Die Menschen standen Schlange, um das Buch "Hysterie des Körpers" von Joey Kelly signieren zu lassen. Fotos: Wölfle Foto: Schwarzwälder-Bote

Extremsportler und Popstar erzählt in Haslach von seinen Erlebnissen / Thomas Dold trainiert mit Interessierten

Von Sybille Wölfle Haslach. Joey Kelly ist als Popstar bekannt, aber auch als Moderator und Extremsportler hat er sich einen Namen gemacht. Das Mitglied der "Kelly-Family" tourte schon als junger Musiker durch alle Kontinente. Nun hat er am Station in Haslach gemacht, um über seine zweite Karriere zu berichten.Um den "Popstar mit dem längsten Atem" zu sehen, kamen die Menschen am Dienstagabend gleich scharenweise. Sparkassenchef Mathias Wangler begrüßte um die 850 Gäste, die zur traditionellen, herbstlichen Vortrags- und Veranstaltungsreihe der Sparkasse Haslach-Zell gekommen waren. Das Duo Rüdiger Geismar und Corina Schilli umrahmten den Abend musikalisch.

Mit einem tosenden Applaus begrüßte die Zuschauer Joey Kelly, den Stargast den Abends. Aber die Veranstalter hielten noch mehr Überraschungen bereit. Die 22-jährigen Zwillinge Anna und Lisa Hahner, die zu den vielversprechendsten deutschen Nachwuchsläuferinnen gehören, betraten die Bühne. Auch der Steinacher Rückwärtsläufer Thomas Dold war mit von der Partie. Sie alle sind Fans und Bewunderer von Joey Kelly.

Fast eineinhalb Stunden lang berichtete der Extremsportler ganz authentisch, mit vielen lustigen Sprüchen und Anekdoten gewürzt, über seine Karriere als Musiker und Extremsportler. Er habe in den Anfängen als Straßenmusiker mit der Familienband die Strenge des Vaters erfahren, und mit seinen elf Geschwistern im VW-Bus und im Hausboot gelebt. "Damals war nur eines wichtig: ›Cash in the Täsch‹", sagte Joey Kelly lachend. Aber trotz harter Existenzkämpfe habe er immer Ziele vor Augen gehabt und an das Glück geglaubt. Mit einem starken Willen, gekoppelt mit entsprechender Energie, Ausdauer, Disziplin, Mut und Leidenschaft könne man alles erreichen.

Das beweist der fast Vierzigjährige immer wieder mit seinen extremen sportlichen Höchstleistungen. Seine Sportlerkarriere startete er 1996 mit einem Triathlon über die olympischer Distanz. Damals trainierte er nachts nach den Konzerten, lief durch das Dunkel der Städte und frönte immer mehr seiner Leidenschaft für ausgefallene sportliche Extreme. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete, beteuert der gebürtige Ire immer wieder. Heute verbindet der Botschafter der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung seine Extremtouren auch immer wieder mit Benefizaktionen.

Mit Filmausschnitten und Bildern untermalte er eindrucksvoll die Schilderungen seiner sportlichen Aktivitäten. Der Sahara-Wüstenlauf brachte ihn an den Rand seiner Kräfte. Krank und geschunden, die Füße voller Blasen änderte er seine Einstellung, und überwand seinen inneren Schweinehund. "Stolz wie Oskar und heulend stand ich im Ziel", gestand er.

Kälte und Hitze bei Läufen getrotzt

Die eisige Kälte und die stete Dunkelheit beim "Alaska 100-Meilen-Race" verlangte dem Sportler ebenfalls alles ab. Nach 37 Stunden gelangte er in das einsame Ziel. Das krasse Gegenteil erlebte er beim Ultramarathon "Badwater-Run" im Death Valley. Bei Temperaturen um die fünfzig Grad plus galt es rund 220 Kilometer und einen Höhenunterschied von 4000 Metern zu überwinden. Da er das Ziel in weniger als 48 Stunden erreichte, konnte er sich als Preis die gewünschte Gürtelschnalle umlegen. "Früher habe ich wegen jeder Blase gejammert, heute stecke ich die blutigen Füße leichter weg", sagt der mitreißende Redner.

Seine Expedition zum Südpol war wohl das größte Abenteuer seines Lebens, das er mit Moderator Markus Lanz bezwang. 400 Kilometer durch die Antarktis – übernachtet wird zu viert, in einem vier Quadratmeter großen Zelt. Umgeben von gefährlichen Gletscherspalten, wo keine Rettung möglich wäre, einsam, bei minus 30 bis 40 Grad, erreichten die Deutschen in nur zehn Tagen und einundzwanzig Stunden den südlichen Pol. "Um jeden Preis wollten wir unser Ziel erreichen und an diesem Limit sieht man, ob jemand Charakter hat oder nicht", betonte Kelly.

Nur 9,24 Euro hätte er ausgegeben, als er 2010 von Wilhelmshaven auf die Zugspitze zu Fuß unterwegs war, erzählt Kelly. 17 Tage und 23 Stunden zu Fuß, immer die Angst im Genick nicht genug Nahrung zu finden, habe er mit 15 Kilo weniger Gewicht sein Ziel erreicht. Wangler lud den ehemaligen Popstar zum nächsten Haslacher Kinzigtallauf ein, und Thomas Dold erklärte sich bereit, ein Training mit allen Interessenten zu bestreiten. Treffpunkt soll am kommenden Samstag vor der Sparkasse Haslach-Zell sein.

Im Anschluss ließen die Fans ihr neu erworbenes Buch "Hysterie des Körpers" von Joey Kelly signieren. Eine Weihnachts-CD der "Kelly-Family" gab’s gratis, auch ein Bild mit dem Star war möglich. Corina Schillis erste CD war ebenfalls käuflich zu erwerben.