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In Italien scheuen Kommunen den Aufwand, sich um ein Strand-Gütesiegel zu bewerben.

Rom - Klares Wasser, sauberer Sand, ein erkennbares Umweltkonzept - wo diese Kriterien erfüllt sind, darf die blaue Flagge der Umweltstiftung Fee gehisst werden. In Italien ist das an 233 Stränden der Fall - nicht gerade viel bei fast 7800 Kilometern Küste.

Die europäische Umweltstiftung Fee (Foundation for Environmental Education) mit Sitz in Dänemark vergibt seit 1987 in 63 Ländern blaue Flaggen für saubere Strände. Die Organisation will damit einen Beitrag "zu nachhaltigem Umweltschutz und einer immer höheren Umweltqualität" leisten. Jede zehnte "Bandiera blu" geht nach Italien. In 16 der 19 Regionen mit Meerzugang werden in diesem Jahr blaue Flaggen gehisst.

In die Bewertung fließt nicht nur die Wasserqualität der getesteten Küstenabschnitte ein. Die Jury achtet auch darauf, dass die Gemeinde in Umweltmanagement, Sicherheit, Müllentsorgung und -trennung investiert. Außerdem soll sie Besucher durch eine gute Infrastruktur mit Restaurants, Hotels und Parkplätzen, eine verständliche Beschilderung und einen einfachen Zugang zu den Stränden bei Laune halten.

Im Süden Italiens versickern europäische Fördermittel

All diese Kriterien zu erfüllen bedeutet viel Aufwand für die Gemeinden. Das führt dazu, dass sich viele Orte in Italien gar nicht erst die Mühe machen, die Formulare der Fee auszufüllen. Folglich nehmen einige nicht an der Qualifikation teil, obwohl sie die Anforderungen erfüllen würden. Den Italienern ist zwar bewusst, dass ihre Strände ein Tourismusmagnet für Millionen Urlauber, darunter auch viele Deutsche, sind. Doch der kommunale Verwaltungsapparat funktioniert - wie so oft - nicht. Im Süden der Halbinsel versickern europäische Fördermittel für Tourismusprojekte im Sand: Entweder verpassen die Kommunen die Ausschreibungen, oder sie versäumen, die zugestandenen Gelder abzurufen.

Wenn man bedenkt, dass Italiens Küste eine Länge von knapp 7800 Kilometern hat, die Seen ausgenommen, und die blaue Flagge in diesem Jahr nur an 125 Orte und 63 Hafenanlagen ging, wird man sich der vielen Lücken bewusst. Auf der Insel Sardinien etwa - bekannt für ihre schöne Küste - dürfen nur fünf Strände die blaue Flagge hissen. Vergangenes Jahr waren es sogar nur zwei.