Johann August Sutters Umgang mit indigenen Stämmen in den USA ist umstritten. Unser Leser hat dazu folgende Meinung.
Romantisierend
Der ganzseitige Artikel in der Oberbadischen Zeitung über Johann August Sutter ist für mich eine Verhöhnung der Opfer. Sein Vermächtnis in Kalifornien: Die Ausrottung der Patween, ein einheimischer Stamm, geht auf sein Konto, ebenso wie die Vertreibung beziehungsweise Versklavung der Nomlakis- und Wintus-Stämme.
Der deutsche Auswanderer Theodor Cordua, der von Sutter ein Stück Land in Sacramento gepachtet hatte, schrieb in seinen Memoiren: „Als Sutter 1839 in Sacramento Valley sein Fort Neu Helvetia baute, kam Unglück über die dort ansässigen friedlichen Stämme. Ihre ,freiwillige’ Arbeit wurde zwangsmäßig verlangt. Diejenigen die sich weigerten, wurden als Feinde bezeichnet. Ihre Dörfer wurden niedergebrannt, Männer und Kinder erschossen und Frauen zur Vergewaltigung freigegeben.“
Sutters Aufseher Heinrich Lienhard erzählte sogar, dass Sutter sich bei den Vergewaltigungen beteiligt habe. All diese Verbrechen sind ungestraft geblieben, obwohl das mexikanische Gesetz von 1840 in Kalifornien solche Gewaltakte gegenüber einheimischen Stämmen verbot und sogar zu Gleichbehandlung und Respekt aufrief.
Der Goldrausch 1849 in Kalifornien mit Mittelpunkt auf Sutters Gelände verursachte einen großen Genozid an den Stämmen der Nomlakis, Wintus und Patween.
Sklaverei wieder legalisiert
Am 27. April 1873, fünf Monate nachdem Präsident Abraham Lincoln die Emacipation Proclamation deklariert hatte, die zur Befreiung aller Sklaven aufrief, wurde in Kalifornien die Sklaverei aller indigenen Stämme verboten. Aber unter General Sutter, als Abgeordneter im neuen Bundestaat Kalifornien, wurde unter dem Vorwand von „Apprenticeship“ die Sklaverei und Zwangsarbeit wieder legalisiert und in der Praxis weiterbetrieben.
Für Historiker Benjamin Madley dürften solche Artikel meiner Meinung nach nicht nur naiv und schwerst romantisierend sein, sondern auch die Brutalität der historischen Person Sutter komplett ausblenden.
Statue wurde entfernt
Erst im Jahr 2020 wurde im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung Sutters Statue, ein Geschenk aus Liestal in der Schweiz, vor dem Sacramento Medical Center erst mit Farbe beschmiert und anschließend entfernt.
Roy Paraiso, KleinkemsSchreiben Sie uns: leserbriefe@schwarzwaelder-bote.de. Mit der Übersendung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Leserbrief in der Printausgabe, im E-Paper sowie im Onlinedienst des Schwarzwälder Boten veröffentlicht wird. Wir behalten uns Kürzungen vor. Leserbriefe entsprechen nicht notwendig der Meinung der Redaktion.