Dem Entwicklungshilfeprojekt "Der Garten von Kujew" in Gambia hilft der Jobclub mit Spenden bei der Anschaffung einer elektrischen Pumpe für den BrunnenFotos: Caritas Gambia Foto: Schwarzwälder Bote

Jobclub: Verein setzt auf Ausbildung und Arbeit statt Abschiebung / 62 Menschen eine Stelle vermittelt

Die Fähigkeiten der Flüchtlinge zu nutzen, die in den vergangenen Jahren in die Region gekommen sind, und ihnen die Integration zu erleichtern, das hat sich der Jobclub Villingen-Schwenningen auf seine Fahnen geschrieben. Seit 2018 hat es der Verein geschafft, 62 der betreuten Menschen eine Arbeit zu vermitteln.

Villingen-Schwenningen. Hinter dem Verein stehen knapp zehn aktive Mitglieder, die sich dafür einsetzen, die Flüchtlinge nicht abzuschieben, sondern einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz für sie zu finden – und das seit fünf Jahren. Zeit für den Vorsitzenden Christian Utischill und seine Mitstreiter Regine Kornhaas, Christian Keller und Klaus Meusel, in einer Online-Konferenz eine Bilanz zu ziehen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Menschen und ihre mitgebrachten Talente in den Mittelpunkt ihres Engagements stellen, die Fluchtursachen in den Heimatländern bekämpfen wollen und sich für humanitäre Hilfe in den Flüchtlingscamps einsetzen, allen voran im Lager Moria II auf Lesbos.

Unterstützung im Alltag

Seit Januar 2018 bis März habe der Jobclub 125 Menschen betreut, überwiegend aus Gambia, aber auch aus Nigeria, Senegal, Kamerun, Eritrea und Syrien, blickt Utischill in die Statistik. Aktuell stehe der Verein noch 75 von ihnen zur Seite, gut die Hälfte benötige noch eine umfassende Unterstützung im Alltag, bei den anderen gehe es um gelegentliche oder seltene Hilfestellung. Neben dem Ziel, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, helfe der Jobclub auch bei der Suche von Wohnung und Möbeln oder einem passenden Deutschkurs und begleite sie im Alltag, erläutert Meusel.

Dass es gemäß dem Motto "Ausbildung und Arbeit statt Abschiebung" gelungen ist, 62 Flüchtlingen eine berufliche Perspektive zu geben, freue das Team. 13 seien derzeit auf der Suche nach einer Anstellung, allerdings seien einige Menschen durch Krieg und Flucht so traumatisiert, dass sie keiner Tätigkeit nachgehen können, stellt Utischill fest. Corona mache die Situation nicht einfacher, einigen drohe der Stellenabbau und die Kommunikation mit der Agentur für Arbeit sei erschwert, betont Meusel, da diese nur noch per Smartphone und E-Mail ablaufe. "Die Flüchtlinge sind der Eigeninitiative überlassen."

Prinzipiell habe sich aber die Zusammenarbeit zwischen dem Jobclub und den Behörden auf Stadt- und Kreisebene in den vergangenen eineinhalb Jahren positiv entwickelt, ein guter Draht bestehe auch zur Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer. Diese Anstrengungen, den Flüchtlingen den Weg in die Berufswelt zu ebnen, geschähen durchaus nicht nur aus humanitären Gründen, unterstreicht Meusel. Sei die Gesellschaft angesichts des demografischen Wandels doch auf Zuwanderung angewiesen. Wenn die sogenannten Babyboomer, die das Rückgrat der Wirtschaft seien, in zehn bis zwölf Jahren das Rentenalter erreicht hätten, könnten die geburtenschwachen Jahrgänge die Lücken nicht abdecken, stellt Meusel fest. Nachwuchskräfte seien beispielsweise für Handwerksbetriebe in Villingen-Schwenningen gefragt.

Geschätzte Kollegen

Im Handwerk seien einige Flüchtlinge untergekommen, ebenso in der Elektrotechnik- oder Bauindustrie. "Wenn sie sich in ihr Team integriert haben, sind sie sehr geschätzte Mitarbeiter", hat Meusel beobachtet. Je nach Fähigkeiten eigne sich für die einen eher eine Ausbildung, für die anderen eine Stelle als angelernte Arbeitskraft. Nicht zuletzt, um ihre Familien in der Heimat möglichst bald Geld schicken zu können, ziehe es mancher vor, sofort als Produktionshelfer einzusteigen.

Aktionen für Hilfsprojekte

Aus dem Kontakt in die Herkunftsländer könne sogar das ein oder andere Hilfsprojekt entstehen, verweist Utischill auf das Beispiel eines ehemaligen Druckerlehrlings aus der Doppelstadt: Der junge Mann habe eine Spendenaktion für das Entwicklungshilfeprojekt "Der Garten von Kujew" in Gambia, das eine elektrische Pumpe für den Brunnen benötigt, ins Leben gerufen, erzählt Utischill. Um die Selbstversorgung auf bessere Füße zu stellen, habe auch der Jobclub schon gespendet, ebenso wie für das Landwirtschaftsprojekt Bwiam Gambia des Katholischen Entwicklungsbüros (CaDO) der Caritas Gambia. Ein Anliegen sei dem Verein auch die Hilfsaktion "Decken für Moria II", die der Trossinger Unternehmer Marius Ritzi und die Pastorin Elisabeth Kodweiß aus VS initiiert hatten, um frierende Flüchtlinge mit einem wärmenden Schutz für die Nächte auszustatten.

Netzwerk für Lobbyarbeit

Und ein Wunschtraum sei es, ein Klinik-Mobil für die Caritas in Gambia anzuschaffen, nennt Utischill schon ein weiteres Vorhaben. So wirbt der Jobclub um Unterstützer, baut sein Netzwerk weiter aus und hat sich landes- und bundesweit mit Verbänden und Organisationen zusammengeschlossen, um Lobbyarbeit für Flüchtlinge zu betreiben und überregional auf die Politik einzuwirken.

Um sich für die Integration von Flüchtlingen einsetzen und ihnen Ausbildungs- und Arbeitsplätze vermitteln zu können, sucht der Jobclub Villingen-Schwenningen weitere ehrenamtliche Helfer. Der Verein arbeite interkonfessionell, unabhängig und überparteilich, erklärt das Team um den Vorsitzenden Christian Utischill. Er verstehe sich als Asyl-Unterstützergruppe im Schwarzwald-Baar-Kreis und als Impulsgeber für überregionale Flüchtlingspolitik. Voraussetzungen seien keine mitzubringen, alle Mitstreiter hätten sich ihr Wissen in der praktischen Arbeit mit und für die Flüchtlinge angeeignet und sich gegenseitig unterstützt. Auch ältere Menschen mit beruflicher Erfahrung seien willkommen. Wer Interesse an der Mitarbeit hat, kann sich unter Telefon 0171/3410755 oder E-Mail info@jobclub-vs.de an den Verein wenden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.jobclub-vs.de.