Im Kreis Rottweil gibt es zehn neue Todesfälle im Zusammenhang mit Corona. Foto: Parilov – stock.adobe.com

Im Dezember sterben im Kreis Rottweil mehr als 50 ältere Menschen im Zusammenhang mit dem Virus.

Es sind erschütternde Zahlen, die die Landkreisverwaltung am Dienstag bekannt gibt. In den vergangenen drei Tagen sind im Zusammenhang mit Covid-19 zehn Menschen gestorben. Am Montag erreicht der Inzidenzwert im Kreisgebiet die Zahl 400. Das ist landesweit der Höchstwert. Am Dienstag geht er auf 372,5 zurück.

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Kreis Rottweil - Am Dienstagmorgen noch versucht die Landkreisverwaltung zu beruhigen. Man habe die Lage im Griff, gerade, was die Ausbrüche bei den Pflege- und Altenheimen anbelangt. Dort sei es zunächst im November unter anderem in einer großen Einrichtung in Rottweil zu einem größeren Infektionsgeschehen gekommen. Aktuell seien drei Seniorenheime betroffen. Sechs Häuser, so Landrat Wolf-Rüdiger Michel in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern, befänden sich in Quarantäne. Das sei natürlich für die Bewohner und die Angehörigen äußert belastend. Die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Petra Sostak, betonte, man habe das Geschehen in den Heimen unter Kontrolle. Der Anteil der positiv Getesteten unter den Senioren nehme im Vergleich zu allen ab – von 21 auf nun zwölf Prozent.

Am Nachmittag wartet die Behörde dann mit dieser Nachricht auf und dürfte damit für einen weiteren Schockmoment im Kreis sorgen: Für den Zeitraum vom 19. bis 21. Dezember werden zehn weitere Todesfälle gemeldet. Es handelt sich demnach um sieben Frauen im Alter zwischen Mitte 80 und Anfang 90 Jahre sowie um drei Männer im Alter zwischen Mitte 60 und Anfang 80 Jahre. Damit sind seit Ausbruch der Pandemie 81 Menschen an oder mit dem neuartigen Coronavirus gestorben. Mehr als 50 davon allein im Dezember. Damit dürfte dieser Monat als rabenschwarzer Monat in die Pandemiegeschichte eingehen. Die Zahl der positiv Getesteten erhöht sich um 50 auf 3223. 403 Fälle gelten noch als aktiv.

Am Dienstag liegt Inzidenz bei 372,5

Die Pandemie wütet im Kreis, kurz vor den Weihnachtstagen, weiterhin beinahe ungehindert. Innerhalb weniger Tage ist der Inzidenzwert an Neuinfektionen im Kreis Rottweil um mehr als 100 gestiegen. Er beträgt am Montag 399, das Robert-Koch-Institut gibt ihn am Dienstag auf der Instituts-Homepage mit 400,3 an. Das ist der höchste Wert im Land, der 17-höchste Wert im Bund. Am Nachmittag dann wird ein Wert von 372,5 veröffentlicht.

Wie konnte es dazu kommen? Dieser Frage treibt auch das Gesundheitsamt und die Landkreisverwaltung um. Laut der stellvertretenden Leiterin des Gesundheitsamts, Petra Sostak, sei es nicht das Problem, dass es einzelne Hotspots gebe. Einträge in Heimen spielten eine Rolle, so Sostak, eine Rolle spielten auch Familien, ebenso Schulen und Kindergärten.

Zudem, so der Hinweis, werde offensichtlich im Kreis Rottweil überproportional viel getestet. Viele Fälle würden erkannt, noch bevor die Betroffenen Symptome zeigten. Das sei bei fast 60 Prozent der Fall. Wie hoch die Zahl der Testungen und dabei die Positivrate seien, könne indes nicht gesagt werden, da das Gesundheitsamt selbst keine Befunde entnehme und es keine Meldepflicht für die Stellen gebe, die Abstriche vornähmen.

Umgang mit Vorschriften und Regeln zu einfach

Landrat Wolf-Rüdiger Michel hat noch eine andere Quelle ausfindig gemacht: ein zu laxer Umgang mit Vorschriften und Regeln. Man könnte das mit Disziplinlosigkeit umschreiben. Beispiele: An Bushaltestellen würden Wartende oftmals nicht die zwingend vorgeschriebene Maske tragen. Michel verweist auf einen Gastwirt, der verbotenerweise heimlich fünf Gäste bewirtete. Er flog auf – wir berichten in unserer Dienstagsausgabe darüber.

Michel appelliert noch einmal eindringlich an die Bewohner des Landkreises, die Regeln zur Eindämmung des Virus’ einzuhalten und sich Reisen und Besuche über die Feiertage gut zu überlegen. Man müsse nicht alles machen, was erlaubt sei. "Jeder Kontakt ist ein Risiko", so Michel. Michel geht davon aus, dass ein Höchststand an Infektionen über den Jahreswechsel erreicht werde. Auch schließe er einen weiteren Anstieg bei der Inzidenz nicht aus. Er hofft, dass die Infektionszahlen ab der zweiten Januarwoche zurückgehen.

Die Vorbereitungen für das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle Rottweil laufen auf Hochtouren, berichtet der Erste Landesbeamte Hermann Kopp. Die Übergabe mit der Stadt Rottweil sei geregelt, am 28. Dezember werde mit dem Aufbau begonnen, dieser solle am 4. Januar abgeschlossen sein, um am 15. Januar mit dem Impfen beginnen zu können. Gedacht ist, nach einer Anlaufphase, zwischen 750 und 800 Personen am Tag zu impfen.