Nach sieben Jahren Forschung und Millioneninvestitionen ist die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen per Computer bisher nicht über die Testphase hinausgekommen.
Berlin - Nach sieben Jahren Forschung und Millioneninvestitionen ist die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen per Computer bisher nicht über die Testphase hinausgekommen.
Ein hochleistungsfähiger Spezialscanner für die Papierschnipsel fehle noch, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, der Deutschen Presse-Agentur. Der Bundestag habe für das Projekt nun zusätzlich zwei Millionen Euro bewilligt. "Das ist das Signal, dass es weitergeht." Einen Termin nannte er aber nicht.
Das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik tüftelt seit 2007 an der weltweit einmaligen Technik. Der Bundestag hatte für das Pilotprojekt bereits acht Millionen Euro bereitgestellt. Wegen der komplizierten Materie gab es immer wieder Verzögerungen.
Die rekonstruierten Papiere sollen weitere Erkenntnisse über die DDR-Staatssicherheit bringen, möglicherweise auch über die Arbeit der Stasi im Westen. Im Herbst 1989 hatten Offiziere massenhaft Akten vernichten wollen. Nachdem Reißwölfe heiß gelaufen waren, wurde auch per Hand zerfetzt. Bürgerrechtler stoppten die Aktion und retteten massenhaft Akten. Daneben blieben 111 Regal-Kilometer unversehrte Papiere erhalten.
Die zerrissene Hinterlassenschaft wurde in 16 000 Säcken gelagert. In den 25 Jahren seit dem Mauerfall wurde der Inhalt von mehr als 500 Säcken zusammengefügt - zumeist per Hand. Das seien 1,5 Millionen Blätter, sagte Jahn. Mit den bisherigen Kapazitäten würde die Rekonstruktion noch mehrere hundert Jahre dauern, so der frühere DDR-Oppositionelle. "Ich bin ungeduldig angesichts dieser Zeitprognose."
Laut Stasi-Unterlagen-Behörde war die Software für das gigantische Computer-Puzzle schon vor einem Jahr fertig. Sie kann Risskanten, Schrift- und Papierarten eindeutig zuordnen. Aus Schnipseln seien in dem Projekt mehr als 24 000 Blätter wiederhergestellt worden. Problematisch ist bislang, dass die Schnipsel sehr aufwendig in herkömmlichen Geräten eingescannt werden müssen.