In der Alten Stallhalle in Rottweil werden beim Jazzfest an diesem Wochenende Konzerte zu einem echten Erlebnisprogramm.
Was für ein Jazzfest-Wochenende! Schon der Auftakt am Donnerstag mit Nils Dülker war etwas für Feinschmecker. Am Freitagabend brachten die „Queens of Soul“ – und ein Moderator, der sich unwidersprochen einfach mal als „King of Soul“ titulierte – den Stall zum Wanken. Und am Samstag genossen die Fans feiner Weltmusik mit Witz stimmungsvolle zwei Stunden mit Rabih Abou-Khalil, seinem bestens sortierten und aufgelegten Ensemble und der Sängerin Elina Duni.
Noch einmal kurz zurück: Was treibt die Besucher zu einem Konzert, in dem eine Reihe Sängerinnen die legendären Hits von Aretha Franklin, bis, ja, auch die gehören dazu, Amy Winehouse oder Adele präsentiert? Sicher sind da die als „unsterblich“ klassifizierten Songs und die Hoffnung auf ein Live-Erlebnis. Dass die Qualität hoch sein würde wie am Freitagabend in der Alten Stallhalle, darf man nicht erwarten. Umso größer die Begeisterung, bei dieser Tribute-Show nicht nur die erwarteten Hits von „Respect“ bis „Rolling in the Deep“ serviert zu bekommen, sehr gewinnend moderiert übrigens, sondern sowohl sängerisch und überhaupt musikalisch auf sehr hohem Niveau als auch in puncto Performance begeisternd.
Tags darauf dann das Kontrastprogramm. Irgendwie jedenfalls, denn zwar ist die Musik an diesem Samstag eine ganz andere, musikalische Kompetenz und Intensität des Vortrags, ja sogar der Charme der Moderation sind wie gehabt. Ach so, es sind nicht ganz so viele Gäste im Stall wie bei den Diven, die braucht es an diesem Abend auch aber nicht. Auf der Bühne ist ein Ensemble, das in sich bereits unterschiedliche Traditionen vereint. Und diesem Ensemble hat Mastermind Rabih Abou-Khalil, frisch mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet, ein spezielles Programm verordnet. Die Vertonung deutscher und französischer Lyrik hat in der Musikgeschichte viele Gesichter. Abou-Khalil fügt ein weiteres hinzu. Beeindruckend. Gewitzt. Faszinierend. Und mit einer Geschichte, die so schön erzählt ist, dass sie für Augenblicke wahr wird.
Erfunden und doch so schön
Wie das eben so ist mit den Geschichtenerzählern. Von der Genese seines fabelhaften Schlagzeugers bis zur Reise zu Sängerin Elina Duni, der Beherrscherin von Hoch und Tief, und dem Auswahlkriterium für die beiden polnischen Streicher – alles erfunden und doch so schön wie die Musik an diesem Abend. Sie speist sich aus einfachen Blues-Elementen und einer ganzen Serie romantischer Kompositionen, aus arabischen Themen und jiddischen Motiven. Es ist eine eigene Welt, die da entsteht, ein stets aufs Neue virtuos gespeister Fluss aus Gedanken und Bildern. Für Momente wird unklar, ob man die Live-Performance verfolgen oder einfach die Augen schließen und die unheimliche Intensität der Musik Geschichten erzählen lassen soll.