Die japanische Pianistin Ayaka Watabe erhält dieses Jahr den Iris Marquardt Preis. Foto: Susanne Heinrich

Das Publikum, das zur Verleihung des Iris Marquardt Preises gekommen war, erlebte eine schöne und abgerundete Veranstaltung.

Der Preis wurde zum 29. Mal verliehen. Er ging in diesem Jahr an die Pianistin Ayaka Watabe, die im Konzertsaal der Musikhochschule Trossingen am Hammerflügel bekannte Werke von Chopin, Mendelssohn Bartholdy, Beethoven und Schubert interpretierte.

 

Die noch junge und doch schon mit vielen Preisen ausgezeichnete japanische Künstlerin studiert, nach bereits zwei abgeschlossenen Masterstudiengängen, bei Marieke Spaans im Studiengang „Konzertexamen Hammerflügel“, um sich den letzten Schliff zu erwerben.

Doch viel dürfte da nicht nötig sein, denn diese Pianistin verfügt bereits über eine vollendete Technik und ein musikalisches Einfühlungsvermögen, das beim Publikum sowohl magische Stille als auch Begeisterungsstürme hervorruft. Unendlich vielfältig in ihrer Anschlagskunst, mit feinsten dynamischen Nuancen und kreativer Gestaltung der musikalischen Motive lässt sie das Publikum eintauchen in die Klangwelt des Hammerflügels.

Lebendige Musik der Wiener Klassik

Sie macht lebendig, wie sich die Klaviermusik zur Zeit der Wiener Klassik und der Romantik angehört hat. Durch die geschickt ausgewählten Werke konnte sie die Klangfacetten des historischen Instruments und ihren Umgang damit zeigen.

Sie konnte auf der einen Seite ihre virtuosen Qualitäten ausspielen, wie im Presto C-Dur op. 67 Nr. 4 von Felix Mendelssohn Bartholdy oder in der Polonaise brillante Es-Dur op. 22 von Frédéric Chopin. Auf der anderen Seite, in Schuberts Impromptu c-Moll op. 90 Nr. 1 D 899 oder in Beethovens Variationen über „Nel cor più non mi sento“ G-Dur WoO 70, ihr besonderes Vermögen präsentieren, in die verschiedenen musikalischen Charaktere hineinzuschlüpfen und von grimmig, melancholisch, energisch, fröhlich und spitzbübisch alle Gefühlszustände überzeugend darzustellen.

Anmutige Bewegungen

Dabei war es eine Freude, ihren anmutigen Bewegungen und dem Wechsel ihres Gesichtsausdruckes zuzuschauen, alles völlig natürlich und ohne Pathos.

Den offiziellen Rahmen der Veranstaltung mit Begrüßung, Grußwort, Laudatio, Preisverleihung und einem Interview mit der Preisträgerin repräsentierten Rektor Christian Fischer und Christoph Marquardt, Enkel der Stiftungsgründerin und Vorsitzender der Iris Marquardt Stiftung. Sie taten dies sehr ansprechend und unterhaltsam, nicht zu lang und nicht zu kurz.

Beide betonten den Stellenwert von Kunst und Kultur in der heutigen Gesellschaft, die es zu verteidigen gilt gegenüber kunst- und demokratiefeindlichen Strömungen und kriegerischen Entwicklungen, wie sie gegenwärtig nur allzu präsent sind.