Biber-Spuren aus dem vergangenen Jahr gibt’s am Vorderen See in Schwenningen zu sehen. Foto: Mareike Kratt

Der Biber hält Stadt und Forst immer wieder auf Trab – auch in Schwenningen. Hat man das Problem rund um den Vorderen See und die Möglingshöhe nun in den Griff bekommen?

Etwa 11 500 Biber leben derzeit den Schätzungen nach in Baden-Württemberg, mehr als 200 Nager fällen auf der Gemarkung Villingen-Schwenningen Bäume, bauen Burgen sowie Dämme und stauen Bäche auf – und das mit zunehmender Tendenz.

 

Wenn die Biberpopulation wächst, dann wachsen auch die Probleme und Kosten, die mit ihnen einhergehen. Betrug das Schadensmanagement für die Stadt im Jahr 2022 noch 60 000 Euro, waren es 2023 bereits mehr als 100 000 Euro.

Nach Angaben des städtischen Forstamts gebe es in der Doppelstadt inzwischen kaum ein Gewässer, in dem sich die Biber nicht angesiedelt haben. In Schwenningen stehen dabei immer wieder der Möglingssee sowie der Vordere See im Fokus.

Ein Drahtmantel

Am Vorderen See war der Nager vor allem im vergangenen Jahr aktiv und trieb den verantwortlichen Mitarbeitern der Abteilung Stadtentwässerung, Gewässer und Altlasten im Grünflächen- und Tiefbauamt, das den See verwaltet, die Sorgenfalten auf die Stirn. Weil er einen Baum umgelegt hatte, wurden im November als erste Maßnahme die übrigen Bäume am Ufer eingedrahtet und das Areal fortan kontrolliert.

Und wie sieht es jetzt, rund ein halbes Jahr später, dort aus? „Die Biberaktivitäten am Vorderen See haben sich derzeit deutlich beruhigt“, teilt die Pressesprecherin der Stadt VS, Madlen Falke, auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Maßnahme mit Herausforderung

Sie verweist wiederum auf den sogenannten „Biberdraht“, durch den die Bäume vor Verbiss durch den Biber geschützt werden – der aber eine dauerhafte Herausforderung darstelle: Aufgrund des natürlichen Dickenwachstums der Bäume müsse der Mantel aus Draht etwa alle zwei bis vier Jahre angepasst oder erneuert werden. Zusätzlich erschwere der unsachgemäße Gebrauch durch die Bürger, die den Drahtmantel teilweise als Mülleimer nutzten, die Pflege erheblich, betont Madlen Falke.

Radikaler Rückschnitt

Einen weiteren Effekt hat der Rückschnitt der Weidensträucher entlang des Ufers erzielt, der kurzerhand im Dezember des vergangenen Jahres erfolgt ist. Grundsätzlich diene diese Maßnahme der Verjüngung der Gehölze, sei aber notwendig geworden, da zu diesem Zeitpunkt besonders intensive Biberaktivitäten rund um den See festgestellt worden sind, so die Pressesprecherin. In den Vorjahren sei die Verjüngung der Ufervegetation abschnittsweise durchgeführt worden – aufgrund der akuten Lage nun rund um den gesamten See.

Die sogenannten „Biberdrähte“ sind rund um den Vorderen See nicht zu übersehen. Foto: Mareike Kratt

Und was wird gemacht, um das Biber-Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen? Ein besonderes Augenmerk gelte dem Auslaufbereich des Sees, erklärt Madlen Falke. Dieser werde derzeit im Rahmen der Dienstzeiten von den Technischen Diensten VS (TDVS) täglich kontrolliert, um ein mögliches Zusetzen durch Biberaktivitäten frühzeitig zu erkennen und einzugreifen.

Enger Austausch

Zur Abstimmung für das weitere Vorgehen stehe die Stadt VS weiterhin in engem Austausch mit dem Landratsamt (LRA) und dem Regierungspräsidium (RP). Ziel sei es, in diesem Bereich sowohl die Verkehrssicherheit zu gewährleisten als auch die Infrastruktur dauerhaft zu schützen.

Bürokratische Hürden gibt es dabei übrigens genug: Der Biber ist nach Bundesnaturschutzgesetz sowie der übergeordneten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie ein streng geschütztes Tier ist, so dass weder Stadt noch der Landkreis Planungen zur Regulierung der Biberpopulation erstellen dürfen.

Ein Biber-Pärchen war im Jahr 2023 auf der Schwenninger Möglingshöhe sichtbar aktiv. Foto: Marc Eich

Das Biber-Pärchen

Und was ist mit dem Biber-Pärchen, das 2022 und 2023 auf der Möglingshöhe bei den einen für Entzücken, bei den anderen für Entsetzen sorgte? Am Möglingsee wurden seit über einem Jahr keine Biberaktivitäten mehr festgestellt, berichtet die Pressesprecherin. Auch wenn sich die Lage dort aktuell beruhigt habe, bleibe das Thema weiterhin unter Beobachtung.