Günter und Gertraude Laubmann aus Locherhof sind seit 70 Jahren verheiratet. Foto: Herzog

Kürzlich haben Günter und Gertraude Laubmann, geborene Jacob, aus Locherhof das freudige Ereignis der Gnadenhochzeit gefeiert – 70 gemeinsame Ehejahre. Ihnen gratulieren vier Kinder, sechs Enkel und fünf Urenkel.

Eschbronn-Locherhof - Das Jubelpaar blickt auf sein äußerst bewegtes Leben zurück, das eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Dazu gehören bittere Erfahrungen von Krieg und Unterdrückung im Dritten Reich ebenso wie Repressalien vom späteren DDR-Regime, die riskante Flucht in den Westen 1958, der alles andere als einfache Neustart in der Bundesrepublik in den Nachkriegsjahren und das deutsche Wirtschaftswunder.

Die Eheleute Laubmann stammen aus der Gegend um Leipzig und haben sich auf recht ungewöhnliche Weise kennen und lieben gelernt. Günter Laubmann hatte einen einst nach Kriegsende aufgestöberten Fahrradrahmen 1950 mit Felgen, Speichen und Naben als Damenrad zusammengebaut. Eines Tages erhielt er Besuch von dem Mädchen, dessen schöne Stimme ihm beim Orgelspielen in der Kirche aufgefallen war. Als das Mädchen fragte, wem dieses Fahrrad gehöre, antwortete Günter Laubmann: "Derjenigen, die zu mir passt." Das Mädchen überlegte nicht lange und setzte sich auf das Rad. Zwei Jahre später, am 26. Juli 1952, wurde in der evangelischen Kirche von Zöpen geheiratet. Es war gleichzeitig der 19. Geburtstag von Gertraude Laubmann.

Flucht nach West-Berlin

Geboren am 20. Juni 1928 studierte Günter Laubmann Physik und unterrichtete in der DDR als Lehrer. Ebenso wie seine Frau, die als Bankkauffrau arbeitete, war er stark kirchlich engagiert. Dies wurde ihm schließlich zum Verhängnis. In der damaligen DDR wurden die Lehrertätigkeit und das gleichzeitige Spielen der Orgel in der Kirche mit Argusaugen beobachtet und geächtet. Er flüchtete mit seiner ältesten Tochter drei Jahre vor dem Mauerbau nach West-Berlin. Kurz darauf kam seine Frau Gertraude mit den beiden anderen Kindern nach.

Als Lehrer erneut die Schulbank gedrückt

Von West-Berlin über Frankfurt am Main kam die Familie nach Locherhof, wo sie sich 1973 in der Straße "Am Berg" ein Haus in Eigenleistung bauten und vier Jahre später bezogen. Gertraude widmete sich ganz dem Haushalt mit fünf Kindern. Weil die DDR-Lehrerausbildung in der Bundesrepublik nicht anerkannt wurde, musste Günter Laubmann nochmals die Schulbank drücken und eine Ausbildung zum Lehrer absolvieren. Danach unterrichtete er an einer Schule in Aistaig und danach an der heutigen Eschachschule in Dunningen. Zuletzt war er dort Konrektor.

Vielfältig im Ort engagiert

Die Eheleute Laubmann haben sich vielfältig in der Gemeinde Eschbronn ehrenamtlich engagiert. Vor allem in der evangelischen Kirchengemeinde. Günter Laubmann als Organist, seine Ehefrau als Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit. Ihren besonderen Ehrentag feierten die Laubmanns im Kreise der Familie zu Hause und erhielten Besuch von Bürgermeister Franz Moser und Pfarrer Friedhelm Bühner, worüber sie sich sehr freuten. Zwar ist das Jubelpaar inzwischen auf den Rollstuhl angewiesen, es ist aber geistig noch recht fit.