Gerät die in Lahr geplante Freizeiteinrichtung ins Stocken? Der Projektentwickler ist mit der von der Stadt vorgeschlagenen Fläche auf dem Flugplatz nicht komplett zufrieden. Die Verwaltung kündigt weitere Gespräche an, um eine Lösung zu finden.
Dass es bei der Standortsuche einen „Gewinner“ gibt, hat die LZ unter der Überschrift „Surfpark soll auf den Flugplatz“ bereits vor gut einem Monat vermeldet. Am Dienstag bestätigten die Verantwortlichen der Stadt bei einem Pressegespräch diese Nachricht: Nach einem monatelangen Suchlauf wurde aus vier näher untersuchten Alternativen (siehe Info) das Areal, das verwaltungsintern den Namen „Rheinstraße Nord“ trägt, als einzig umsetzbare Option ausgeguckt. Doch so klar wie der Weg Anfang der Woche noch vorgezeichnet schien, ist er offenbar doch nicht.
Am Mittwoch, einen Tag nach dem Medientermin, traf sich der Technische Ausschuss des Lahrer Gemeinderats zu einem nicht-öffentlichen Vor-Ort-Termin auf dem Flugplatzgelände. Mit dabei war auch der Ideengeber und potenzielle Entwickler von „Surfield“, Mario Gerlach. Die Stimmung bei der Inaugenscheinnahme des Standorts beschrieben mehrere Quellen unserer Redaktion im Nachgang als „gedrückt“ und „spürbar unterkühlt“. Auf Nachfrage erläuterte Gerlach am Donnerstag den Grund: „Die Fläche ist leider nicht so, wie ursprünglich einmal angedacht und ich mir das vorgestellt habe.“
Drei Hektar großer „Schlauch“
Bei der „Rheinstraße Nord“ handelt sich um ein gut drei Hektar großes, langgestrecktes Areal zwischen der Rainer-Haungs-Straße im Osten, der Fritz-Rinderspacher-Straße im Westen und der David-Schieni-Straße im Norden. Im Süden reicht das Gebiet bis in die Nähe des Gebäudes B 33, in dem bekanntlich ein Gründerzentrum eingerichtet werden soll. Gerlach stört sich daran, dass der Surfpark hier „von drei Seiten von Gewerbe eingekesselt“ wäre. Zudem sei es „schwierig bis unmöglich“, bei der schlauchförmigen Ausdehnung des Areals das gewünschte, fächerförmige Surfbecken als Herzstück der Freizeitanlage unterzubringen.
Wie dem Problem abzuhelfen wäre? Mit einer kleinen Flächen-Zugabe im nördlichen Teil des Geländes, Richtung Landebahn. So wie es laut Gerlach einst mit der Stadt besprochen gewesen sei. „Dann hätten wir Richtung Westen einen relativ freien Blick und könnten eine parkähnliche Umgebung schaffen, die dem Angebot mit Sport, Wellness und Naherholung gerecht würde.“
Stadträte stehen hinter dem Projekt
Die Erfüllung des Entwickler-Wunsches vermochte die Stadt am Donnerstag kurzfristig nicht zuzusagen, versprach aber weiterhin Dialogbereitschaft: „Der von Herrn Gerlach – noch ungeprüfte – Vorschlag ist Grundlage für den nächsten Gesprächstermin. Ob das so funktionieren kann, können wir jetzt ohne nähere Prüfung noch nicht einschätzen.“
Kein Wunder, schließlich hatte Sabine Maier-Hochbaum von der Abteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung, unter deren Federführung die Standortsuche lief, beim Pressegespräch von einer „intensiven Arbeit“ in den vergangenen Monaten gesprochen. Man sei sich sicher, die beste Lösung gefunden zu haben. Auch wenn noch nicht klar sei, dass in der „Rheinstraße Nord“ tatsächlich gebaut werden dürfte. Im weiteren Verfahren stünden vertiefende Prüfungen an, zum Beispiel zu Grundwasser, Flugsicherheit, Lärm und Altlasten. Dazu müsste zunächst ein städtebaulicher Vertrag mit dem Projektentwickler geschlossen und auf dessen Basis dann entsprechende Gutachten in Auftrag gegeben werden.
