Der Jahrhundertwinter trifft Spanien mitten in der Corona-Krise. Schnee und Eis behinderten dabei auch die gerade erst mit Schwierigkeiten angelaufene Impfkampagne. In sozialen Medien machten sich manche einen Spaß: "In Madrid machen sie wirklich ernst mit der Kühlkette für den Impfstoff", scherzte etwa einer auf Twitter. Andere meinten, der Wintereinbruch könne auch seine gute Seite haben, weil die Menschen nun endlich mal wirklich zuhause blieben.
Relativ kalte Winter sind in Madrid nicht ungewöhnlich. Die Stadt liegt rund 650 Meter über dem Meeresspiegel und mehr als 300 Kilometer vom Meer entfernt, hat also ein eher kontinentales Klima. Aber auf solche Schneemassen wie am Wochenende und für die angekündigte Kältewelle sind weder die Behörden noch die Menschen vorbereitet. Bisher starben landesweit vier Menschen.
Der Klimaforscher Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagte, dass extreme Wintereinbrüche auch im Klimawandel nicht ausgeschlossen seien. "Wetterlagen, die im Sommerhalbjahr mit Starkregen in dieser Region verbunden sind, können im Winter bei um die Null Grad zu Starkschneefall führen", sagte Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Der Deutsche Wetterdienst führt den Wintereinbruch vor allem auf die besondere Wetterlage zurück. Es gebe derzeit eine Umdrehung der normalen Strömungsverhältnisse in Europa, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. "Mit Klimawandel hat das absolut nichts zu tun", so Friedrich.
Die Räumdienste arbeiteten seit dem Ende der Schneefälle am Samstagabend gegen die Uhr, um zumindest die wichtigsten Straßen passierbar zu machen. Am Montag wurden sogar Spitzhacken eingesetzt, um das Eis zu entfernen. Eine erhebliche Gefahr stellten auch von Dächern herabfallende große Eisbrocken dar.
Sich in Madrid fortzubewegen, war deshalb auch am Montag noch schwierig. Selbst auf Hauptstraßen wie etwa der Atochastraße im Stadtzentrum war meist nur eine Fahrspur geräumt, während Gehwege gefährlichen Eispisten glichen. Die wenigen Menschen, die ihr Haus etwa für Einkäufe verließen, gingen auf den Fahrbahnen, auf denen ohnehin kaum Autos unterwegs waren. Stadtbusse verkehrten weiterhin nicht, nur die U-Bahn stand zur Verfügung. Fernzüge hatten ihren Betrieb schon am Sonntagnachmittag wieder aufgenommen, Vorortzüge sollten ab Montagnachmittag wieder rollen. Auch der internationale Flughafen Barajas von Madrid war wieder geöffnet.
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