Der Zustand des alten Bergbahnwagens wird immer schlechter. Foto: Thomas Fritsch

Seit 2011 steht der alte Wagen der Sommerbergbahn am Bad Wildbader Stadteingang – als Werbung und beliebtes Fotomotiv. Doch seit Jahren rostet der Wagen so vor sich hin – gegen eine Entsorgung gab es 2023 Widerstand im Gemeinderat. Jetzt ist klar, was eine Sanierung kosten würde.

Als Denkmal und Erinnerung und gleichzeitig Werbung für die Sommerbergbahn soll er dienen der alte Wagen der Sommerbergbahn. 2011 – nach 42 Jahren Einsatz – hatte er aber erstmal als Transportmittel ausgedient. Im Dezember des gleichen Jahres wurde der zehneinhalb Tonnen schwere, grün-weiße Wagen dann beim Kreisverkehr am Stadteingang aufgestellt.

 

Seit diesem Dezember 2011 ist viel Zeit vergangen und noch mehr Regen und Schnee auf den alten Wagen der Sommerbergbahn niedergegangen. Somit ist auch der Zustand entsprechend.

Seit zwei Jahren Thema Das war bereits 2023 Thema im Gemeinderat. In der April-Sitzung fragte der damalige CDU-Stadtrat Martin Keppler, was denn mit dem alten Bergbahnwagen geschehen solle. Wenn man den neuen Speisewagen am Bahnhof anschaue und daneben den in die Jahre gekommen Bergbahnwagen, „da tut einem das Auge weh. Sollen wir das so lassen?“, fragte er. Bürgermeister Marco Gauger sagte, dass eine eingehende Korrosionsuntersuchung gemacht werden solle.

Nicht mehr zu renovieren

Die lag dann im Juli desselben Jahres vor. Und Gauger teilte den teilweise sichtlich verblüfften Stadträten mit, dass man „ein Angebot für die Entsorgung“ prüfe. Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Buhl wurde noch deutlicher: Der Wagen sei „nicht mehr zu renovieren. Da ist es nicht mit Farbe getan.“ Das würde höchstens ein- bis eineinhalb Jahre halten. Es gebe ein massives Problem mit Kondenswasser, das den Rost immer wieder zum Vorschein bringe. „Sanieren ist hinfällig, das können wir vergessen“, so Buhl weiter.

Nach Widerspruch vor allem durch CDU-Stadtrat Jochen Borg sagte Gauger zu, dass man die Kosten einer Sanierung denen der Entsorgung gegenüberstellen und dann im Gremium vorstellen wolle. Der Wagen werde „nicht über Nacht“ verschwinden, stellte er klar.

Mehr als eineinhalb Jahre später ist der Wagen auch tatsächlich immer noch da. Passiert ist seither allerdings ebenfalls nichts. Außer, dass sich der Zustand noch weiter deutlich verschlechtert hat.

Alternativen prüfen Grund genug für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Uwe Göbel, das Thema in seiner Haushaltsrede in der jüngsten Gemeinderatssitzung erneut aufzugreifen: „Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit dem historischen Bergbahnwagen am Ortseingang von Wildbad. Es war im Jahr 2011 im Rahmen der Entscheidung eine klare Ansage, dass er nicht für die Ewigkeit dort aufgestellt werden kann. Dennoch wollen wir ihn nicht ganz ohne Prüfung von Alternativen chancenlos entsorgen.“

Viel „gebruddelt“ Auch Jochen Borg habe schon „gebruddelt ohne Ende, so kann es ja nicht bleiben“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Deshalb habe er auch Zahlen gefordert, was eine Verschrottung und der Rückbau koste. Schließlich benötige man dafür einen Kran, „ein Riesending“, man brauche einen Schrotthändler, der den Wagen nimmt. Zudem seien in der Erde ein Sockel und Gleise verbaut. „Das hat damals sehr viel Geld gekostet, die Kosten will ich auch näher beziffert haben“.

Steckt Absicht dahinter?

So gebe der Wagen „ein wirklich jämmerliches Bild“ ab, so Borg, der weiter sagt: „Es macht den Eindruck, wie wenn man es mit Absicht vergammeln lässt. Es gibt zwar mit Sicherheit größere Probleme in der Stadt, aber wenn es da steht, muss man sich auch drum kümmern.“

Der Wagen sei ein beliebtes Fotomotiv, Borg fände es schade, wenn er weg käme. Dazu habe er von „vielen, vielen aus der Bevölkerung“ Zuspruch erhalten. Er verstehe auch, dass es natürlich auch Kritiker gebe. Aber, gibt er zu bedenken, „welche Stadt hat so etwas schon?“

Er habe es sich von außen angeschaut: „Bissle abschleifen, Farbe dran und gut ist“, so sein Fazit. Dazu müsse man vielleicht noch an ein paar Stellen etwas schweißen – und vor allem den Boden an einigen Stellen aufmachen, dass Luft rein kommt – „das rostet ja von innen“.

„Nicht vergammeln lassen!“

Wenn es nach ihm gehe und finanziell einigermaßen verträglich sei, ist Borg dafür, den Wagen nochmal anzustreichen und zu renovieren. Und dann: „Nicht vergammeln lassen!“ So habe er aber den Eindruck, „wie wenn man es einfach aussitzen will“.

Eine Idee zur Refinanzierung hat er auch: „Man könnte ihn ja auch als Werbefläche benutzen.“

Nicht für die Ewigkeit Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte der Bürgermeister mit, er habe sich zum Thema Bergbahnwagen die alten Gemeinderatsprotokolle aus dem Jahr 2011 durchgelesen. „Schon damals wurde leidenschaftlich darüber debattiert“, so Gauger. Bei der Entscheidung sei von den Beteiligten klar geäußert worden, „dass das Aufstellen des Wagens nicht für die Ewigkeit sein kann und dass man zu gegebener Zeit über die Folgekosten entscheiden muss“.

„Eine Instandsetzung des Ausstellungsstücks würde heute schätzungsweise über 10 000 Euro an Kosten verursachen“, teilt der Bürgermeister weiter mit. Die Verwaltung werde „dem Gemeinderat diesen Aufwand genauer darlegen und als Alternative eine Entsorgung mit der Aufstellung eines neuen Werbeträgers für die Sommerbergbahn vorschlagen“. Wann der alte Bergbahnwagen Thema im Gemeinderat sein wird, stehe aber noch nicht fest, so Gauger abschließend.