Der Eingangsbereich unter dem Sitzungssaal soll unterbaut werden, womit zusätzliche Büros entstehen.Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Rat: Jettingen rechnet mit neuen Stellen

Wenn schon Hand an die Fassade gelegt wird, dann verbindet die Gemeinde Jettingen das auch gleich mit der ohnehin geplanten Erweiterung des Rathauses. Ein Konzept hierfür stellte Architekt Michael Schrottwieser im Gemeinderat vor.

Jettingen. Ursprünglich sollte zur Erweiterung das Feuerwehrhaus aufgestockt werden, was sich aber als statisch nicht möglich erwies, wie Bürgermeister Hans Michael Burkhardt erinnerte. Deswegen machten sich Verwaltung und Architekt Gedanken über Alternativen, gegebenenfalls in einem Zug mit der Sanierung der Rathausfassade.

Die Lösung fand man unter dem Sitzungssaal. Dieser ragt wie ein Dach über den Eingang und könnte unterbaut werden. Damit wird zugleich die Eingangssituation optimiert und eine Zugangstrennung eingeführt. Dadurch würde man auch die unterschiedlichen Öffnungszeiten von Rathaus und Bürgerbüro in baulicher Form abbilden.

Es ist die erste Erweiterung seit der Erbauung des Rathauses vor knapp 40 Jahren. Doch die Gemeinde ist stark gewachsen, der Aufgabenumfang in allen Bereichen gestiegen. Laut Sitzungsvorlage hat Jettingen zwar derzeit eine schlanke Verwaltung, doch sei in absehbarer Zeit mit der Schaffung neuer Stellen zu rechnen, um den "wachsenden und neuen Aufgaben" gerecht werden zu können. Dafür braucht es die entsprechenden Arbeitsplätze.

Über die Erweiterung gewinnt das Rathaus zusätzliche etwa 150 Quadratmeter Bürofläche. In das jetzige Bürgerbüro würde das Personalamt ziehen, im derzeitigen Wartebereich wäre Platz für einen Vorbereich, der für Besprechungen oder Teamarbeit dienen könnte. In die beiden benachbarten Büros würden das Standesamt und die Leitung des Hauptamtes ziehen.

Wo derzeit der Eingang ist, ist der eigentliche Anbau geplant. Dort sollen Bürgerbüro, Bildung und Betreuung, Rentenangelegenheiten sowie die Sozialbetreuung der Flüchtlinge Büroräume finden. Der Eingang wird nach links Richtung Bücherei verschoben und erhält wieder einen Windfang.

Die Kostenschätzung beläuft sich auf etwa 400 000 Euro, so Michael Schrottwieser. Allerdings winkt eine Förderung in Höhe von 36 Prozent aus dem Landessanierungsprogramm.

Punkt zwei war die Fassadensanierung. Die Dämmung entspricht einfach nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Luftverwirbelungen der kalten Luft im Bereich der energetisch relativ schlechten Fenster und der schlecht gedämmten Außenwände führten zu Zuglufterscheinungen, fuhr Schrottwieser fort. Dazu kommt, dass die Fenster teils stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Durch eine Sanierung rechnet Schrottwieser mit jährlichen Einsparungen von rund 100 000 Kilowattstunden beziehungsweise 10 000 Liter Heizöl, eher sogar mehr.

Darüber hinaus stellt sich die Frage der Gestaltung der Außenhaut. Klar ist: Das Rathaus sollte erkennbar sein, sich von den umliegenden Gebäuden mit Putzfassade absetzen. Die Materialauswahl sollte zeitlos und nachhaltig sein und das mit einem geringen Wartungsaufwand verbinden. Individueller Geschmack fließt hier auch mit ein, so der Architekt. Die Flächen sollen optisch gegliedert werden. Michael Schrottwieser präsentierte mehrere mögliche Materialien und Farben. Sein Favorit, den auch der Rat abnickte: Klinkerbau.

Als Vorteile nannte Schrottwieser, dass es sich um einen nachhaltigen Baustoff aus gebranntem Ton handle, der witterungsbeständig, wasserabweisend, frost- und stoßsicher sei. Klinkerverkleidungen seien relativ leicht zu verarbeiten, die Auswahl sei groß, ebenso die Gestaltungsmöglichkeiten, dazu komme eine zeitlose Optik. Wartungskosten fielen praktisch keine an. Die Anschaffungskosten seien zwar höher als bei Putz, aber vergleichbar mit dem alternativen hinterlüfteten Fassadensystem.

Als nächstes steht die Einreichung eines Bauantrages für die Nutzungsänderung im Erdgeschoss des Rathauses auf dem Plan. Außerdem sollen Klinker-Materialmuster als Entscheidungshilfe eingeholt werden. Der Gemeinderat war geschlossen mit dem Konzept einverstanden.

Eine Frage hatte SPD-Rat Wilhelm Kern jedoch: Wenn es kein großes Foyer mehr gibt, wo könne dann der Neujahrsempfang stattfinden? Michael Schrottwieser und Hans Michael Burkhardt waren sich einig, dass es in der Gemeinde passende Alternativen gebe, beispielsweise die Mensa der Schule oder die Willy-Dieterle-Halle. "Großzügig und luftig" sei zwar toll, so der Bürgermeister. Den Raum aber für ein, zwei Veranstaltungen im Jahr vorzuhalten, einfach nicht wirtschaftlich. Insbesondere, wenn man andere Möglichkeiten habe.