An einem Tisch – Künstler, Galeristin, Werk: Ann-Julie Denecke, Michelle Mousavi, Katarina Schneiderova von KFS-Studio, David Maria Rieder und Claudius Gräßer. Foto: Zabota Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Vier junge Künstler stellten sich im KFS-Studio Jettingen vor

Jettingen. Wer diesen Raum betritt, denkt sich: Oh, schöne Galerie. Doch der rund 120 Quadratmeter große Raum dient der Jettinger Agentur KFS-Studio normalerweise dazu, Fotos und Filme zu produzieren. Am Wochenende fand hier die gut besuchte Ausstellung "Junge Kunst" statt.

Am Beginn der Laufbahn

Genau genommen sind es junge Künstler. Ann-Julie Denecke und Claudius Gräßer gehen noch zur Schule, Michelle Mousavi und David Maria Rieder studieren Kunst, beziehungsweise Kunst und Philosophie. Erstaunlich und beeindruckend ist die künstlerische Reife, die alle vier, trotz ihrer Jugend, bereits haben. Ann-Julie Denecke hat sich auf Portraits von Menschen sowie Grafik spezialisiert. Die von ihr gezeichneten Gesichter sind von so großer Präzision, dass man gar nicht auf die Idee kommt, hier stünde jemand erst am Beginn seiner Laufbahn. Die Grafiken der jungen Frau, die von der Jugendkunstschule in Nagold gefördert wird, sind fast fotorealistisch. Auf einem ihrer Bilder ist ein Bündel regennasser Kirschen zu sehen. Mit Wassertropfen, die gleich zu Boden fallen.

Flucht aus der Gegenwart

Einen ganz anderen Stil hat Claudius Gräßer. Er selbst sagt, seine Bilder seien eine Flucht aus der Gegenwart in Natur und Geschichte. Hervorzuheben ist jedoch eher der Mut, in diesem Alter eine Alpenkulisse ("Blick vom Nebelhorn") als Aquarell darzustellen. Oder eine Altstadtgasse, eingerahmt von Fachwerkhäusern ("Kurze Gasse in Sindelfingen"). Vielleicht findet Gräßer eine Zukunft als Illustrator. Zwei Szenen aus bekannten literarischen Werken hat er schon mal herausgearbeitet: Gottfried Kellers Wenzel Strapinski (aus "Kleider machen Leute"), wie er im Gasthaus zu Tische sitzt und Wilhelm Hauffs Peter Munk (aus "Das kalte Herz), wie er bei einer mächtigen Tanne das Glasmännlein trifft. Ein Motiv, das schon von vielen Künstlern gewählt wurde.

Was die Studentin und der Student zu bieten haben, zeigt, dass "Künstler" ebenso ein Beruf ist, wie Tischler oder Erzieher. Preislisten lagen aus. Michelle Mousavi hat unter anderem zwei Frauen auf die Leinwand gebracht, die eine könnte wohl, ganz reell, eine betagte Bäuerin sein, die andere, weiß gewandet im Wald liegend, ist eher ein Traumbild aus der inneren Welt der Künstlerin.

Das Lieblingswerkzeug von David Maria Rieder ist der Fineliner. "Ich gehe gerne von einer Linie aus", sagt er. Am Anfang war die Linie, am Ende eine komplexe, manchmal großflächige Grafik, beispielsweise von einem nicht aufgeräumten Schreibtisch oder ein ganzes Büro, was beides ein ganz eigener Kosmos des dort arbeitenden Menschen sein kann.

"Alles ist offen"

Es ist dies bereits die fünfte Ausstellung, die in dem Jettinger Unternehmen stattfindet. Die beiden Inhaber, Katarina Schneiderova und Klaus-Friedrich Schneider haben sich auf Werbung, Design und Medien spezialisiert. "Was uns mit den jungen Künstlern verbindet, ist die Kreativität", sagt Katarina Schneiderova. Sie findet es spannend, dass die jungen Leute ihren Weg noch vor sich haben: "Alles ist offen."

Am Gestalten haben sie sichtlich Freude. Die Bilder sind nicht, wie sonst üblich, nach Künstlern gruppiert, sondern frei gestaltet. Eher gegensätzlich als harmonisch, woraus sich aber wieder eine neue, künstlerisch für sich sprechende Gestaltungsharmonie ergibt. Bis Sonntagabend, da wurde alles wieder abgehängt. Schade, denn das Ganze wirkte, als gehöre es hierher, als ob es eben eine Galerie sei. Nichts anderes.