Ende einer Karriere: Jens Lehmann winkt nach dem Spiel gegen Hoffenheim seinen Fans zu. Foto: dpa

Jens Lehmann hatte gerade seine 22 Jahre dauernden Karriere beendet, da übernahm die Familie.

Sinsheim/Stuttgart - Vielleicht wollte er das Ende seiner Karriere ja deshalb so weit wie möglich nach hinten schieben. Weil der Übergang vom Fußballprofi zum Privatmann eben ganz schön schnell gehen kann. So wie am Samstagnachmittag in Sinsheim. Jens Lehmann hatte gerade das letzte Spiel seiner 22 Jahre andauernden Laufbahn beendet, da übernahm auch schon die Familie das Kommando. Jens Lehmann war frisch geduscht, er war umgezogen, und seine Sporttasche hatte er auch schon umgehängt. Kurz gesagt: Er war bereit zu gehen. Seine Kinder aber eben noch nicht.

Lasse und Mats wollten lieber noch einmal dorthin zurück, wo sie gut zweieinhalb Stunden zuvor an der Seite ihres Vaters einen besonderen Auftritt gehabt hatten. Gemeinsam mit seinen Sprösslingen war Lehmann eingelaufen - nun musste er samt dem Rest der Familie noch einmal auf den Rasen. Es dauerte fünf Minuten, dann war auch das geschafft - und der Ex-Nationaltorhüter durfte endlich seinen Abschied feiern. Auch wenn ihm das nicht leicht fiel.

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich der 40-jährige Keeper auch gut hätte vorstellen können, noch mal eine WM zu spielen. Aber nicht nur deshalb lächelte er etwas verlegen ob der kommenden Aufgaben. "Ich darf jetzt zwar feiern", sagte er, "aber da muss ich erst langsam reinwachsen."

Es soll dann aber doch ganz gut hingehauen haben. Mit der Familie wurde noch in Sinsheim gegessen, um 21.30 Uhr - noch vor der Rede von Präsident Erwin Staudt - tauchte Lehmann dann bei der Saisonabschlussfeier des VfB im Stuttgarter Restaurant Amici auf. "Er wird uns und der ganzen Liga fehlen", sagte VfB-Manager Horst Heldt, "er stand für Topleistung und auch für das eine oder andere Kuriose. Mal sehen, wer in der Bundesliga seine Lücke füllen wird - ich sehe keinen."

Das geht wohl nicht nur Heldt so - weshalb Lehmann in der Rhein-Neckar-Arena nicht nur von den VfB-Fans gebührend verabschiedet worden war, sondern auch von den heimischen Zuschauern - und natürlich den Mitspielern. Einer redete zum Abschied ganz besonders auf den Torhüter ein: Zdravko Kuzmanovic. Der Serbe erklärte, "dass ich sehr stolz bin, ein Jahr mit ihm zusammengespielt zu haben". Ein Jahr - das letzte in der Karriere von Jens Lehmann.

Das realisierte der 40-Jährige beim Gang in die Fankurve. "Das war ein bisschen emotional", sagte er, "da habe ich gemerkt: Jetzt ist Game over." Das Spiel ist aus.