiläumsvorbereitungen beschäftigen.
Die Events zu organisieren, „schweißt unglaublich zusammen“, ist der Rathauschef überzeugt. „Es arbeiten Leute zusammen, die sonst nichts miteinander zu tun haben.“ Dass das Jubiläumsjahr „von Dörlinbachern für Dörlinbacher“ gestaltet wird, werde am Ende das Erfolgsrezept sein, prognostiziert der Bürgermeister, der auch von einer „großen Identifikationsfunktion“ des Festes spricht.
Hauptevent steigt am Pfingstwochenende vom 7. bis 9. Juni
Gespannt habe er beobachtet, wie die ursprüngliche Idee eines großen Festumzugs an einem einzelnen Wochenende im Jahr schlussendlich verworfen wurde. Die nun umgesetzte Alternative, die zahlreichen dezentral organisierten Veranstaltungen im Jahr, bieten einige Vorteile, sagt der Rathauschef. Zum einen sei sicher für jeden etwas dabei, zum anderen können auch Dörlinbacher, die stark in die Organisation eines Events eingebunden sind, das Jubiläum bei einem anderen Event nur als Besucher erleben. Ketterer, die zwar Schuttertälerin ist aber in Dörlinbach auch schon „zum Inventar“ gehört, wie sie lachend erzählt, freut sich in dieser Hinsicht schon auf das Hauptevent, das Jubiläumswochenende vom 7. bis 9. Juni (Pfingsten), das sie auch privat genießen werde.
Zusätzlich zu den Festen sollen auch einige nachhaltige Projekte das Dorf dauerhaft verschönern. Nicht nur liegt das Augenmerk des Bauhofs in diesem Jahr verstärkt auf dem Jubiläumsort, wie der Bürgermeister verrät, es wird ein ganzer Platz neu gestaltet. Das Gelände unterhalb der Pit-Pat-Anlage soll künftig „Mühlenplatz“ heißen und an Aufenthaltsqualität gewinnen. „Es soll ein Treffpunkt für junge Familien werden“, erklärt Litterst.
Platz unterhalb der Pitpat-Anlage wird aufgehübscht
Der Bürgermeister nimmt unsere Redaktion mit zur Baustelle und zeigt gemeinsam mit Bauhofleiter Dominik Schätzle, was sich bereits getan hat. Auf der Wiese fällt sofort eine Balancieranlage für Kinder ins Auge. Davor steht ein sogenanntes Federwipptier, das vor allem Mitgliedern der Bremsdorfer Narrenzunft bekannt vorkommen sollte. Im hinteren Bereich sind Mitarbeiter von Pascal Schätzle, einem Dörlinbacher Unternehmer, gerade dabei, den Brunnentrog neu zu richten. Einige Meter weiter soll ein Wasserspiel mit einer Kaskade entstehen. „Wir werden noch Sträuche und Bäume pflanzen“, erklärt Dominik Schätzle die weiteren Maßnahmen. Außerdem fehle noch eine Beleuchtung sowie ein Zaun zur Straße hin.
Eine Überraschung haben die Arbeiter erlebt, als sie einen großen Sandstein unter Gestrüpp entdeckt haben. „Mit dem Stein passiert noch etwas“, kündigt der Bauhofleiter an. Der ganze Platz, schätzt Schätzle, wird Anfang oder Mitte April fertig sein.
Auf dem Ziegelhüttenplatz lagern Ziegel
Auch ein paar Hundert Meter weiter auf dem Ziegelhüttenplatz tut sich etwas. Aktuell macht dieser seinem Namen fast alle Ehre: Man sieht eine Plane, unter der Lehm geschützt wird, ein Zelt mit abtrocknenden Ziegeln und ein Unterstand, unter dem fertige Ziegel auf Paletten lagern. Dafür verantwortlich sind die Dörlinbacher Biker um Michael Grimm und Martin Schwörer. „Wir hatten die Idee, eine Ziegelhütte zu bauen“, erklärt Letzterer beim Besuch unserer Redaktion. Seitdem sind die Biker regelmäßig am Wochenende im Einsatz und erhalten dabei auch Unterstützung von interessierten Dörlinbachern.
