Jacob Bagersted wird am Saisonende eine Lücke in den Abwehrverbund von Frisch Auf Göppingen reißen. Vor dem Derby gegen den TVB Stuttgart (Sonntag, 16 Uhr) präsentiert der Handball-Bundesligist den Nachfolger.
Göppingen - Das Weihnachtswichteln hat beim Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen eine lange Tradition. Diesmal ging es von Mittwoch auf Donnerstag im Mannschaftsbus auf der Rückfahrt vom 34:32-Auswärtssieg bei der TSV Hannover-Burgdorf über die Bühne. Jacob Bagersted durfte ein Buch auspacken mit dem Titel: 77 Tipps für Rücken und Gelenke. „Das passt schon, ich bin ja schließlich ein alter Mann“, sagt der Rechtshänder mit einem Schmunzeln. Im März wird er 35 Jahre alt. Doch er steht voll im Saft, hegt und pflegt seinen Körper. Er ist ein Mentalitätsmonster, ein kämpferisches Vorbild, ein emotionaler Leader. Am Saisonende verlässt er Frisch Auf. Am Donnerstag gab der Traditionsclub Vid Poteko vom slowenischen Serienmeister RK Celje als Nachfolger bekannt.
Defensivspezialist Bagersted ringt vorzugsweise am eigenen Kreis mit seinem muskelbepackten Körper (1,94 Meter, 111 Kilogramm) um jeden Zentimeter. Er ist einer dieser Türme in der Abwehrschlacht, denen in früheren Zeiten fast Verachtung entgegenschlug, weil manche allein den Angriff als hohe Kunst betrachteten. Im modernen Handball werden Leute wie Bagersted, der zudem noch ungemein schnell auf den Beinen ist, dagegen geschätzt und verehrt.
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„Ich trage gerne viel Verantwortung. Diese zentrale Rolle liegt mir und macht mir Spaß“, sagt der Mann, der gemeinsam mit Tim Kneule die Kapitänsrolle ausfüllt. Der Kampfgeist ist ihm in die Wiege gelegt. Er musste sich von frühester Jugend an durchbeißen. Er wuchs im Kopenhagener Brennpunkt Vesterbro auf. „Da lebten zwei Prozent Dänen, 98 Prozent der Leute hatten Migrationshintergrund“, erzählt Bagersted. Mit vier Jahren verließ sein Vater die Familie, bis heute hat er keinen Kontakt zu ihm. Bagersted war nicht kriminell, er drohte aber auf die schiefe Bahn zu geraten. Sechsmal musste er die Schule wechseln. „Ich war mit 14 Jahren schon 1,90 m groß und hatte unglaublich viel Energie, nur leider nicht für die Schule“, erinnert er sich. Seine überschüssigen Kräfte reagierte er auch im Boxverein ab. Doch seine Rettung war der Handball.
Seine Jugendtrainerin bei Ajax Kopenhagen übernahm auch erzieherische Aufgaben. Das fruchtete. Bagersted begann eine Ausbildung als Maler. Sportlich nahm seine Karriere richtig Fahrt auf. Mit 16 stand er im Kader der ersten Mannschaft, das Junioren-Nationalteam lockte. Später holte ihn der heutige dänische Nationaltrainer Trainer Nikolaj Jacobsen aus Kopenhagen zu Aalborg Handbold. Der Kreisläufer absolvierte 32 A-Länderspiele. Und 2017 folgte der Wechsel vom SC Magdeburg zu Frisch Auf.
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Am Saisonende aber zieht er, wie erwähnt, mit seiner Frau Tina und den Töchtern Alba (6) und Merle (2) zurück in die Heimat. Beim Erstligisten SønderjyskE erhält er auch eine Perspektive über die Karriere hinaus. „Vielleicht im Bereich Marketing, vielleicht im Bereich Jugend, mal schaun“, sagt Bagersted. Verabschieden will er sich bei Frisch Auf möglichst mit einem Platz im internationalen Geschäft. „Wir müssen uns steigern in der Rückrunde, vor allem konstanter in der Defensive werden. Da war ich auch mit meinen eigenen Leistungen nicht immer zufrieden, denn wir haben viel zu viele Gegentore bekommen“, sagt er selbstkritisch. Dass Derby-Gegner TVB Stuttgart sogar 43 Treffer mehr kassiert hat, ist ein sehr schwacher Trost.
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Info
Derby
Das württembergische Derby in der Handball-Bundesliga zwischen Frisch Auf Göppingen und dem TVB Stuttgart findet an diesem Sonntag (16 Uhr) in der EWS-Arena statt. Zugelassen sind 750 Zuschauern.
Verletzung
Bei Frisch Auf ist der Einsatz von Torwart Daniel Rebmann fraglich. Er zog sich beim 34:32 in Hannover eine Prellung im Oberschenkel zu und blieb von Mittwoch auf Donnerstag zur Beobachtung in einer Klinik in Hannover.
Neuzugang
Die Göppinger haben am Donnerstag den Ersatz für Jacob Bagersted bekannt gegeben. Der abwehrstarke Kreisläufer Vid Poteko (30) kommt im Sommer für zwei Jahre vom slowenischen Serienmeister RK Celje zu Frisch Auf.
Außenseiter
Der TVB Stuttgart hofft im Derby auf Überraschungspunkte. „Wir spielen attraktiven Handball. Irgendwann werden wir uns belohnen“, sagt Coach Roi Sanchez. (jüf)