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Das neue islamistische Droh-Video und der Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul zeigen nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden eine neue Qualität in der terroristischen Bedrohung.

Berlin - Das neue islamistische Droh-Video und der Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul zeigen nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden eine neue Qualität in der terroristischen Bedrohung.

Besorgniserregend sei, dass in dem am Wochenende im Internet aufgetauchten Video erstmals Deutschland direkt angesprochen werde, hieß es im Bundesinnenministerium in Berlin. Bei dem Vermummten, der sich in dem Film gegen das deutsche Afghanistan-Engagement wendet, handele es sich nach ersten Erkenntnissen um den 1977 in Marokko geborenen Bekkay H., der die deutsche Staatsangehörigkeit besitze. Er sei den Ermittlern aus der islamistischen Szene bekannt.

Der Mann habe zeitweise in Bonn gelebt und halte sich nach Kenntnis der Behörden seit 2007 im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet auf. Sie gehen auch davon aus, dass er Zugang zu Führungskreisen des Terrornetzwerks El Kaida hat. Die Behörden halten ihn laut Innenministerium für "hochproblematisch" und "einen ernstzunehmenden Islamisten".

Parallel zu dem Auftauchen des Videos kam es am Samstag zu einem Selbstmordanschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul mit Toten und Verletzten. Dem Innenministerium zufolge untersuchen die Ermittler nun, ob das Attentat der deutschen Botschaft, einem vorbeifahrenden US-Konvoi oder beiden galt.

In dem Droh-Video aus dem El-Kaida-Umfeld fordert ein deutsch sprechender Vermummter den Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan, kündigt aber keine konkreten Anschläge an. Unter dem Titel "Das Rettungspaket für Deutschland" äußert er sich ausführlich zu politischen Vorgängen in der Bundesrepublik. Die Sicherheitsbehörden halten das Video für authentisch.

Damit werde "eine erhebliche Drohkulisse" ausschließlich gegen Deutschland aufgebaut, hatte ein Sprecher des Bundeskriminalamts am Sonntagabend erklärt. Der Film untermauere die Einschätzung der Sicherheitsbehörden, dass auch Deutschland im Visier islamistischer Terroristen steht. Man gehe davon aus, dass der zweite Teil des Videos auf den Oktober 2008 datiert, der erste jedoch jüngeren Datums sei.

Die Behörden gehen davon aus, dass Bekkay H. sich in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion einer Terror-Ausbildung unterzogen hat. Die Bundesregierung plant, dass das Training in einem "Terrorcamp" künftig unter Strafe stehen soll.