Das Jazzfest Rottweil kommt mit Rückenwind aus der Corona-Krise und hat allen Grund zu feiern.
Was man sich heute kaum vorzustellen vermag: Immer mal wieder stand das Rottweiler Jazzfest auf der Kippe. Zuletzt in Zusammenhang mit der Corona-Krise. Diese wirkt nach. Freilich auch positiv, wie Simon Busch, Vorsitzender des veranstaltenden Jazzfest-Vereins, den Gästen beim Sponsoren-Empfang erklärt.
Er macht keinen Hehl aus den Schwierigkeiten, die drei Jahre Corona-Pandemie für das Festival bedeuteten: „Wir mussten kämpfen“, bekennt er und lässt keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung, dennoch zwei kleine Festivals in veränderter Form zu veranstalten, für das Rottweiler Jazzfest ein massives Risiko darstellte. Nicht nur hier die Sponsoren hinein, deren Beiträge gut 40 Prozent des Gesamtvolumens ausmachten. So werden zum Beispiel die Energiepreise zum Thema. Klar will man das im Laufe der Jahre zunehmend an Komfort gewöhnte Publikum in der Alten Stallhalle nicht im Kalten sitzen lassen. Nein, wenn es im Herbst an die Grundsatz-Entscheidung, die Planung und die Buchungen der Künstler geht, muss das Team auch die veränderte Kostenstruktur bei den Sponsoren berücksichtigen. Bleibt da noch genügend Raum für kulturelles Engagement – und wird das Jazzfest daran in gewohntem Umfang partizipieren? Immerhin: Die öffentliche Hand federt das Risiko ein bisschen ab.
Vom Publikum goutiert
Nicht nur die Rückmeldung der Sponsoren bringt Rückenwind. Lösungen, die in Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen gefunden wurden, etwa die Neukonzeption des Freibereichs auf dem Veranstaltungsgelände, erweisen sich als Plus und werden vom Publikum goutiert. Dass das Jazzfest sein Ticket-System vereinfacht und die Digitalisierung vorangetrieben hat, sind Bausteine, die nachhaltig wirken. Geblieben ist das Engagement der ehrenamtlichen Helfer. Einige der 130 aktiven Unterstützer greifen für das Jazzfest ihren Jahresurlaub an. Die Identifikation mit dem Festival ist ungebrochen.
Davon unbeeindruckt muss die Programmgestaltung erfolgen. Da hat Claus Gams in diesem Jahr mal wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Der Idee, den „Jazz“-Begriff möglichst weit zu fassen und dem Publikum aus der Region ein Angebot zu machen, in dem sich fast jeder wiederfinden kann, verpflichtet, gibt es keine Ausreißer nach unten. Selbst an Abenden, die sich an ein spezieller orientiertes Publikum richten, ist der Besuch gut und die Eindruck in der Halle stimmungsvoll.