Thomas Kühn (links) und Bernd Mückenhaupt zeigen im Rathaus ihre Fotografien.Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Bernd Mückenhaupt und Thomas Kühn zeigen 30 Jahre alte Fotos aus Zeit des Mauerfalls

Zum Tag der Deutschen Einheit wurde im Jettinger Rathaus eine besondere Ausstellung eröffnet. Fotografien aus dem Osten, aufgenommen vor 30 Jahren und bereits einmal in Jettingen gezeigt – vor 30 Jahren. Die Schöpfer sind Bernd Mückenhaupt und Thomas Kühn.

Jettingen. Am 25. und 26. Februar 1990 machten sich die beiden befreundeten Fotografen auf zu einem spontanen Trip. "Wir haben schon immer alles fotografiert", erzählt Thomas Kühn lachend. Diesmal sollten Bilder aus dem Osten entstehen, nur wenige Monate nach dem Mauerfall. Bilder, die heute, 30 Jahre später, in den Fluren des Jettinger Rathauses einen Eindruck von der damaligen Zeit vermitteln, die etwas festgehalten haben, was sich bis heute stark gewandelt hat. Halle, Naumburg, dem Wörlitzer Park und Berlin statteten die beiden unter anderem einen Besuch ab.

Was sie dabei erlebt haben, ist bewegend. Thomas Kühn fällt ein Beispiel ein, von einem Jungen auf einem Fahrrad, dessen Bild nun auch im Rathaus in Jettingen hängt. Er habe die Fotografen nach einer Cola gefragt. Sie sagten, es tue ihnen leid, sie hätten alles schon getrunken. Daraufhin fragte der Junge nach einer leeren Dose.

Eine Bitte, mit der Kühn und Mückenhaupt nichts anfangen konnten. Was wollte der Junge damit? Erst vor wenigen Jahren erfuhr Thomas Kühn, dass Kinder sich solche Dinge ins Zimmer stellten. Als "wertvolles Relikt aus dem Westen", wie er es ausdrückt.

In diesen beiden Tagen haben Bernd Mückenhaupt und Thomas Kühn so gut wie nicht geschlafen, weil sie kein Bett bekommen haben. Also stiegen sie in Berlin auf die Mauer. Mit Hammer und Meißel wollte sich Thomas Kühn ein Stück heraushauen, es klappte jedoch nicht. Also übernahm das ein Mann für ihn. Sie gingen von der Mauer, liefen unbehelligt durch das Brandenburger Tor – ein echtes Erlebnis zur damaligen Zeit. Studenten waren an der Mauer zu sehen, feierten.

Auch an Orkan Wiebke erinnert sich Thomas Kühn noch. "Es hat Dachziegel geregnet", erzählt er. Er bekam etwas ins Auge, das daraufhin zuschwoll. Auf der Autobahn hätten Polizisten gestanden, die mit Magnesiumfackeln den Verkehr leiteten. "Das war wie in einem surrealen Film."

Doch die Bilder, die dabei entstanden, seien es wert gewesen. Für Thomas Kühn waren sie der Anstoß, nebenberuflich als Reisejournalist zu arbeiten. Er reiste danach noch in Krisengebiete. Mit Bernd Mückenhaupt fotografiert er, seit sich die beiden 1976 bei der Bundeswehr kennengelernt haben. Sie haben bereits mehrere Ausstellungen zusammen auf die Beine gestellt. Mückenhaupt lebt in Unterjettingen – daher auch der Bezug zu der Gäugemeinde.

Die derzeitige Ausstellung, die mit einer gut besuchten Vernissage am Tag der Deutschen Einheit eröffnet wurde, ähnelt stark jener, die Bernd Mückenhaupt und Thomas Kühn schon vor 30 Jahren in Jettingen zeigten. Damals wurden die Bilder allerdings in verrosteten Stahl-Passepartouts gezeigt, auch die Auswahl war diesmal eine etwas andere. Die schwarz-weiß-Negative von damals wurden eingescannt und digital aufgehübscht.

Die Ausstellung ist für Bürgermeister Hans Michael Burkhardt gleich aus dreierlei Gründen etwas Besonderes: Es handelt sich um Fotografien, während sonst bei "Kunst im Rathaus" meist gemalte Bilder zu sehen sind. Die Ausstellung war schon einmal zu sehen und sie hatte einen ganz speziellen Anlass: den Gedenktag der Deutschen Einheit. Die Bilder würden einen guten Eindruck vermitteln, wie es damals in den gezeigten Orten aussah, befand der Rathauschef. Er selbst sei in den vergangenen Jahren öfter in den neuen Bundesländern gewesen. "Es hat sich unglaublich viel verändert", so Burkhardt, "zum Positiven gewandelt."

Für Burkhardt war dies ein "Tag der gelebten Geschichte". Er selbst habe die Zeit noch miterlebt, Jüngere nicht, für sie sei es "gelebte Normalität". Den Bezug zu Jettingen sah er nicht nur darin, dass die Gemeinde ein Teil Deutschlands ist. Nach 1990 seien auch viele Menschen aus den neuen Bundesländern hierher gekommen.

Noch bis 30. November kann die Ausstellung in den Rathausfluren im ersten Stock bestaunt werden.