Früher Widersacher, heute enge Freunde: Jan Ullrich (links) und Lance Armstrong. Foto: Martin Gruhler

Bad Dürrheim veranstaltete mit der deutschen Radsportlegende Jan Ullrich ein Klassentreffen alter Konkurrenten und Weggefährten Lance Armstrong war auch dabei.

500 ambitionierte Hobbyradrennfahrer nahmen die Gelegenheit wahr, bei der sportlichen Jedermannsausfahrt zusammen mit ihren alten Idolen dabei zu sein.

 

Genutzt wurde eine an den Riderman angelehnte Strecke von 29,7 Kilometern Länge. Ranglisten wurden nach Ende der flotten Tour auf dem vier Mal zu durchfahrenden Parcours keine erstellt, der große Spaß und nicht die Stoppuhr standen im Mittelpunkt.

Lediglich am „Tourmalet der Baar“, dem quälend langen Aufstieg hoch nach Öfingen und beim Streckensegment Oberbaldingen-Immenhöfe wurde die Zeitmessung für die ganz harten Teilnehmer, die es wirklich wissen wollten, für Wertungen aktiviert.

Zu einer symbolischen Tour de France-Revanche zwischen Armstrong und Ullrich kam es indes zum Bedauern vieler Bikefans leider nicht. Pechvogel Ullrich war bei einer Trainingsfahrt eine Woche zuvor in Merdingen von einem Auto angefahren und musste mit Verletzungen wie Schlüsselbein- und Rippenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Ulle“ musste so die gemeinsame Ausfahrt ausfallen lassen und fuhr stattdessen im Begleitfahrzeug im riesigen Peloton mit.

Aus Texas angereist

Mit der weiten Anreise aus Texas/USA in den Knochen, meinte Armstrong, der die Tour de France zwischen den Jahren 1999 und 2005 mit sieben später aberkannten Siegen dominierte, dass er ob des „Timelacks“ bei einem Duell jetzt gegen Ullrich sowieso keine Chancen gehabt hätte.

Die beiden Radsportgiganten hatten am Vorabend der Fahrt gemeinsam das Jan-Ullrich-Cycle-Museum besucht. Der 51-jährige Ullrich meinte dort, dass der Besuch von Armstrong für ihn einem Ritterschlag gleichkommen würde. „Wir waren viele Jahre große Gegner, haben uns duelliert. Jetzt ist Lance hier in Bad Dürrheim, das ist ein ganz großer Freundschaftsdienst für mich. Das werde ich ihm nicht vergessen.“

Längst sind die beiden enge Freunde geworden. Die Amerikaner erzählte, wie er bei einer Tour de France stürzte und Ullrich einfach wartete bis er sich wieder aufgerappelt hatte und dabei nicht die Chance nutzte seinen 15 Sekunden-Vorsprung entscheidend auszubauen.

Große Wertschätzung

Seine große Wertschätzung beruht für den Texaner auch darauf, dass Ullrich nach seinem Triumph bei einer Tour de France völlig unerwartet zu seiner Siegesfeier in Paris gekommen sei. „Eigentlich hatte ich vor keinem Konkurrenten Angst – nur vor Jan.

In das „Goldene Buch“ der Ausstellung bewertete Armstrong diese in Kraxelschrift: „Dieses ist eine wundervolle Ehrerbietung an einen erstaunlichen Mann. Wie Millionen andere liebe ich ihn und feuere ihn an.“

Beide gaben nach den Tour de France-Siegen später die Einnahme von leistungsfördernden Dopingmitteln zu. Armstrong half Ullrich später aus seiner großen Lebenskrise herauszukommen.

Beifall für Armstrong und Ullrich

Die Besucher zeigten mit mehrfach großem Beifall bei einer Interviewvorstellung auf, dass sie Armstrong und Ullrich nach langem heißen Fegefeuer mittlerweile wieder in der großen Sportfamilie aufgenommen sehen.

Weitere prominente „Ullrich-Buddies“ waren als Teilnehmer in der Wellnessmetropole dabei. Der fünffache britische Olympiasieger und Tour de France-Gewinner 2012 Bradley Wiggins, noch von der Queen zum Ritter geschlagen, gab sich genauso ein Stelldichein, wie auch die ehemaligen deutschen Radsportasse Andreas Klöden, Daniele Hondo, Udo Bölz, Mike Kluge und Simon Geschke. Ex-VfB Stuttgart-Torhüter Timo Hildebrand oder die Baden-Württembergische Justizministerin Marion Gentges aus dem nahen Kinzigtal traten ebenfalls als Pedalritter an.

Mit E-Bike dabei

Bürgermeister Jonathan Berggötz und der Markus Spettel, Chef der Kur und Bäder GmbH stellten sich gleichfalls der Herausforderung: Zumindest am Start und mit kräfteschonenden E-Bikes.

Die Besucher des Jan Ullrich-Festivals zeigten mit mehrfach-großem Beifall bei einer Interviewvorstellung auf, dass sie Armstrong und Ullrich nach langem heißem Fegefeuer längst wieder in der großen Sportfamilie aufgenommen sehen.

Das Zusammenkommen der Radsportfreunde gestaltete sich obendrein zu einem richtigen Stadtfest.