Ein deutscher Sicherheitsbeamter wird in Jemens Hauptstadt Sanaa erschossen. Er arbeitete für die deutsche Botschaft. Das Auswärtige Amt bestreitet, dass Botschafterin Müller-Holtkemper Ziel eines Entführungsversuchs war.

Berlin/Sanaa - Ein deutscher Botschaftsmitarbeiter ist bei einem Überfall in Jemens Hauptstadt Sanaa ums Leben gekommen. „Wir müssen leider bestätigen, dass ein deutscher Sicherheitsbeamter, der an der Botschaft in Sanaa tätig war, in Jemen getötet wurde“, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin am frühen Montagmorgen mit. Gemeinsam mit der Vertretung in Sanaa und den jemenitischen Behörden werde sich um Aufklärung der Tat bemüht. Der Mann soll örtlichen Sicherheitskreisen zufolge als Leibwächter für Diplomaten tätig gewesen sein.

Nach jemenitischen Medienberichten wollten Unbekannte den Deutschen am Sonntag vor einem Einkaufszentrum im südlichen Stadtteil Hadda entführen. Als er sich gewehrt habe, sei er getötet worden. Die Zeitung „Yemen Times“ zitierte einen Mitarbeiter des Dschandul-Einkaufszentrums und Augenzeugen. Demnach sollen drei Bewaffnete den Deutschen am Eingang eines Supermarktes getötet haben. Nach der Tat seien sie in einem schwarzen Fahrzeug geflüchtet.

Ein Korrespondent des Fernsehsenders Al-Arabija sagte, das eigentliche Ziel des Angriffs sei die deutsche Botschafterin gewesen. Sie sei aber davongekommen. Botschaft und Einkaufszentrum befinden sich im Diplomatenviertel der Stadt. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes wies diese Darstellung zurück: „Meldungen über einen Entführungsversuch der deutschen Botschafterin sind unzutreffend.“

Die deutsche Botschafterin im Jemen, Carola Müller-Holtkemper, hatte am 30. September offiziell ihr Amt angetreten. Die 57-Jährige war zuvor Botschafterin in Albanien. Als Botschaftsmitarbeiterin war sie ferner in den arabischen und nordafrikanischen Ländern Jordanien, Ägypten und Marokko tätig.

Die Deutsche Botschaft in Sanaa war erst im August wegen einer akuten Terrorwarnung für zwei Wochen geschlossen worden - auch andere westliche Vertretungen schlossen ihre Pforten. Im krisengebeutelten Jemen ist die Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) aktiv. Westliche Geheimdienste halten sie derzeit für einen der gefährlichsten Ableger des Terrornetzwerkes weltweit.