39 Unternehmen stellten sich den Jugendlichen vor. Foto: Störzer

39 Unternehmen stellten sich am Mittwoch beim Azubi- & Studi-Speed-Dating in Sulz vor. Rund 180 interessierte Jugendliche nahmen das Angebot wahr.

Sulz - Beim Speed-Dating begeben sich Menschen längst nicht mehr nur auf die Suche nach der Liebe. Auch auf einer anderen wesentlichen Beziehungsebene wird die Methode des schnellen Kennenlernens eingesetzt: in der Arbeitswelt.

Matthias Nowotny von der PR-Agentur Dialogmanufaktur erklärt, wie das Konzept in Sulz funktioniert: 39 Unternehmen – darunter zum Beispiel Blickle, die AOK, das Hotel Lauterbad, die Bruderhaus Diakonie, Mahle, Jetter, die Kreissparkasse und der Schwarzwälder Bote – schickten am Mittwoch jeweils einen oder mehrere Mitarbeiter im Sulzer Backsteinbau. Rund 180 Schüler meldeten sich im Vorfeld der Veranstaltung an, die meisten davon direkt im Schulklassenverbund. Sie gaben auch bereits an, mit welchen der Unternehmensvertretern sie sprechen wollten.

Gong zeigt an, dass gewechselt wird

Dann ist alles ganz genau getaktet. Nach jeweils zehn Minuten ertönt ein unüberhörbarer Gong im Gebäude. Dieser zeigt an: Es wird Zeit, den Gesprächspartner zu wechseln. "Manche der Jugendlichen sprechen nur mir Vertretern eines Unternehmens, andere mit vier", berichtet Nowotny. Das sei jedem selbst überlassen.

Nicht nur in Sulz ist Nowotny federführend am Azubi- & Studi-Speed-Dating beteiligt, sondern veranstaltet mittlerweile pro Jahr rund sieben oder acht Events dieser Art in Baden-Württemberg. "Immer mehr Unternehmen suchen Auszubildende", sagt er. "Selbst namhafte Unternehmen finden keine Azubis mehr." Es werde immer schwieriger junge Menschen zu erreichen.

Zeugnisse interessieren nicht

Beim Azubi- & Studi-Speed-Dating interessieren Zeugnisse und Bewerbungsschreiben nicht. Es gehe darum, so Matthias Nowotny, den Menschen kennenzulernen, der einem gegenüber sitzt. "Die jungen Menschen sollen hier in ihrer ganzen Komplexität wahrgenommen werden." Es sei ja auch so, dass viele der jungen Leute Angst vor Bewerbungssituationen haben. "Für viele ist das das erste Gespräch über sich selbst mit einem Fremden", ruft er in Erinnerung. Man müsse zeigen, dass man sie wahrnehme, ernst nehme und dass sie wichtig seien.

Besonders sei bei dieser Veranstaltung eben auch, dass die Jugendlichen von den Unternehmensvertretern eine Rückmeldung bekommen. Beispielsweise werde angemerkt, dass man schon viel über den angestrebten Beruf wisse, sich über das Unternehmen jedoch nochmals informieren solle. Feedback sei wichtig für die Entwicklung.

Mitgliedschaft in einem Verein wird positiv ausgelegt

Zudem fangen Sozialpädagogen und Jugendamtsmitarbeiter die Jugendlichen nach den Gesprächen ab und evaluieren gemeinsam, was denn gut und was vielleicht noch nicht so gut lief. Birgit Stiehle vom Handels- und Gewerbeverein (HGV) schildert ihre Eindrücke: "Manche kommen raus und sagen, dass es gar nicht so schlimm war wie erwartet." Und das sei doch sehr positiv zu bewerten. Viele der Jugendlichen hätten nach dieser Art von Event einen Praktikumsplatz in der Tasche.

Für junge Menschen auf Arbeitssuche hat Stiehle noch einen Tipp parat: "Die Mitgliedschaft in einem Verein ist die Eintrittskarte in vielen Branchen." Und Nowotny bestätigt: "Wenn man im Fußball oder in der Feuerwehr aktiv ist, dann ist man teamfähig." Das sei eine gefragte Kompetenz, man solle sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Doch vielen jungen Menschen sei gar nicht bewusst, welch einen Schatz sie da haben.

Das Azubi- & Studi-Speed-Dating sei, das ist Nowotny noch wichtig, keine Konkurrenz zur Ausbildungsmesse Kaz, sondern eine Ergänzung.