Chris Pardela (von links), Alexandra Stöhr und Felix Künemund bei einer der Krebssperren in PrinzbachFoto: Reinhard Foto: Reinhard

Der Signalkrebs aus Nordamerika breitet sich in den Deutschland aus. Auch in der Kinzig wurde er bereits nachgewiesen. Der Eindringling ist ein Konkurrent für den kleineren, heimischen Steinkrebs und überträgt außerdem die gefährliche Krebspest. Nur Krebssperren können die Ausbreitung der invasiven Art noch aufhalten.

Waschbären, Ochsenfrösche, Nutrias, Minks: Sie stammen nicht aus Deutschland, fühlen sich hier aber wohl und breiten sich aus – oft mit schwer wiegenden Folgen für die etablierten Ökosysteme und den darin lebenden, einheimischen Arten. Auch der Signalkrebs stellt eine Gefahr für den einheimischen Steinkrebs dar. Und er ist bereits im Kinzigtal angekommen.

 

Wo kommt der Signalkrebs ursprünglich her und wie gelangte er nach Deutschland?

Der natürliche Lebensraum des Signalkrebses sind Flüsse und Bäche in Nordamerika. Nachdem in Europa die Bestände der einheimischen Krebse durch die Krebspest stark zurückgegangen waren, wurden Signalkrebse in den 60er-Jahren nach Schweden importiert, um die Krebsfischerei wiederzubeleben. Mittlerweile hat sich die Art in so gut wie allen europäischen Ländern etabliert.

Wo wurde er in der Kinzig schon nachgewiesen?

Wie Fischereibiologe und Fisch-Monitoring-Experte Chris Pardela und Felix Künemund von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Freiburg berichten, wurde der Signalkrebs 2018 erstmals bei Gengenbach nachgewiesen. Bei einer Fischbestandsbergung wurden mehrere Exemplare gefunden. „Und zwar nicht nur ein oder zwei, sondern jede Menge und verschiedene Altersgruppen“, berichtet Künemund. Für die Experten ein Schock, denn das bedeutete, dass der Signalkrebs schon seit einer Weile in der Kinzig lebte und sich auch schon vermehrt hat. „Bis dahin waren wir davon ausgegangen, dass er noch nicht ins Kinzigsystem gelangt ist. Wir haben uns sicher gefühlt“, so Künemund. Auch in Steinach habe ein Angler bereits einen Signalkrebs gesichtet. Außerdem kann der Signalkrebs als hochmobiles Tier weite Distanzen zurücklegen. All das spricht dafür, dass er sich in der Kinzig schon weit ausgebreitet hat.

Warum ist der Signalkrebs für den einheimischen Steinkrebs so gefährlich?

Der Signalkrebs ist mit zwölf bis 16 Zentimetern bedeutend größer als der Steinkrebs, der höchsten neun Zentimeter lang werden kann. „Der Signalkrebs besetzt die gleiche ökologische Nische wie der Steinkrebs. Sie sind also direkte Konkurrenten. Aber der Signalkrebs ist deutlich größer und stärker“, erklärt Chris Pardela. Das größte Problem ist aber die Krebspest, die der Signalkrebs überträgt.

Was ist die Krebspest?

Bei der Krebspest handelt es sich um eine Pilzerkrankung. Sie ist hoch ansteckend und verläuft in der Regel tödlich. Ein Heilmittel gibt es nicht. Allerdings sind westamerkanische Krebsarten resistent, das heißt, sie sterben nicht an der Krankheit, sind aber Überträger. Bei den europäischen Arten sieht das anders aus. Sie haben dem Pilz nichts entgegen zu setzen.

Was kann man gegen die Ausbreitung des Signalkrebs tun?

Der beste Weg, um der Verbreitung der invasiven Art Einhalt zu bieten, sind Krebssperren. Bei einer Krebssperre werden die hohe Strömungsgeschwindigkeit des Gewässers mit einer glatten Oberfläche und einem Absturz mit Überkragung kombiniert. Die Seiten des Gewässerlaufs und die Schwelle am Oberlauf werden an einem mindestens 30 Zentimeter hohen Absturz mit einem Blech versehen. Es ragt ein bisschen über den Absturz hinaus. Oft werden zwei solcher Konstruktionen als Doppelsperre mit etwas Abstand zueinander aufgebaut, so dass das Zwischenstück als Kontrollstück dient. Krebs folgen instinktiv dem Wasserlauf und finden an dem Blech keinen Halt. „Für einen Krebs ist das so gut wie unmöglich zu überwinden“, versichert Pardela.

Sind der Aufbau und die Pflege einer Krebssperre aufwändig?

Nein. „Man braucht ein bisschen Blech, ein paar Schrauben und unter Anleitung kann das jeder Bauhof einbauen“, führt Pardela aus. Teuer seien die Sperren auch nicht; es sei mit Kosten im vierstelligen Bereich zu rechnen. Nutze man Abstürze und Dolen vor Ort, werde das Ganze etwas günstiger. Die Sperre müssen frei gehalten werden, denn Aufwuchs und angeschwemmtes Material kann der Krebs nutzen, um sie zu überwinden. Einmal pro Jahr muss das Blech geschrubbt und Algen entfernt werden.

Was können die Gemeinden des Kinzigtals tun, um die Ausbreitung des Signalkrebses zu verhindern?

Sie können Krebssperren bauen lassen. Alexandra Stöhr vom Nabu Kinzigtal wirbt bei den Gemeinden im Tal dafür. „Wenn die Gemeinden ihre Krebse schützen und eine Krebssperre einbauen, können sie die Maßnahme in ihr Ökokonto einbuchen und so die Kosten wieder refinanzieren“, erklärt Stöhr.

Krebssperren in Prinzbach

Im Prinzbach wurden kürzlich die beiden ersten Krebssperren im mittleren Kinzigtal eingebaut. Im Zuge der Artenuntersuchungen für das Windrad am Kallenwald zwischen Prinzbach und Seelbach wurden Steinkrebse in einem Zulauf zum Prinzbach entdeckt.Zusätzlich zu den Ausgleichsmaßnahmen für das Windrad hat sich die Badenova mit Unterstützung der Gemeinde Biberach entschlossen, Maßnahmen für diese Population zu ergreifen und Krebssperren errichtet. Damit diese richtig eingebaut werden, wurde Fischereibiologen Chris Pardela engagiert. Er leitete den Biberacher Bauhof beim Bau an.