Was wird aus der Sulzer Innenstadt? Momentan liegt der Fokus auf der Ortsmittenentwicklung in den Stadtteilen. Foto: Cools

Klimaschutz, Regionales Gewerbegebiet, Corona­ – das sind nur drei der vielen Themen, die die Stadt Sulz derzeit beschäftigen. Was 2021 sein Highlight war und wie sich die Innenstadt entwickeln könnte, verrät Bürgermeister Gerd Hieber im Gespräch mit unserer Redaktion.

Sulz - Vorneweg gesagt: Der Bürgermeister ist mit dem Jahr 2021 relativ zufrieden. Angesichts dessen, dass man mit großer Zurückhaltung gestartet sei und wohl noch eine ganze Weile von der Pandemie beeinflusst werde, habe man die geplanten Vorhaben gut umsetzen können, sagt Gerd Hieber. "Da hätte es wirtschaftlich ganz anders kommen können."

Fast täglich neue Corona-Verordnungen lesen, interpretieren und umsetzen zu müssen, habe allerdings viele Kräfte in der Stadtverwaltung gebunden, sagt Hieber. Damit sei ein Teil der eigentlichen Arbeit, insbesondere in den Bereichen Hauptamt und öffentliche Ordnung, liegen geblieben. So könnte man ohne Corona beispielsweise beim Thema Radwegekonzept weiter sein. Aber auch die Innenstadtentwicklung müsste vorangebracht werden, meint Hieber.

Belebung der Innenstadt

Das Thema Leerstände beschäftigt Sulz, wie viele andere Städte auch, schon seit einer Weile. Der klassische Einzelhandel sei auf dem Rückzug. Oft würden ehemalige Ladengeschäfte zu Wohnungen. Damit verändere sich auch das Stadtbild. Sulz habe sich auf eine IHK-Ausschreibung zur Belebung der Innenstadt beworben, so Hieber. Daraus erhoffe man sich Impulse, die aber nur im Schulterschluss mit Einzelhändlern, Gebäudeeigentümern und anderen Akteuren zu Ergebnissen führen könnten. Als Stadt könne man investiv auftreten, jedoch mit Sicherheit nicht in ganzen Straßenzügen Grunderwerb tätigen und alles sanieren.

In der Stadtmitte soll langfristig ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich entstehen. Momentan liege der Schwerpunkt aber auf der Ortsmittenentwicklung, beispielsweise in Dürrenmettstetten. Generell habe er festgestellt, dass Menschen, die von außen auf Sulz blickten, die Stadt oft viel positiver wahrnehmen würden als Einheimische, sagt Hieber.

Mit einem Volumen von 9,5 Millionen Euro soll 2022 einiges auf den Weg gebracht werden. Ein Konzept zur Kinderbetreuung, ein intensiver Einstieg in die Hochwasserschutz-Planung im Neckar- und Mühlbachtal, die Sanierung der Mehrzweckhalle in Fischingen, die Sanierung der Außenfassade des Wasserschlosses Glatt und der Neubau auf Kastell, in dem Sozialstation, Stromversorgung und Stadtwerke untergebracht werden sollen, sind nur einige der Vorhaben.

In ihrer Haushaltsrede hatte die SPD-Fraktion kritisiert, dass man in Sulz immer noch viel zu wenig für den Klimaschutz tue. Das will Bürgermeister Hieber nicht so stehen lassen. Laut Umweltbundesamt-Statistik werde das meiste CO bei der Stromerzeugung durch Kohle, den Autoverkehr und Heizungen ausgestoßen. Strom erzeuge man in Sulz teilweise aus Wasserkraft, so Hieber. Zudem habe man bereits vor längerer Zeit Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden installiert und beteilige sich an einem regenerativen Stromprojekt. Zudem habe man den Dienstreiseverkehr – nicht nur, aber auch wegen Corona – deutlich reduziert und stelle den Fuhrpark auf E-Autos um. Ein Programm ermögliche den städtischen Mitarbeitern zudem einen zinslosen Kredit für die Beschaffung eines Pedelecs zum Umstieg aufs Zweirad.

Nicht schick, aber effizient

Besonders aktiv sei die Stadt bei der energetischen Sanierung der rund 100 eigenen Gebäude im gesamten Stadtgebiet, aber auch bei der Unterstützung privater Sanierungen, beispielsweise über die Sanierungsgebiete Stadtkern II, Bergfelden und Mühlheim-Fischingen. Rund 15 Millionen gebe man über die Jahre hinweg dafür aus. "Dieses Vorgehen mag für Außenstehende nicht so schick erscheinen, ist dafür aber sehr effizient", sagt der Bürgermeister. "Es ist schade, dass diese gute Leistung nicht gesehen wird."

Auch Zuschussgeber und Sanierungsträger bestätigten Sulz regelmäßig, wie außerordentlich gut man in Sachen Klimaschutz unterwegs sei. Und noch mehr sei geplant, etwa ins Thema Streuobstwiesen noch tiefer einzusteigen, Blühstreifen anzulegen, Insektenhotels zu bauen und einen Streuobstpfad anzulegen.

Finanziell muss mehr passieren

Ein weiteres Thema, das stets emotional diskutiert wird, ist das geplante Regionale Gewerbegebiet. Die Steuerkraft der Stadt Sulz müsse gestärkt werden, sagt der Bürgermeister. Als Unterzentrum sei man finanziell schon immer unterdurchschnittlich aufgestellt gewesen. Das sei ein Fakt, den man nicht wegdiskutieren könne. Es sei zwar schon besser geworden, war man doch zur Jahrtausendwende noch eine Sockelgarantiegemeinde, dennoch sei man noch nicht da, wo man als Stadt finanziell sein müsste – und müsse dennoch den Versorgungsauftrag für rund 12 500 Bürger erfüllen.

Das Interesse zweier großer Unternehmen der Sparte Zukunftstechnologie in jüngster Vergangenheit zeige, dass man mit dem Standort konkurrenzfähig sei. Er verstehe Argumente, Bedenken und Sorgen vor Veränderungen, "aber wir müssen uns mit der Situation der Stadt beschäftigen und überlegen, wie wir die Rahmenbedingungen verbessern können".

Als große Schwäche und gleichzeitig Stärke der Stadt Sulz sieht Hieber die große Gemarkungsfläche, die über drei Täler hinweg reicht. Bei diesem hohen Maß an Dezentralität sei es schwer, Infrastruktur zu schaffen, und aufwendiger, alle Gebote vorzuhalten. Daraus resultiere aber gleichzeitig die große Stärke eines großen bürgerschaftlichen Engagements in den Stadtteilen.

Veranstaltungen und weihnachtliche Termine fehlen

Hiebers persönliches Highlight 2021 war, dass er Großvater geworden ist. Die Coronazeit habe ihn einmal mehr erkennen lassen, was wichtig sei. "Sie lehrt uns Demut vor dem Leben." Nach der Pandemie freue er sich vor allem darauf, Veranstaltungen wieder besuchen zu können. Insbesondere die weihnachtlichen Termine wie die Jahreskonzerte und "Sulz erstrahlt" vermisst der Schultes. Er hofft, dass die Phase der Organisation von Events, die danach inzidenzbedingt abgesagt werden müssten, nicht mehr allzu lange anhält. "Bis die gleiche Euphorie und Lust wie vor der Pandemie wieder da ist, wird es dauern", prognostiziert er.