Mit Open-Air-Singstunden sind die Blackbirds im Jettinger Schuppengebiet wieder in den Probenbetrieb eingestiegen.Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Chorgesang: Freiluft-Probe im Jettinger Schuppengebiet bringt Normalität einen kleinen Schritt näher

Gesangvereine befinden sich seit Mitte März im Ausnahmezustand: Reguläre Singstunden waren kaum möglich, und an Konzerte ist bislang nicht zu denken. Die Unterjettinger Blackbirds tasten sich vorsichtig wieder in Richtung Normalität: Jetzt fand die zweite Freiluft-Singstunde statt.

Jettingen. Im Jettinger Schuppengebiet am Kreisel in Richtung Sulz am Eck trafen sich nach der gelungenen Premiere vor Wochenfrist 19 Sängerinnen und sechs Sänger zum gemeinsamen Singen – natürlich unter Beachtung sämtlicher Hygiene- und Abstandsregeln, wie Sängerchef Wolfgang Leicht unterstreicht. Unter der Regie von Chorleiter Peter Eisele und begleitet von Martin Schneider am batteriebetriebenen E-Piano wurden Blackbirds-Klassiker der vergangenen 21 Jahre angestimmt.

"Corona hat uns eiskalt erwischt", macht der Vorsitzende deutlich, dass die beiden Chöre des Unterjettinger Gesangvereins bis zum Lockdown im März noch eifrig geprobt hatten – bevor sich die Chormitglieder dann vier Monate nicht mehr treffen konnten. Immerhin gut die Hälfte der etwa 200 Mitglieder sind aktive Sängerinnen und Sänger – entweder im Gemischten Chor oder eben bei den Blackbirds.

Froh ist Wolfgang Leicht deshalb erst mal, dass jetzt überhaupt mal wieder Singstunden stattfinden können – zumal die Chormitglieder heiß auf’s Singen sind. Zwar sei das Singen im Chor im Moment eine kritische Ausdrucksform, wie der Vorsitzende anmerkt. Doch im Freien gehe es gut, zumal die Abstände konsequent eingehalten werden. Dank galt auch dem Unterjettinger Musikverein, dem dort ein Schuppen gehört und der die Stühle zur Verfügung stellte.

Derzeit wird im Gesangverein intensiv darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll. Denn die Outdoor-Singstunden sind wetterabhängig und ohnehin keine Dauerlösung. Nach den Sommerferien möchte man gerne in einen halbwegs normalen Probenbetrieb einsteigen – entweder im Unterjettinger Bürgersaal mit zwei Gruppen oder in der August-Leucht-Halle. In Sachen Konzerten ist es noch schwieriger, denn da müsse zudem noch der Abstand zwischen Chor und Zuhörern eingehalten werden.

Denkbar, so Wolfgang Leicht, sei Anfang 2021 ein Einstieg mit Gospelkonzerten in den Jettinger Kirchen. Das für Mitte diesen Juli geplante Sing-a-Song-Konzert der Blackbirds soll um ein Jahr in den kommenden Sommer geschoben werden.

Auch beim Gemischten Chor will man nach den Sommerferien wieder mit den Proben beginnen. Der Chor ist zwar kleiner, aber mit etlichen potenziellen Risikopatienten bestückt. "Da muss man sehen, wie es mit einem Liederabend oder einem Konzert weitergeht", so der Vorsitzende.

Peter Eisele ist beim Unterjettinger Gesangverein seit sage und schreibe 47 Jahren als Chorleiter aktiv – und er will die 50 Jahre auf jeden Fall noch voll machen. "Das ist auch für uns gar keine Frage", macht Wolfgang Leicht deutlich, dass diese Lösung für den Gesangverein quasi alternativlos ist.

"Das ist schon eine einmalige Situation", macht Peter Eisele deutlich, dass er so etwas in seiner Zeit als Chorleiter seit 1973 noch nicht erlebt hat. Vor Corona hieß es immer, das Singen sei für die Gesundheit gut – doch jetzt habe sich das Blatt gewendet, erklärt Eisele, dass es derzeit nur "schwierig abzuschätzen ist, was auf uns zukommt".

Umso mehr freute er sich über die Open-Air-Singstunden im Schuppengebiet, die "unheimlich Spaß machen". Dabei weiß Peter Eisele, dass viele seiner Dirigenten-Kollegen das Chor-Singen im Freien ablehnen. Doch durch die Begleitung am E-Piano sei es durchaus sinnvoll – und vor allem eine Möglichkeit, endlich wieder gemeinsam zu singen. Denn der Chorleiter weiß: "Die Lust am Singen ist bei den Blackbirds ungebrochen".