Josef Vogt (Mitte) betreut ehrenamtlich Marina Wolpert (rechts). Mit im Bild ist ihre Freundin.Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Josef Vogt aus Brigachtal kümmert sich ehrenamtlich um Menschen wie Marina Wolpert

Josef Vogt aus Brigachtal betreut ehrenamtlich kranke Menschen. Eine von ihnen ist Marina Wolpert, die an Multipler Sklerose leidet. Für sie ist das Engagement des Brigachtalers ein "Glücksfall".

Brigachtal. Marina Wolpert lebt seit 21 Jahren in der Hirschhalde, Zentrum für Betreuung und Pflege, in Bad Dürrheim. Seit fünf Jahren wohnt sie dort weitgehend selbständig in einer kleinen Wohnung, ist aber trotzdem auf Betreuung angewiesen, da sie seit 29 Jahren an MS, Multipler Sklerose, leidet. "Für mich ist es ein Glücksfall, dass ich seit zehn Jahren von Josef Vogt aus Brigachtal betreut werde", erklärt sie gegenüber unserer Zeitung bei einem Besuch zusammen mit Josef Vogt.

Unterstützung bei Behördengängen

Josef Vogt gehört seit Jahren dem Betreuungsverein SKM Schwarzwald-Baar, einem Netztwerk der Hilfe für ehrenamtliche Betreuer, an. Das, wofür der Verein steht, ist auch ihm ein Herzensanliegen: "Die Würde der Menschen bedarf unseres Schutzes". Und so ist er unter anderem für Marina Wolpert immer dann da, wenn er sich für sie einsetzen kann und sie bei Behördengängen und der Erledigung von "Papierkram" vertreten und unterstützen kann.

"Mein Ziel ist, dass Marina Wolpert so viel wie möglich selbst erledigen kann, aber alles geht eben, bedingt durch ihre Krankheit, nicht", betont er. Einmal in der Woche besuche sie eine Fachkraft von der Diakonie und sie unternehmen zusammen etwas, wie Besuche im Kurpark und gemeinsame Gespräche, erklärt Marina Wolpert.

Vogt koordiniert die Ämter, verwaltet das Budget, überprüft Rechnungen und schaut danach, dass Wolpert das erhält, was sie benötigt. "Meine Aufgabe ist es, dass sie nicht finanziell ins Minus kommt", so Vogt. Alle Rechnungen laufen über ihn, dazu müsse er jährlich einen Bedarfsplan anlegen. Er habe sehr viel über Pflegegrade gelernt und darüber, wie das Sozialhilfesystem funktioniert.

"Ich muss immer darauf achten, dass die Fristen eingehalten werden, denn das Betreuungsgericht prüft, dass Marina Wolpert weiter betreut werden muss und auch, wer sie betreut", fährt er fort.

Auf die Frage, wie sie die Corona-Zeit erlebt, antwortet sie: "In der Wohnung eingesperrt zu sein war schlimm. Ich musste alleine essen, habe keine Ansprache gehabt, konnte keinen Geburtstag feiern." Sie habe auch Freunde im Haus, auf deren Kontakt sie zeitweise verzichten musste, ergänzt sie.

In Zeiten von Corona sei es immer wieder vorgekommen, dass wichtige Medikamente gefehlt haben, beklagt Vogt. Er müsse Marina Wolpert immer zur Vorsorge ermuntern, aber bei Narkosen und bei Impfungen müsse er zustimmen. Auch hier benötige er für alle Eingriffe einen Kostenvoranschlag, den er der Kasse vorlegen müsse, damit diese zustimme.

Freude an der Arbeit steht im Vordergrund

Auf die Frage, wie er Betreuer bei dem SKM wurde, antwortet er: "Ich wurde vom Verein angesprochen, ob ich ehrenamtlicher Betreuer sein möchte und habe gerne zugesagt." Man müsse ohne Schulden sein und natürlich ein tadelloses Führungszeugnis vorlegen und vor allem Freude am Ehrenamt haben und sich "auch nicht vor viel Arbeit scheuen", unterstreicht er.

Marina Wolpert ist dankbar, dass ihre Krankheit zur Zeit nicht weiter fortschreitet und sie sich mit dem Rollator auch außerhalb der Hirschhalde bewegen kann. Sie hat sogar eine kleine Waschmaschine in ihrer Wohnung.

Dann klingelt es an der Tür und ihre Freundin erscheint, um sie zum Mittagessen abzuholen. Schnell wird ein Foto geknipst und dann klappt Vogt seinen Ordner zu.