Die Ziegelei hat im Ort Tradition. Zum Zieglerhof gehörte einst auch eine Ziegelei. Der Trockenschuppen mit Brennofen wurde jedoch im Jahr 1974 abgerissen. Die sieben Biker und neun Frauen, erklärt Schwörer, widmen sich der Ziegelbrennerei auf traditionelle Weise. Sie mischen den Lehm, der aus Schuttertal kommt, zunächst mit Wasser und geben das Gemisch – „der Ton ist wie weiche Butter“ – in eine vorgefertigte Form. Dann kommt ein Stempel „800 Jahre Dörlinbach“ drauf und die Steine werden zum Trocknen abgelegt. „In vier bis fünf Stunden schaffen wir etwa 150 bis 200 Ziegel“, erklärt der Mitorganisator.
Beim Festbankett werden Geschichten erzählt
Im Mai soll aus diesen Ziegeln schließlich ein etwa zwei mal zwei Meter großer Ofen errichtet werden. Das Feuer soll die Ziegel brennen, dabei wird es ein Fest mit Bewirtung geben. Ist der Ofen einmal abgekühlt, wird er wieder abgebaut. „Besonders der Abbau wird spannend“, meint Schwörer. Denn dann sehe man erst, ob das Projekt wirklich erfolgreich war. Die gebrannten Ziegel, sagt Bürgermeister Litterst, sollen als Erinnerungsstück an das Jubiläumsfest dienen und können von den Dörlinbachern erworben werden.
Bis es so weit ist, laufen jedoch die Vorbereitungen auf die anderen Feste, allen voran das Festbankett am kommenden Wochenende. Um 19 Uhr geht dieses in der Dörlinbacher Halle los. Was geboten wird? Bürgermeister Litterst schildert, dass er kurz auf die Geschichte des Dorfs zurückblicken wird. Der Hauptteil werden jedoch Dörlinbacher „Gschichtli“ aus den vergangenen 100 Jahren sein. Das heißt Erfahrungen und Geschichten aus dem Alltag, die die Dörlinbacher selbst gemacht oder aus erster Hand, zum Beispiel von ihren Eltern, gehört haben. „Das wird es richtig interessant machen“, ist Litterst überzeugt. Teilweise, deutet er an, werden die Geschichten auch verkörpert. Die Trachtenkapelle und der Chor Lauschangriff werden das Festbankett, zu dem die Gemeinde einlädt, umrahmen.
Das weitere Programm im Jubiläumsort Dörlinbach (Auszug)
Samstag, 22. März, 19 Uhr:
Festbankett (Halle) Samstag, 5. April, 20 Uhr:
Doppelkonzert Trachtenkapelle, Chor Lauschangriff (Halle) Donnerstag, 1. Mai, 11 Uhr:
Maihock (Prinschbachhütte) Freitag, 2. Mai bis Samstag, 17. Mai:
„Jubiläumsziegel“ (Ziegelhüttenplatz) Samstag, 31. Mai, 14 Uhr:
Wanderung Hof- und Kapellenweg (Startpunkt: Ziegelhüttenplatz) Samstag, 7. Juni bis Montag, 9. Juni:
Jubiläumsfest unter anderem mit Fassanstich, Livemusik Festgottesdienst, Programm im Zelt und einer Mopedli-Rundfahrt (Sportplatz-/Hartplatzgelände, Kirche) Samstag, 26. Juni, 20 Uhr:
Sommernachtskino (Schulhof) Sonntag, 6. Juli, 11 Uhr:
Familienwanderung „800 Jahre, 800 Schritte, 800 Töne“ (Start: Alte Schule) Freitag, 11. Juli bis Montag, 14. Juli, täglich 19.30 Uhr:
Historisches Schauspiel bei Herre-Ländles, „Gerichtstag auf dem Freihof“ (Unterrain 5) Freitag, 18. Juli, 19 Uhr:
Midissage der Kunstausstellung mit Bilderwechsel (Rathaus) Freitag, 1. August, 18 Uhr:
Seenachtsfest der Trachtenkapelle (Prinschbachhütte) Samstag, 14. September, 10 bis 17 Uhr:
Wanderung „Unsere Bauernhöfe“ (Wangler-, Ziegel- und Jägertonihof)
Sonntag, 21. September, 9 Uhr:
Historischer Kirchgang nach Ettenheimmünster (Start: Ziegelhüttenplatz)
Samstag, 15. November, 19 Uhr:
Dankeschönfest (Halle) Mittwoch, 31. Dezember, kurz vor Mitternacht:
Neujahrssingen (Dorfmitte) Freitag, 6. Februar, 19 Uhr:
Finissage der Kunstausstellung (Rathaus)