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Angedachte Verlegung des Jettinger Wertstoffhofs auf den Eisberg liegt erst einmal auf Eis

Derzeit spielt die Gemeinde Jettingen mit dem Gedanken, ihren Wertstoffhof zu dem auf dem Eisberg zu verlagern. Der Gemeinderat nahm in seiner jüngsten Sitzung erstmal den Fuß vom Gas und forderte ein Konzept, ehe er etwas entscheiden will.

Jettingen. Erstellen soll das der Böblinger Abfallwirtschaftsbetrieb, so Bürgermeister Hans Michael Burkhardt. "Ich denke, das können wir schon verlangen." Das Ergebnis soll dann nochmal dem Gremium vorgestellt werden. Ein Antrag auf Verlegung des Wertstoffhofs – wie eigentlich in der Sitzungsvorlage vorgesehen – wird damit erst einmal nicht gestellt. "Wir haben ja keinen Zeitdruck", meinte Burkhardt. Die Räte stimmten geschlossen für dieses Vorgehen.

So manchen Vorteil würde die Verlegung bringen, wie der Bürgermeister ausführte. Da wären zunächst die Platzverhältnisse, die auf dem Eisberg "großzügig" seien, während es auf dem Jettinger Wertstoffhof eher beengt zugehe. Auch die Öffnungszeiten würden dafür sprechen.

Von den Anwohnern der Schulstraße seien immer wieder Beschwerden über den Verkehr gekommen. Zudem würden bereits viele Jettinger den Nagolder Wertstoffhof nutzen. Bei einer Zusammenlegung würde die Gebühr in Höhe von zwei Euro, die für Personen, die nicht aus dem Landkreis Calw kommen, zurzeit erhoben wird, für die Jettinger entfallen. Der Hof auf dem Eisberg liege "in unmittelbarer Nachbarschaft", fuhr Burkhardt fort. Die Entfernung sei etwa gleich wie für die Nagolder Bürger, geringer im Vergleich zu den Bewohnern der Nagolder Teilorte.

Räte sorgen sich um Erreichbarkeit durch die Bürger

Am bisherigen Standort könnte eine Recycling-Station aufgestellt werden, um Fußgängern weiter die Möglichkeit zur Entsorgung zu geben, berichtete Hans Michael Burkhardt. Außerdem sei die orangene Tonne, die seit 2012 für eine Leerungsgebühr von 3,50 Euro angeboten werde, eine mögliche Alternative für jene, die dann nicht mehr zum Wertstoffhof fahren können oder wollen.

Um die Erreichbarkeit für die Bürger sorgten sich gleich mehrere Räte. Bertram Bader (SPD) wünschte sich daher, "dass das Ohr an die Bürger gelegt wird". Die Leute vorher nochmal zu befragen, forderte auch sein Fraktionskollege Wilhelm Kern. Wegen der Angestellten des Jettinger Wertstoffhofs sei bereits mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb Böblingen gesprochen worden, so Burkhardt. Die betroffenen Personen seien im Vorfeld informiert worden und würden bei einem Umzug auf andere Wertstoffhöfe verteilt.

Im Vorfeld hatte das Thema wohl bei manchen für Beunruhigung gesorgt. Ein Bürger meldete sich deswegen zu Anfang der Sitzung in der Bürgerfragestunde. Er fürchtete, der neu gewonnene Platz durch das Verlegen des Wertstoffhofs werde genutzt, um die angrenzende Flüchtlingsunterbringung zu erweitern. Er wohne in der Nähe und habe Angst um seine Kinder.

Tatsächlich hatte die Gemeinde bei der Sache auch die Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkunft im Blick. Nur einen Meter neben deren Wohn- und Schlafräumen stehen derzeit nämlich die Müllcontainer. Eine nicht gerade ideale Situation. Mehr Wohnraum für Flüchtlinge brauche die Gemeinde jedoch derzeit nicht zu schaffen, so Burkhardt. Bisher sehe es so aus, als müsse Jettingen im kommenden Jahr nur einen weiteren Flüchtling aufnehmen.

Allerdings "werden wir in nächster Zeit etwas an der Obdachlosenunterkunft tun müssen", gab Burkhardt zu bedenken. Die Zahlen der Räumungsklagen in Jettingen sei deutlich gestiegen, von sechs auf zwölf im Jahr. Als Grund dafür sah der Bürgermeister die stärkere Nachfrage nach Wohnraum, die öfter dazu führe, dass Eigentumswohnungen verkauft und Eigenbedarf angemeldet würde.

Der frei werdende Platz biete dann die Möglichkeit, so Burkhardt, die Obdachlosenunterkunft zu erneuern und ein weiteres Gebäude mit bezahlbarem Wohnraum zu errichten.

Die Entscheidung jedoch, was aus der Fläche wird, werde, wie Hans-Martin Ott (CDU) forderte, erst einmal "weit zurückgestellt".