Doch zunächst wird jetzt ein ungeplanter Zwischenschritt eingelegt, gilt es erst einmal, einen Konsens in der Flächenfrage zu finden. Was wäre, wenn das Grundstück am Ende nicht vergrößert werden kann? Dann wird es laut Gerlach „nicht leicht“, Investoren für das avisierte 30-Millionen-Projekt zu gewinnen. Auch weil Erweiterungsflächen, etwa für Übernachtungsmöglichkeiten, fehlten. „So wie es sich jetzt darstellt, ist das Areal nicht attraktiv.“ Dennoch halte er – Stand jetzt – am Standort Lahr fest.
Die gute Nachricht: Im Anschluss an den Besuch auf dem Flugplatz hat sich der Technische Ausschuss für die Weiterverfolgung der Surfpark-Pläne ausgesprochen – nach LZ-Informationen einstimmig. Am Montag, 24. März, geht das Thema in den Gemeinderat.
So lief die Standortsuche
Initiator Mario Gerlach hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Surfpark lieber beim LGS-Gelände als auf dem Flugplatz gesehen hätte. Beim Pressegespräch erläuterten die Stadtverantwortlichen, was gegen diesen und die anderen in Erwägung gezogenen Standorte sprach.
Seepark West:
Das Gelände westlich der Vogesenstraße, das während der LGS als Parkplatz diente, hätte laut Verwaltung die größten Synergieeffekte zur Innenstadt versprochen. Außerdem sei das Areal gut angebunden, warte zugleich aber auf eine geeignete Nutzung. Jedoch: Mit 2,8 Hektar sei es nicht groß genug, ein weiteres Problem hätte die Lärmbelastung für die Anwohner in der Römerstraße werden können. Außerdem liegen dort die Bahngleise, vorbeidonnernde Züge hätten die Surfer stören können. Vor allem aber ist das Gelände gar nicht verfügbar – es gehört dem Land, das zurzeit prüft, ob dort ein Flüchtlingszentrum eingerichtet werden kann. Diese Prüfung läuft noch, Ergebnis offen, wie aus Stuttgart zu hören ist.
Dinglinger Allmend:
Ein Surfpark-Bau auf der Fläche zwischen dem Gewerbegebiet am Flugplatz und dem Tierheim wäre auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen gegangen, außerdem wäre die Erschließung aufwendig gewesen, so die Stadtverwaltung.
Rheinstraße Nordwest:
Das Areal, unmittelbar neben dem Flugplatzfeld gelegen, schied unter anderem deshalb aus, weil es für den Artenschutz vorgesehen und wichtig ist. Zudem wäre unklar gewesen, ob sich der nahe Flugverkehr und die Freizeiteinrichtung rechtlich vertragen hätten.
Am Ende fiel die Wahl auf die „Rheinstraße Nord“. Dafür sprachen aus Sicht der Stadt unter anderem die Verfügbarkeit der Fläche, die bereits vorhandene verkehrliche und infrastrukturelle Erschließung sowie die Lage unweit der Innenstadt. Außerdem ist das Areal teilweise bereits versiegelt – ein Vorteil gegenüber den landwirtschaftlich genutzten Flächen, die bei anderen Standortvorschlägen in Frage gekommen wären. Dass in dem Gebiet acht ehemals militärisch genutzte Gebäude stehen, darunter ein einstiger Bunker, in dem Lahrer Rockbands proben, ist aus Sicht des Rathauses keine unüberwindbare Hürde. All diese Immobilien müssten ohnehin abgerissen werden – dazu hatten sich die Stadt Lahr und die Gemeinde Friesenheim verpflichtet, als sie vor gut einem Vierteljahrhundert das Flughafenareal von der Bundesrepublik kauften. Die in der Rainer-Haungs-Straße aufgestellten Container, in denen Flüchtlinge leben, sollen indes bleiben, auch wenn der Surfpark gebaut werden sollte.