Jorja Smith, Celeste, Suzanne Vega und Judith Hill haben beim Festival Jazz Open allesamt geglänzt – jede auf ihre ganz eigene Art.
Jorja Smith (25), in Großbritannien ein Star, löst auch in Stuttgarter Begeisterungsstürme aus. Viele Menschen unter 30 kommen wegen ihr zu Jazz Open, einige bunt herausgeputzt. Gleich bei „Teenage Fantasy“ erfüllt kollektiver Jubel den Schlossplatz, ein lautstarker Chor unterstützt Smith bei „Be Honest“. Wie eine antike Göttin wirkt die Sängerin im cremefarbenen Kleid. Sie taucht die Szenerie in gefühligen Neo-R&B-Pop und setzt ihre starke Stimme entsprechend ein; auf eine Kostprobe ihres großen Soul-Jazz-Talents verzichtet sie.
Als aufstrebende Soul-Diva präsentiert sich Celeste (28) mit ihrer mächtigen, dunklen Stimme. Ihr ausgeklügelter Retro-Sound – die einzige offensichtliche Parallele zu Amy Winehouse – reißt auch die Besucher auf der nicht voll besetzten Tribüne mit.
Celeste ist ein Rohdiamant
In einem umwerfenden Kleid mit vorgespannter Corsage und aufwändig geflochtenem Kopfschmuck verbreitet Celeste eine mondäne Atmosphäre. Sie intoniert griffige Songs wie „Love is back“ und steigt bei „Stop this Flame“ von der Bühne für ein Bad in der verblüfften Menge. Gelegentlich schwankt ihre Intonation noch, sie ist ein Rohdiamant – über weite Strecken aber, etwa beim Schluss-Titel „Strange“, betört sie das Publikum mit ihrer Ausdruckskraft.
Eröffnet hat den Abend die New Yorker Sängerin Suzanne Vega (63), die ihren schwarzen Zylinder im abendlichen Gegenlicht gegen eine Sonnenbrille tauscht. Mit ihrer klangvollen Frauenstimme singt sie zur Akustikgitarre ihre Hits, „Luka“, „Tom’s Diner“, „Marlene on the Wall“ – und „Walk on the Wild Side“ von Lou Reed. Nur der E-Gitarrist Gerry Leonard begleitet sie dynamisch – eine starke Darbietung einer beeindruckenden Persönlichkeit.
Judith Hill entfacht ein Black-Music-Feuerwerk
Im randvollen Bix erleben die Besucher derweil eine explosive Show: Judith Hill (38), Artist in Residence bei Jazz Open und bereits am Vorabend eingesprungen für Joey Alexander, entfaltet im kleinen Club ein Black-Music-Feuerwerk. Sie schmettert wie Aretha Franklin zu ihrem Prince-beeinflussten Gitarrenspiel, sie berührt mit Balladen am Flügel und stützt sich auf ihr grandioses Oldschool-Trio, in dem ihre Eltern Michiko und Peewee musizieren.
Vier Sängerinnen, sehr unterschiedliche Konzerte: Dieser Festival-Abend war rund.
Mehr zu Jazz Open finden Sie in unseren Kritiken zu den Konzerten von Herbie Hancock, Till Brönner, Joe Jackson, Stanley Clarke, Hypnotic Brass Ensemble, Gregory Porter und Al Di Meola, Jamie Cullum und Larkin Poe.
Jazz Open: das weitere Programm
Freitag, 15. Juli
Jessie J, John Legend, Schlossplatz, 19 Uhr; Richard Bona & Alfredo Rodriguez Band , Bix, 21.30 Uhr
Samstag, 16. Juli
Van Morrison, Robert Plant & Allison Krauss, Schlossplatz, 19 Uhr; Rymden, Bix, 21.30 Uhr
Sonntag, 17. Juli
Judith Hill, Cruel Hearts Club, Sting, Schlossplatz, 18 Uhr
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