Bei Luftangriffen in Gaza ist auch eine deutsche Familie ums Leben gekommen. Foto: dpa

Ein 53 Jahre alter Ingenieur, seine Frau und seine fünf Kinder sind bei israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt getötet worden. Der Mann lebte 20 Jahre in Deutschland, er und seine Familie besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit.

Ein 53 Jahre alter Ingenieur, seine Frau und seine fünf Kinder sind bei israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt getötet worden. Der Mann lebte 20 Jahre in Deutschland, er und seine Familie besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit.

Gaza - Zwei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen werden angesichts steigender Opferzahlen die Forderungen nach einer Waffenruhe drängender. Die Zahl der Toten in dem blockierten Palästinensergebiet stieg am Dienstag auf mehr als 600, die der Verletzten auf mindestens 3700, wie Rettungskräfte mitteilten. Heftige Kämpfe in den Außenbezirken der Stadt Gaza dauerten an. Für Berichte über eine neue humanitäre Waffenruhe gab es zunächst keine Bestätigung.

Bei den israelischen Angriffen kam nach palästinensischen Angaben auch eine siebenköpfige Familie mit deutscher Staatsangehörigkeit um. Ein 53-Jähriger aus Beit Lahia im nördlichen Teil des Palästinensergebiets sowie seine 47-jährige Frau und fünf Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren seien unter den Toten, bestätigten die Rettungsbehörden am Dienstag in Gaza. Die Familie sei am Montagabend bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in der Stadt Gaza getötet worden. Der Ingenieur habe 20 Jahre lang in Deutschland gelebt und in der Zeit auch die Staatsangehörigkeit für sich und seine Angehörigen erworben, sagte ein Familienmitglied in Gaza.

Auf israelischer Seite kamen 27 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben, mehr als 120 Soldaten wurden nach Medienberichten verletzt. Etwa 20.000 Israelis nahmen am Begräbnis eines Soldaten in Haifa teil, der bei Gefechten im Gazastreifen getötet worden war. Der 21-jährige Sean Carmeli war auch US-Staatsbürger.

USA und Uno rufen zu Waffenruhe auf

Die USA geben 47 Millionen Dollar (34,7 Millionen Euro) für humanitäre Hilfe im Gazastreifen. Das kündigte Außenminister John Kerry in einer schriftlichen Erklärung an. 15 Millionen Dollar gingen an die UN-Organisation UNRWA zur Hilfe für Palästinenserflüchtlinge, der Rest an die US-Hilfsorganisation USAID. Kerry befindet sich derzeit in Kairo und tritt dort ebenso wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon für eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ein.

Ägypten hatte eine Feuerpause für den Gaza-Konflikt vorgeschlagen, die die radikal-islamische Hamas nur unter bestimmten Bedingungen annehmen will. Die Kernforderung der Hamas ist eine Aufhebung der Blockade des Palästinensergebiets durch Israel und Ägypten. Kerry wollte in Kairo noch den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und den Generalsekretär der arabischen Liga, Nabil al-Arabi treffen. UN-Generalsekretär Ban forderte nach seiner Ankunft in Kairo eine sofortige Waffenruhe. Israel und die militanten Palästinenser könnten im Anschluss an eine Feuerpause in einen Dialog über ihre Differenzen treten, sagte er. Mit Blick auf die vielen Toten fügte er hinzu: „Gaza ist eine offene Wunde, ein Heftpflaster hilft da nicht.“

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Führer der Hamas-Exilorganisation, Chaled Maschaal, erörterten in der katarischen Hauptstadt Doha Möglichkeiten für eine Feuerpause. Palästinensische Führungskräfte sprachen von gewissen Fortschritten, wiesen aber darauf hin, dass eine Einigung zwischen Israel und der Hamas weiterhin nicht in Reichweite sei. US-Präsident Barack Obama äußerte „ernsthafte Bedenken“ wegen der ständig steigenden Zahl ziviler Opfer in Gaza. Die internationale Gemeinschaft müsse die Gewalt in Gaza stoppen, sagte er in Washington. Sein Sprecher Josh Earnest erinnerte Israel an die eigenen Ansprüche beim Schutz von Zivilisten. „Das wird keine leichte Arbeit werden.“

Schicksal eines israelischen Soldaten ungewiss

Das Schicksal eines an der israelischen Bodenoffensive beteiligten Soldaten, den die Hamas entführt haben will, blieb weiter ungewiss. Die israelische Armee teilte mit, bei einem Angriff auf ein gepanzertes Fahrzeug in Gaza seien am Sonntag mindestens sechs Soldaten getötet worden. „Die Bemühungen um die Identifikation des siebten Soldaten (in dem Fahrzeug) gehen weiter“, hieß es.

Binnen zwei Wochen hat die israelische Armee im Gazastreifen nach eigenen Angaben mehr als 3000 Ziele angegriffen. Militante Palästinenser hätten in dieser Zeit mehr als 2500 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Militärsprecher Arye Shalicar. Davon habe die Raketenabwehr mehr als 350 in der Luft abgefangen. Etwa 1400 seien in offenen Gebieten eingeschlagen. Im Gazastreifen habe die Armee 23 Tunnel mit 66 Eingangspunkten gefunden und davon sechs zerstört. „Wegen der Gefahr, sie könnten vermint sein, dauert es lange“.

Nach gescheiterten Friedensinitiativen und andauerndem Beschuss aus dem Gazastreifen hatte Israel am 8. Juli mit Luftangriffen auf Ziele der Hamas begonnen. Am 17. Juli startete Israel seine Bodenoffensive, unterstützt von Luftwaffe und Marine. Ziel des Einsatzes sind die Zerstörung der Hamas-Tunnel und die Unterbindung der Raketenangriffe auf Israel.