Für heiße Stimmung sorgt das „Moka Efti Orchestra“. Foto: Bodo Schnekenburger

„Ahzmat Modine“ und das „Moka Efti Orchestra“ lassen das 35. Rottweiler Jazzfest langsam dem Finale entgegen taumeln.

Und weiter geht’s beim Jazzfest – das sich auch in diesem Jahr als ziemlich offen für Stile und Strömungen präsentiert. Da passen „Hazmat Modine“ prima ins Programm der 35. Auflage des Rottweiler Festivals. Zumal die New Yorker Formation nicht nur ebenfalls „runden“ Geburtstag feiert, sondern pünktlich zu ihrem 25. Jubiläum ein neues Album vorgelegt hat. Und nicht nur dieses präsentiert das Team um Wade Schuman zum Auftakt der „Bonfire“-Tour im Rottweiler Stall ausgiebig.

 

Spannender Stilmix

Auch wenn der Sound an diesem Abend nicht so treibend ist, wie „Hazmat Modine“ ihn schon serviert haben, so schafft es die Band doch relativ schnell, die zahlreichen Besucher an sich zu binden. Das hängt zum Einen natürlich an dem spannenden Stilmix, den „Hazmat Modine“ zu einem ganz eigenen, mal herrlich altmodischen, dann wieder mit diebischem Vergnügen komplex durchkonstruierten System aus Klangereignissen und Strukturen knüpft. Kaschiert wird das Ganze durch Schumans Moderation, die immer jovial anfängt, gerne situativ ausgebaut wird, dann mit Selbstironie gespickt weitergeht und schließlich gerne paradox das Tor für die Musik öffnet. Die kann dann röhren oder clean klingen, die kann für Momente Blues sein, der abgrundtief in der Erde steckt, sich dann wieder in glänzenden kleinen Bläser- oder kratzenden Violinmotiven auflöst. Egal wie, ständig meint man ein Augenzwinkern quasi mitzuhören.

Fast drei Stunden Musik

Und was man jedenfalls immer hört, ist ein betörend schöner Gitarrenton, den Erik Della Penna beisteuert. Dass „Hazmat Modine“ über Bernhard Trenkle, der an diesem Tag auch noch Geburtstag hat, einen besonderen Draht und für die Dame des Hauses gar ein eigenes Lied auf der Setlist haben, nimmt man gerne zur Kenntnis. Dass sie vor lauter anscheinend den Blick auf die Uhr vergessen haben, auch. Und es ist schließlich Jazzfest. Da kann man auch mal mitten in der Woche – ohne Folgefeiertag – ganz entspannt stramm hinter die 23 Uhr spielen.

Wade Schuman hatte in Rottweil großen Spaß. Foto: Bodo Schnekenburger

Das hatte das „Moka Efti Orchestra“ tags darauf nicht vor. Dabei würde Christi Himmelfahrt allen Vatertags-Nichtwanderern genügend Rekonvaleszenz ermöglicht haben. Aber vielleicht wollte ohnehin mancher, infiziert durch den akustischen Geist von „Babylon Berlin“ in dieser Nacht noch ein bisschen weiter abtauchen... Ging in der Stallhalle allerdings nicht – dort ging es zwar heiß, aber immerhin gesittet zu. Allenfalls die Musik erlaubte sich, wirklich lasziv zu sein. Und teilweise so unverschämt lässig, dass man mit manchem Ton förmlich mitlitt, bis er sich schließlich entlud. Allerdings konnte das „Moka Efti Orchestra“ auch ganz anders.

Kaleidoskop für Stimmungen

Hohes Tempo, treibender Sound, Swing bis kurz vorm Überhitzen: Der Mittwochabend war im Stall ein Kaleidoskop für Stimmungen. Musikalisch mit großer Präsenz und schon durch die üppige Besetzung mit viel Potenzial für ein kontrastives Programm, spielte – und sang – sich das Ensemble durch einen stimmungsvollen Abend und wurde vo seinen Fans denn auch ordentlich gefeiert. Durchaus souverän, und doch auch mit spürbarer Lust am Moment – und, ganz kleine Nebenbemerkung, mit einer wohltuenden kleinen Hommage an selige „MPS“-Zeiten: Mann kennt sich eben (aus).

Finale am Samstag

Am Freitag läutet das Jazzfest übrigens langsam das Finale ein. Zu Gast sind – wieder einmal – De Phazz, unterstützt von RSxT. Den großen Schlusspunkt setzt am Samstag der legendäre Blues-Gitarrist Robert Cray mit seiner Band.