Zu einem großen Stelldichein der Jubiläumsjahrgänge kommt es über das Pfingstwochenende.
Erster Pfingsttag, 5.20 Uhr – und in Haiterbachs Straßen herrschte sonntägliche Ruhe. Noch. Denn um 5.30 Uhr sah es um die Neuapostolische Kirche in der Breitenäcker Straße schon völlig anders aus.
In der Morgensonne glänzten Trompeten, Posaunen, Hörner und Tuben, Querflöten und Schlaginstrumente um die Wette. Die komplette Stadtkapelle brach auf zur Tagwache!
Der ersten Marsch-Route gaben die Schlagzeuger den Rhythmus vor. Am Haus der Familie Markus Schuon ließen dann alle Instrumente im großen Zusammenspiel ein Ständchen erklingen. Für die nächste halbe Stunde waren die Musiker dort eingeladen zu einem fröhlichen Frühstück im Haus Schellenbühl 39.
Immerhin trafen sich dort gleich drei Jahrgangs-“Betroffene“ zur gemeinsamen Feier. Zur Vierziger-Gruppe gehören Markus Schuon und André Balke (1. Vorsitzender der Stadtkapelle),und Harald Boll aus der Sechziger-Ordnung.
Tagwache als Weckruf
Seit fast 80 Jahren gehört die Tagwache am frühen Pfingstsonntag als Weckruf für die Anwohner und als musikalischer Gruß in die Häuser verschiedener Musikkollegen, die auch zu einer der Jahrgangs-Riegen zählen. Auf ihrem Zug durch Haiterbachs Straßen aus den oberen Siedlungen hinab ins Städtle bekamen die Instrumentalisten kaum eine Pause und waren doch als geschlossene Kapelle zeitgenau am Marktplatz neben der evangelischen Kirche St. Laurentius zur Stelle.
Fröhliche Umarmungen
Fröhliche Umarmungenhin und her
Dort gab es bereits kurz nach 9 Uhr fröhliche Umarmungen hin und her mit den über viele Jahre nicht gesehenen und wiedererkannten Schulfreunden. Vor dem Eingang der Apotheke formierten sich Damen und Herrn um die Fahne mit der Zahl 60. Es kursierte die Info: „Angemeldet haben sich circa siebzig Teilnehmer. Es sieht so aus, als würden wir vollzählig!“
Unter ihnen war auch Anne Knapp, angereist aus dem nordöstlichen Teil Brasiliens. Was verbindet sie noch mit Haiterbach? Anne Knapp: „Hier wurde ich geboren und ging zur Schule. Als Zwanzigjährige führte mich mein Weg nach München, zwei Jahre später nach Brasilien. Meinen Weg fand ich als ausgebildete Reiseleiterin und Mentorin, im Bereich Beraterin für Menschen im besten Alter. Haiterbach bleibt für mich immer ein stabiler Ort, ja ein Anker, in vielerlei Hinsicht.“
Ein besonderer Gast
Im angrenzenden Haus feierten bereits alle, die sich zur 70er-Fahne hielten. Auch zwischen ihnen war ein besonderer Gast. Alfred Aisenbry hatte zum ersten Mal seit 50 Jahren die Fahrt in sein Heimatdorf geplant. „Ich wohne mit meiner Familie in Goslar, das ist auch nicht gerade um die Ecke. In Oberschwandorf kam ich in die Lehre als Koch und Metzger. Aber ich wollte die große Welt sehen. Mein Wunsch erfüllte sich als Schiffskoch auf einer internationalen Linie!“
Sondergruppe feiertjetzt wegen Corona
Auf dem Kirchplatz formierten sich etwa 30 Damen und Herren um das Fähnchen mit der Zahl 65. Das ist eigentlich keine runde Zahl – aber die Erklärung war durchaus logisch. „Wir wollten unser Sechzigen-Treffen feiern – da kam Corona dazwischen. Nun sind wir eine Sondergruppe und feiern eben heute!“
Heiterer Begrüßungs-Test
Der Jahrgang hinter der Fahne mit der Zahl 80 hatte seinen Platz in den ersten Kirchsaalreihen. Seniorin Hilde Englerth sprach begeistert über ihre Teilnahme an der Gedächtnis-Trainingsgruppe im Mehrfamilienhaus. Pfarrer Jonas Nau leitete den Pfingst-Gottesdienst mit einem heiteren Begrüßungs-Test ein.
Angelehnt an den Bericht vom Start des Evangeliums hinaus über die ganze Erde durch ein spektakuläres Sprachenwunder ergab sich auch unter der gesamten Besucherschar eine große Sprachenvielfalt durch ihre Anreise aus mindestens acht europäischen Ländern.
Eine musikalische Überraschung war Klaus-Peter Bohnet und sein „Amazing grace“ auf dem Dudelsack. Die Jahrestreff-Gemeinschaften feierten die nächsten Stunden privat in ihren Kreisen.