Vergangenes Jahr sind in Baden-Württemberg 64 Motorradfahrer bei einem Unfall ums Leben gekommen. Wir haben einen genaueren Blick auf die Zahlen geworfen und informieren darüber, wie das Risiko eines Unfalls minimiert werden kann.
Wie sehen Baden-Württembergs Motorrad-Unfallzahlen im Detail aus und wie können solche Unfälle reduziert werden? Um diese Fragen zu beantworten, hat unsere Redaktion mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Württemberg gesprochen.
Fast 28.000 Unfälle im Jahr 2024
Laut der Verkehrsunfallbilanz des Innenministeriums Baden-Württemberg ereigneten sich im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg insgesamt 4692 Motorradunfälle. 3961 der Unfallopfer verunglückten der Statistik zufolge – dazu zählen alle, die bei dem Unfall entweder getötet oder leicht bis schwer verletzt wurden. Unfälle mit reinem Sachschaden gelten nicht als verunglückt.
In Summe endeten 64 der 3961 Unfälle für die Biker tödlich. In anderen Worten: Jeder 61. Fahrer im Land stirbt an den Folgen des Unfalls. Noch düsterer sieht es mit einem Blick auf die deutschlandweite Statistik aus: Bei 27.933 Unfällen verstarben im vergangenen Jahr 511 Menschen – jeder 55. Motorradunfall endet also tödlich.
Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr & Umwelt beim ADAC Württemberg, meint dazu: „ 55 Prozent der tödlichen Motorradunfälle wurden durch die Biker selbst verursacht.“ Damit können die Motorradfahrer selbst auch etwas tun, um die tödliche Quote zu senken. Dem ADAC-Verkehrsexperten zufolge sind in Süddeutschland insbesondere die Alpen, die Schwäbische Alb und die Schwarzwaldhochstraße bei Freudenstadt für Motorradfahrer attraktiv. Aufgrund der kurvigen Landschaft sind aber genau diese Orte auch enorm gefährlich.
Ein Blick in den Rückspiegel lohnt sich
Generell empfiehlt der ADAC Württemberg den Motorradfahrern, passende Schutzkleidung zu tragen und regelmäßige Sicherheitschecks an der Maschine durchzuführen. Dasselbe gilt für eine kurze Probefahrt, um sich und die Technik zu Beginn der Fahrt „warm“ zu machen. „Wir empfehlen zum Saisonstart im Frühjahr, ein Motorrad-Fahrsicherheitstraining zu absolvieren, bevor man längere Touren unternimmt“, meint Bach.
Des Weiteren fügt er hinzu: „Besonders wichtig sind Fahrsicherheitstrainings für Wiedereinsteiger, die oft mehrere Jahre nicht mehr auf dem Motorrad gefahren sind.“ Dies kann laut Bach auch dann sinnvoll sein, wenn man mit einem neuen, noch unbekannten Motorrad unterwegs ist und sich an die Fahreigenschaften gewöhnen will.
Auch Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer können dazu beitragen, Unfälle durch ein vorausschauendes, defensives Fahrverhalten zu vermeiden, ist sich Bach sicher: „Viele Menschen unterschätzen, wie schnell Motorräder beschleunigen können und wie sie sich in Kurven verhalten. Gerade auf Landstraßen sollte man daher lieber einmal öfter in den Rückspiegel schauen“. So könne man als Autofahrer sichergehen, dass kein Biker in der Nähe ist.
Runter vom Gas
Laut Bach erhöht auch überhöhte Geschwindigkeit das Risiko für Unfälle, besonders in Kurven. 52 Prozent aller Motorradunfälle sind darauf zurückzuführen. Kumulierte 15 Prozent entspringen aus einem zu geringen Abstand und wenn der Fahrer abgelenkt oder fahruntüchtig ist. Weitere 13 Prozent aller Unfälle resultieren aus gefährlichen Überholmanövern. Der ADAC-Verkehrsexperte ergänzt: „Die Mehrheit der Unfälle sind sogenannte Alleinunfälle. Das heißt, die Motorradfahrer verlieren durch Fahrfehler die Kontrolle über ihr Motorrad. Sie verbremsen sich, sind unaufmerksam, stürzen oder kommen von der Straße ab.“
Trotzdem können laut ADAC auch Autofahrer ihren Teil zur Minimierung der Bike-Unfälle beitragen: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig in den Rückspiegel schauen - insbesondere auf Landstraßen. Laut der Verkehrsunfallbilanz des Innenministeriums Baden-Württemberg starb 2024 nämlich jeder fünfte Verkehrstote auf dem Motorrad.