Der Gitarrist und Sänger Keb’ Mo’. Foto: Festival

Um 18 Uhr beginnt auf dem Schlossplatz das Jazz Open, am Freitag tritt der Sänger und Gitarrist Keb’ Mo’ auf.

Stuttgart – Heute beginnt auf dem Schlossplatz das Festival Jazz Open, am Freitag spielt dort der Sänger und Gitarrist Keb’ Mo’ – Ein Gespräch.

Mr. Moore, Sie sind in L. A. geboren, Ihre Eltern kamen aber aus den Südstaaten – haben Sie von dort den Gospel mitgebracht?
Das haben sie, wir haben in der Kirche viel gesungen. „Something Within“ von meinem aktuellen Album greift die Gospel-Tradition auf. Da sind meine Mutter, meine Schwester, mein Großvater und andere Familienmitglieder zu hören, die am Ostersonntag 2010 bei mir zu Gast waren.

Wie sind Sie zur Gitarre gekommen?
Mit zwölf habe ich angefangen, auf einer Akustikgitarre Akkorde und kleine Songs zu spielen. Und ich wollte „Misty“ lernen – das war mein erstes großes Ziel.

Können Sie sich noch erinnern, wann Sie den großen Blues-Gitarristen Robert Johnson für sich entdeckten, den Sie 1997 in einem Doku-Drama verkörpert haben?
Das war etwa 1983. Da wurde mir erst bewusst, was er für die Musik geleistet hat. Das hat mich geprägt. Vorher war ich nur ein Typ, der in Bands gespielt hat. Dass ich ihn verkörpern würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Aber es muss wohl einen Grund dafür gegeben haben. Es war ein Teil meiner Reise, der mir geholfen hat, mich selbst zu formen als Musiker, mich zu entwickeln.

Inwiefern hat Sie diese Erfahrung verändert?
Schwer zu sagen – Veränderung ist für mich etwas langsames, kontinuierliches, man schlägt unmerklich neue Richtungen ein.

Sie greifen Folk-, Soul- und Pop-Einflüsse auf, werden aber vor allem als Blues-Man wahrgenommen – stört Sie das?
In der Musikindustrie wird immer versucht, Künstler zu kategorisieren, heute noch mehr als früher. Ich weiß aber gar nicht, ob sich das Publikum dafür noch interessiert. Ich versuche, mich über die Musik zu definieren, und wenn mir nicht gefällt, wie andere mich sehen, kann ich nur eines tun: Mich selbst neu definieren. Man muss immer an sich selbst arbeiten, darum geht es im Leben. Ich mische, was mir gefällt, und versuche daraus Musik zu machen, die ich mag. Es gab und gibt da keinen Plan.

Woran arbeiten Sie gerade?
Neue Wege der Improvisation, unterschiedliche Akkordfolgen, vor allem aber versuche ich, meine Fingerfertigkeit aufrechtzuerhalten, das ist das Wichtigste.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Musikbranche im Hinblick auf die Piraterie?
Was gegenwärtig vor sich geht, ist eine wichtige Richtungsänderung im Musikgeschäft: Wir müssen unser Publikum zurückgewinnen. Wir haben ihm offenbar nicht genug geboten, um es dazu zu bringen, unsere Musik zu respektieren und kaufen zu wollen. Und dafür mache ich Musiker und Industrie gleichermaßen verantwortlich. Wenn wir früher Platten gekauft haben, haben wir alles geliebt, die Musik, die Aufrichtigkeit, die Verpackung. All das hat uns zum Kauf inspiriert. Seit Einführung der kleinformatigen CD haben wir bei der Verpackung ein Problem. Wir werden neue Wege finden müssen.

Bei den Jazz Open spielen am Freitag außer Ihnen noch Robert Cray und George Benson – wird es da eine Gitarren-Session geben?
Das wäre großartig! Ob wir etwas machen und was das sein könnte, kann ich allerdings noch nicht sagen, das wird sich erst herausstellen, wenn wir uns in Stuttgart treffen.

Das Programm: Donnerstag, 5. Juli: Madness, Vintage Trouble, Nu Sports (Schlossplatz, 18 Uhr), Antony Strong (Bix, 20.30 Uhr)

Freitag, 6. Juli: George Benson, Keb’ Mo’, Robert Cray (Schlossplatz, 17.30 Uhr), Nicolas Folmer & Daniel Humair Project (Bix, 22 Uhr)

Samstag, 7. Juli: Melody Gardot, Jill Scott (Schlossplatz, 18.30 Uhr), Tonbruket (Bix, 22 Uhr)

Sonntag, 8. Juli: Katie Melua mit Till Brönner und Roger Cicero, Salsafuerte (Schlossplatz, 18.45 Uhr)

www.jazzopen.com