Winfried Hermann (rechts) und Landrat Helmut Riegger (links) beim Startschuss für den Bau des Hacksberg-Tunnels nahe Ostelsheim.Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder Bote

Hessebahn: Anstich des neuen Tunnels bei Ostelsheim vollzogen / Politiker erinnern an Widerstände

Viele Jahre hat man in Stuttgart und im Kreis Calw für die Hessebahn gekämpft. Mit einem symbolischen Akt starteten jetzt die Bauarbeiten am mehr als 16 Millionen Euro teuren Tunnel bei Ostelsheim, dem größten Neubauprojekt des Projekts Hessebahn.

Er ist angestochen: Unter den Augen von Verkehrsminister Winfried Hermann hat der eigentliche Bau des Hessebahn-Tunnels am Hacksberg bei Ostelsheim begonnen. Die 498 Meter lange Röhre ist das größte Bauwerk bei der Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Calw und Weil der Stadt.

Ostelsheim. Am Ende gab es dann doch nur strahlende Gesichter – zumindest bei den rund 120 Gästen, die den Anstich des neuen Hessebahn-Tunnels am Hacksberg bei Ostelsheim live miterlebt haben.

Dass es einmal soweit kommen wird, haben noch vor einigen Jahren nicht viele für möglich gehalten. Daraus machten auch die anwesenden Politiker aus Stuttgart und Karlsruhe sowie die kommunalpolitischen Vertreter aus den Landkreisen Calw und Böblingen keinen Hehl.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erinnerte sich auf der Tunnel-Baustelle daran, wie man ihm zu Beginn seiner Amtszeit die Pläne zur Reaktivierung der Schwarzwaldbahn zwischen Calw und Weil der Stadt auf den Tisch gelegt habe. "Da hieß es: Das geht nicht. Das ist zu aufwändig, zu teuer. Aber schauen Sie es sich mal an, Sie wollen ja Bahnstrecken reaktivieren", sagte Hermann. Skeptisch sei unter anderem die Region Stuttgart gewesen, die durch die nun Hessebahn genannte Verbindung eine Störung des S-Bahn-Verkehrs befürchtete. "Aber sie stört nicht, sie ergänzt", machte der Verkehrsminister am Hacksberg deutlich und ächzte in Anbetracht der langen Planungsphase und der vielen Widerstände: "Wenn wir immer so lange für eine Reaktivierung brauchen wie hier, werden wir den Kampf gegen die Klimakrise nicht gewinnen."

Viele Steine im Weg

Der Calwer Landrat Helmut Riegger (CDU) sparte nicht mit großen Worten für das größte Bauwerk, das im Zuge der Reaktivierung an der Hessebahn entstehen wird. "Das ist ein wichtiger und großer Moment für den Landkreis Calw", betonte er, zeigte aber auch auf: "Dieser Zugstrecke wurden viele Steine in den Weg gelegt. Keiner von uns hätte gedacht, dass die Reaktivierung so schwierig sein wird." Dennoch sei sie "der richtige Weg", machte der Landrat klar, und unterstrich: "Um den Anschluss zu halten, müssen wir richtige strukturpolitische Entscheidungen treffen." Dazu gehören nach seiner Auffassung insbesondere der ÖPNV – und zwar im Landkreis Calw maßgeblich die Schienenverbindungen von Bad Herrenalb nach Karlsruhe, von Bad Wildbad nach Pforzheim, die Kulturbahn, die Hessebahn und schließlich der geplante Streckenneubau von Nagold nach Herrenberg, den Riegger in Erinnerung rief.

Der Verkehrsminister pflichtete dem Landrat bei. "Regionen, die ohne Schiene sind, werden letztendlich abgehängt", sagte Hermann und forderte unter großem Applaus: "Diese Bahn muss einmal bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren!"

Name lautet Iris-Tunnel

Traditionell wurde die Baustelle vor dem offiziellen Anstich bei einer ökumenischen Andacht gesegnet – vor einer Figur der heiligen Barbara, die als Schutzpatronin der Mineure gilt. Die Patenschaft für den Tunnelbau übernommen hat Iris Riegger, Frau des Landrats, weshalb der Tunnel während der Arbeiten den Namen Iris-Tunnel erhält. Die Patin versprach, die Baustelle immer mal wieder zu besuchen und den Mineuren Kuchen vorbeizubringen. "Ich bin stolz, Patin zu sein. Für den Landkreis Calw ist das ein wichtiges Bauwerk und für meinen Mann eine Herzensangelegenheit", sagte Iris Riegger, bevor sie in den Bagger stieg und unter Anleitung den Anstich vollzog. Der Landrat scherzte dabei – passend zur guten Laune, die auf der Baustelle herrschte: "Alles, was meine Frau heute baggert, werden wir von den Baukosten abziehen."

n Der Tunnel am Hacksberg bei Ostelsheim wird eine Länge von exakt 498 Metern haben. Kein Zufall, denn ab 500 Metern würden beim Bau zusätzliche Auflagen notwendig.

n Die Baukosten liegen bei 16,6 Millionen Euro.

n Spatenstich für die Baustelle am Hacksberg war am 21. August 2020. Die Arbeiten sollen laut Landratsamt Calw im August 2022 abgeschlossen sein.

n Gebaut wird nach der "neuen österreichischen Tunnelbaumethode". Verbaut werden dabei 7400 Kubikmeter Konstruktionsbeton, 6500 Kubikmeter Spritzbeton, 3500 Anker, 5500 Spieße, 40 Tonnen Ausbaubögen, 4000 Meter Rohrschirmrohre und 1750 Tonnen Edelstahl.

n Die Hessebahn soll 2023 in Betrieb gehen. In Weil der Stadt sollen Fahrgäste dann in das Stuttgarter S-Bahn-Netz umsteigen können – mit Anschluss an die Linie 6 in die Stuttgarter Innenstadt und die Linie 60 nach Böblingen und Sindelfingen.