Der Mehrzweckraum im Jettinger Rathaus war gut gefüllt mit interessierten Gästen. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Militärflugplatz: Grüne Liste informiert über Vorhaben mit Vertretern der Nagolder Aktionsgruppe

Von Sabine Stadler

Als absurdes Vorhaben, das Wertverluste bei Immobilien nach sich ziehe, sich auf die Flora und Fauna auswirke und vor allem große Lärmbelästigungen bringen werde, bezeichneten die Gegner die Pläne zum Bau eines neuen Militärfluggeländes in Haiterbach. Die Grüne Jettinger Liste lud zum Infoabend.

Jettingen/Haiterbach. Auf Einladung der fünf Bewerber der Grünen für die Kommunalwahl, Clea Dürner, Rainer Kropf, Rolf Zinser, Roland Stich und Jürgen Scheef, zum Thema "Neuer Militärübungsplatz der Bundeswehr in Haiterbach – Jettingen in der Einflugschneise?" blieb im Mehrzweckraum in Jettingen kein Stuhl unbesetzt. Bürgermeister Hans Michael Burkhardt zeigte sich sehr erfreut über die große Resonanz zu diesem kurzfristig anberaumten Termin. Bevor er die Veranstaltung wegen einer Gemeinderatssitzung vorzeitig verlassen musste, informierte er über den ihm bekannten aktuellen Stand zu den Plänen für einen Militärflugplatz in unmittelbarer Nachbarschaft.

Zum Scoping-Termin am 27. Februar in der Nagolder Stadthalle war Jettingen eingeladen und hier hatte Burkhardt das Thema Fluglärm vorgebracht. Nach aktuellem Stand befinde sich die Planung noch in der Vorphase des Genehmigungsverfahrens. Er stehe in ständigem Austausch mit Haiterbachs Bürgermeister Andreas Hölzlberger. Außerdem wolle er auf das Staatsministerium zugehen, um aktuelle Information zur Veröffentlichung im Amtsblatt zu erhalten.

Seitens eines Jettinger Bürgers wurde bemängelt, dass auf den Internetseiten des Beteiligungsportals nicht alles veröffentlicht werde. "Staatsrätin Gisela Erler spreche hier zielgerichtet mit der Stimme ihres Herrn", so der Bürger. Thematisiert wurden durch die Bürgerschaft auch sogenannte Kompensationsgeschäfte".

Als Gastredner trat zunächst Martin Hampp von der Nagolder Aktionsgruppe ans Mikrofon. Zur Historie verwies er auf das 2010 für 36 Millionen Euro an Bosch verkaufte Gelände des bisherigen Absetzgeländes Renningen-Malmsheim. Damit Bosch sein Forschungs- und Entwicklungszentrum dort bauen kann, musste der Flugverkehr eingestellt werden. Ebenso wurde auf ein Ersatzgelände gedrängt. Schwachpunkt dabei sei die schwierige Frage, warum es Haiterbach sein soll.

Hampp sagte, dass sich sowohl der Oberbürgermeister von Nagold als auch der Bürgermeister von Haiterbach einig seien, dass das KSK (Kommando Spezialkräfte) am Standort Calw bleiben soll. Hampp sprach über die Reduzierung von 47 Militärstandorten in ganz Deutschland auf nur noch sieben und über die seitens des Landkreises Calw angesprochenen Kompensationen, bei denen eine Nähe zur Korruption gegeben sei. Beispielhaft wurde die vier Millionen verschlingende Elektrifizierung der Strecke Nagold - Hochdorf erwähnt.

Tilo Martin von der Aktionsgruppe stellte anhand von rund 80 privaten Bildern die Pläne vor, bei denen nicht nur Fallschirmspringer abgesetzt werden sollen. Vorspiegelung falscher Tatsachen sei dies, da das Gelände auf dem Dürrenhardter Hof als Landeplatz für Militärflugzeuge mit einer auf 30 Tonnen ausgelegten 1200 Meter langen Piste angelegt werden soll – und das, so Martin, inmitten unberührter Natur und Objekten des Naturschutzes. Es sei so hingebogen worden, dass letztendlich Haiterbach als Standort feststand, da die Entfernung zu Calw nicht mehr als 40 bis 45 Kilometer betragen solle. Und bis Haiterbach sind es 37 Kilometer. Zunächst sei nur ein Umkreis von 15 Kilometer um Calw genannt worden.

Den zu erwartenden Flugbetrieb benannte Martin folgendermaßen: 120 Flugtage pro Jahre, davon je die Hälfte durch das KSK und die amerikanischen Streitkräfte mit Ganztags- und Nachtübungen. Die Aufteilung sei jedoch nicht im Beteiligungsportal geregelt. Zum Einsatz kämen auch schwere Transportmaschinen, wie die Transall 180 C sowie Hubschrauber und Senkrechtstarter. Betroffen sei auch der Egenhauser Kapf als Orchideenschutzgebiet sowie Landwirte mit Saatgutanbau und Biolandwirtschaft, aber auch Tiere, wie der Rote Milan und andere. Die Hubschrauber sollen auf einer Höhe von 30 Meter und die Flugzeuge bis 100 Meter fliegen dürfen. Betroffen durch die Flugbewegungen seien 42 Orte im Landkreis mit 73 000 Einwohnern.

Als Folgen nannte Martin erheblichen Lärm, Luftverschmutzung, Gefährdung durch Abstürze und erheblicher Werteverfall bei Grundstücken und Immobilien.

Erwähnt wurde durch Martin auch der Bürgerentscheid in Haiterbach, bei dem sich rund 61 Prozent gegen den Bau entschieden hätten und wodurch der Bürgermeister drei Jahre lange gezwungen sei, alles zu tun, um das Projekt zu verhindern.

In Nagold wolle man ebenfalls einen Bürgerentscheid herbeiführen, nicht zuletzt aufgrund des Problems mit den Schwerlasttransporten, die auch die Einsätze der Rettungshubschrauber vom Krankenhaus Nagold aus tangierten. Ein Lärmgutachten soll die Einhaltung von Grenzwerten bestätigen, wobei Jettingen nicht so stark betroffen sei wie Haiterbach, da Jettingen im Schub überflogen werde.

Sinnvoll wäre, so Hampp, kein neues Militärgelände zu etablieren, sondern ein bestehendes mit vorhandener Infrastruktur zu nutzen.

In der sich anschließenden Fragestunde wurden nochmals Flughöhen angesprochen und über Flugrichtungen geredet. Diese seien über Flugkorridore mit Anflügen von Westen üblich. Seitens eines Bürgers wurde geäußert, dass das Militärgelände in eine andere Region Deutschlands verlegt werden sollte. Hampp sieht in den Plänen ein absurdes Vorhaben, dem man sich widersetzen müsse.

Durch den Abend moderierte Rainer Kropf, Grüne Liste Jettingen.