Endlich dürfen die Frauen in der Johanneswerkstatt wieder zusammenkommen. Fleißig wird nach zwei Jahren Zwangspause für den Weihnachtsmarkt 2022 rund um das Villinger Münster produziert. Foto: Heinig

Endlich darf man wieder gemeinsam kreativ sein. Die Johanneswerkstatt der Evangelischen Stadtgemeinde Villingen ist nach zweieinhalb Jahren der Isolation durch die Coronapandemie wieder geöffnet und feiert ihr zehnjähriges Bestehen.

VS-Villingen - Damals fanden sich sieben Frauen in der Johannesgemeinde, die zum einen Spaß am kreativen Gestalten hatten, sich zum anderen gemeinsam sozial engagieren wollten. Die Idee entstand, alljährlich auf dem Villinger Weihnachtsmarkt Selbstgebasteltes, - geschneidertes, -gebackenes und -gestricktes zu Gunsten der guten Sache zu verkaufen.

Anfänge im eigenen Wohnzimmer

Was zunächst jede für sich im eigenen Wohnzimmer erledigte, entstand bald im ehemaligen Mesnerhaus neben der Johanneskirche in der Gerberstraße an geselligen Abend in der Gruppe. "Jetzt hatten wir einen niederschwellig zu erreichenden Treff, in dem jede und jeder willkommen war", erinnert sich Marion Büch, die die Johanneswerkstatt gemeinsam mit Andrea Ebel und Heike Lehnerdt leitet. Dank Spenden aus Privathaushalten, Handel und Industrie – darunter eine leistungsfähige Nähmaschine – konnte man sofort in die Produktion einsteigen und schnell stellte sich auch heraus, welche Talente da zusammengefunden hatten.

Töpfern, Nähen, Backen, Einkochen, Buchbinden, Stricken und Häkeln, kleinteilige Klebearbeiten und handwerkliches Geschick lassen Produkte entstehen, die dem Team der Johanneswerkstatt auf dem Weihnachtsmarkt in der Regel aus den Händen gerissen werden.

Geselligkeit ist Trumpf

Im Mittelpunkt der zwei Abende – man trifft sich an jedem Dienstag und Donnerstag um 19 Uhr – steht jedoch nicht alleine die Herstellung. "Uns ist das Zusammentreffen, das Gespräch und die Gemeinsamkeit genauso wichtig", sagt Andrea Ebel und betont, dass auch all jene willkommen seien, die "einfach nur dabei sein wollen". Sehr schnell verlegte sich die Gruppe darauf, im Sinne der Ressourcenschonung aus alt neu zu machen – Upcycling ist heute das Motto.

Aus Fahrradschläuchen entstehen Federmäppchen, aus Regenschirmstoffen und Kaffeetüten Einkaufstaschen, aus Gardinen Gemüse- und Obstbeutel, aus Stoffresten Transporttaschen für Kuchenbleche und Salatschüsseln. Aus gespendeter Wolle werden Socken, aus weißem Leinen Brotbeutel, witzig bedruckt mit "statt Tüte" oder "unser täglich Brot". Solch attraktive Produkte rufen immer wieder auch Firmen auf den Plan, die bei der Johanneswerkstatt bunt gefüllte Weihnachtspakete für ihre Belegschaft ordern. Die Erlöse werden allesamt sozialen Zwecken zugeführt.

Da kommt mächtig ’was zusammen

In zehn Jahren kamen so gut 13 000 Euro zusammen. Davon wurde unter anderem die Bezahlung der Kirchendienerin bezuschusst, bedürftige Menschen direkt versorgt, die Partnerdiözese in Indien und viele Projekte innerhalb und außerhalb der Gemeinde unterstützt sowie das Mesnerhaus in Teilen renoviert, damit die zwei Etagen auch für andere Gruppen und Einrichtungen – darunter das legendäre Fasnetstüble – genutzt werden können.

Hart traf die Frauen die Coronazeit, in der sie nicht nur wieder alleine zu Hause werkeln, sondern auch auf die Teilnahme am Weihnachtsmarkt verzichten mussten. Das Zehnjährige der Johanneswerkstatt feierte man im August dann immerhin mit einem Outdoor-Grillfest im Hinterhof.

Nun trafen sich die Mitarbeiterinnen der Johanneswerkstatt nun zum ersten Mal wieder in ihren Bastelräumen – und genossen das. Mit Hochdruck arbeiteten sie dabei an den Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt 2022, auf dem sie vom 8. bis 11. Dezember endlich wieder vertreten sein werden.

Info: Mitmachen

Mit der Johanneswerkstatt möchte die Johannesgemeinde ihr Engagement ausbauen, miteinander füreinander da zu sein. Ansprechpartnerin ist Marion Büch (07721/18 88 oder johannes-werkstatt@ekivill.de).